Einleitung


und wieder blicke ich auf eine spannende Saison zurück. Einiges war gewohnt schön und vieles gewagt, aufregend und neu. Gut 50 Tage und Nächte hab ich dieses Jahr auf meinem kleinen Boot verbracht, fast 1300sm zurückgelegt und außer der Familie nichts vermisst. Es ist immer wieder schön aufzubrechen und es ist immerwieder schön anzukommen. Um dann wieder festzustellen, dass es wieder Zeit wird aufzubrechen. Es scheint ein ewiger Kreislauf zu sein, mein Kreislauf. Jetzt ist es schön zurück zu blicken und die Erinnerung zum Leben zu erwecken....


4.5 Schaprode- Hiddensee Anteuerung-Schaprode 13 sm

Es ist noch recht frisch, aber an diesem Tag strahlt die Sonne dermaßen, dass es Mittags doch schon etwas von einem Sommerhauch hat und daher tucker ich bei null Wind mal ganz gemühtlich über das glatte Wasser zur Ansteuerungstonne Hiddensee und genieße die Sonnenstrahlen und lasse mich langsam etwas über die Ostsee treiben. Da keinen Wellen sind, kann man tatsächlich bis zu 10 Meter tief den Grund sehen, da ja auch kaum Algen und diverses Grünzeug am blühen sind. So häng ich dann eine Weile über den Bordrand und starre ins Wasser, während von oben die Sonne strahlt. Ein schöner erster Saisontag. Ich nehme das mal als gutes Omen und freu mich auf den kommenden Sommer.



Frühjahrstörn



18.5. Schaprode-rund Hiddensee-Zingst 34 sm

Gestern sind wir in Schaprode angekommen (Robi und ich) und haben erstmal viel essen, viel Benzin und all unsere Klamotten gebunkert. Die Wetterprognose ist durchwachsen und leider zu wenig Wind und dann auch oft aus der falschen Richtung. Aber wir versuchen das Beste draus zu machen und motoren erstmal Richtung Hiddensee Ansteuerungstonne und setzen den Segel und fahren entspannt bei strahlendem Sonnenschein und östlichen Winden um 4 erst Richtung Barhöft und dann weiter über die Bodden nach Zingst. Ein wirklich gelungener und entspannter Tag. Mitfahrer Robi ist begeistert, allerdings ist seine Stimmung etwas getrübt,da genau an diesem Tag Energie Cottbus aus der dritten Liga abgestiegen ist....Versuchen beim Griechen in Zingst mit essen und viel Ouzo die Sache schönzureden...gelingt nicht wirklich...dann endlich verdientes Einschlafen mal ganz ohne Kranichgeschrei, wie es im Herbst ist.

19.5. Zingst-Strelasund-Gustow 26 sm

Robi hat frische Brötchen geholt und es lacht tatsächlich nach anfänglichem Nebeldunst wieder die Sonne. Frühstücken in Ruhe und motoren...anders geht das leider nicht, da wir dauerhaft Ostwind haben. Welle und Wind von vorne sind ok und so kommen wir zügig an Barhöft vorbei nach Stralsund. Leider kommen wir 20 Minuten zu spät und daher geht die Brücke
gerade runter, als wir fast da sind...machen daher noch ne gemühtliche Hafenrunde, vorbei an den Fischverkaufskuttern, dem Feuerlöschboot, dem Meeresmuseum und natürlich auch an der Gorch Fock. Dann legen wir den Mast, ab durch die Brücke, schnell wieder aufgerichtet und weiter geht es durch den Strelasund nach dem Naturhafen Gustow. Da war ich noch nicht und wir wollen ja auch mal was Neues kennen lernen. Und der Hafen ist wirklich schön. Gehört zu einer Hafenbetreibegesellschaft im großen Stil mit mehreren Häfen
und ist auch nicht der günstigste, aber schöne Keramik und Ruhe gibt es umsonst dazu...
labern, trinken, essen, schlafen...

20.5. Gustow-Vilm-Seedorf 24 sm

Haben noch genug Brötchen vom Vortag und Frühstücken erstmal ausgiebig. Dann heißt es wieder Motor an und bei erst wenig Wind gegenan durch den Strelasund Richtung Greifswalder Bodden. Fahren zur Belustigung der Urlauber mal ganz nah an der Stahlbroder Fähre vorbei und dann weiter raus
auf den Bodden. Durch die Thermik nimmt der Wind aber leider auf 3-4 BF zu und es wird doch recht ungemühtlich.
Drehen daher etwas seitlich Richtung Lauterbach und bekommen so die Welle etwas querer. Fahren an Vilm vorbei und Robi schwelgt in Erinnerungen aus seiner Kindheit, wo er direkt gegenüber mal baden war.
Überlegen nach Baabe oder Seedorf zu fahren. Nach dem Betrachten diverser Bilder im Internet fällt die Entscheidung
Zugunsten von Seedorf. Leider kommt wieder Hochnebel auf und uns auch ein Fahrgastschiff entgegen. Die Anfahrt nach Seedorf verdaddeln wir dann fast, da wir zu weit vom Fahrwasser abkommen und der Tieffenalarm uns dazu auffordert, irgendwas an unserem Kurs zu ändern. Der Hafenmeiser winkt uns dann auch schon zu und weist uns einen Platz an.
Seeeehr schön hier...Wenn auch nicht ganz günstig, aber hier is wirklich gut.Binnenfeeling. Robi bekommt endlich sein WLAN und
dann gehen wir essen. Während des Essens kommt dann der Regen...Schwein gehabt...


21.5. Seedorf-Landtief-Lohme-Arkona-Schaprode 60 sm

Stehen früh auf, da wir heute eine seeehr lange Strecke vor uns haben...
Finden ganz gut raus auf den Greifswalder Bodden und motoren bei null Wind über eine spiegelglatte See Richtung
Landtief. Kürzen dort wieder gut ab und können schön den Grund bewundern. Dann weiter über Göhren und Sellein und Baabe Richtung Kreidefelsen. Treffen dann dort nach einigem SMS hin und her tatsächlich Dirk mit seinen Feunden beim Angeln, welche uns von Lohme entgegenkommen...Kurzer Informationsaustausch mit Winken und Fotos und weiter geht es...sie Richtung Usedom und wir weiter Richtung Schaprode, die Welt ist klein...kurz vor dem Kreidefelsen dann totaler Seenebel mit max. 50-100m Sicht...dann unter 20 Meter...
Fühlt sich nicht gut an. Denke erst, dass geht vorüber, aber der Blick ins Internet verät, dass es so bleiben wird...Mist.
Schmeisse den Rechner an und starte das AIS...mehr kann man nicht tun...rausschauen lohnt bei der Sichtweite nicht wirklich. Robi ist etwas verunsichert, als ich mich dauerhaft in die Kajüte begebe, aber was soll man sonst machen.
Fährlinie sind wir zum Glück ja schon durch, aber da is ja noch die Offshoresache...und siehe da, es dauert nicht lange und da is auch schon grosses Gebrumme von dem Katamaranzubringer für den Windpark...auf dem AIS gut zu sehen, wie er mit 25 Kn irgendwo an uns vorbei zieht...
fühlt sich komisch an. Sehen durch die Nebelsituation nicht den Kreidefelsen und auch nicht Lohme...bei Arkona kurze Aufklarung...dann weiter durch die totale Suppe ohne jegliche Sicht auf Hiddensee und fleißig mit dem Plotter die Tonnen gesucht. Geht ganz gut, aber trotzdem etwas gespenstig das Ganze.
Am Abzweig nach Vitte und Kloster kurzes Motorgeräusch und 1 Sekunde Sichtkontakt zu dem querenden Wassertaxi...
Robi is das unheimlich...ich hänge so dazwischen...bin genug mit Navigation beschäftigt...verfehlen insgesamt dreimal die Fahrrinne...mit einem Kielboot wäre da Schluss gewesen, aber da wären wir auch langsamer gefahren...wird langsam dunkel und dann noch der Nebel.
Biegen aus dem Fahrwasser endlich Richtung Schaprode ab, es ist inzwischen 22 Uhr und von Schaprode sind nicht einmal Lichter zu sehen. Ist schon wirklich einen neue Erfahrung stundenlang in einen weiße Wolke zu fahren. Als wir endlich am Anleger der Fähre "Vitte" vorbei kommen, klart es auf und wir tuckern zum Steg. War ein verdammt langer Tag und wir genießen die Ruhe nach nun fast 11 Stunden unter Motor.
War ein schöner Törn mit relativ gutem Wetter, aber leider zuwenig Wind aus der richtigen Richtung. Haben Hidensee und Rügen fast als Acht gerundt und hatten einen kurzen Abstecher zum Darß. Für 4 Tage war das schon ein guter Saisonstart. Dann endlich Schlafen und am nächsten Tag hat uns der Alltag leider wieder...



Nur mal so...



4.6. Schaprode-Puddemin Ankerplatz 25 sm

Bin gestern alleine angereist und wollte mal eben rund Rügen und vielleicht sogar einen Abstecher nach Usedom...
Aber es sollte anders kommen...

Stehe früh auf und klariere alles, checke nochmal kurz das Wetter und der Wetterbericht bestätigt die Prognose: erst westliche Winde um 3 die dann im laufe des Tages nach Nord und dann Ost drehen.

Also Leinen los und schon geht es bei strahlender Sonne raus aus dem Hafen und da kommen mir schon die ersten Zweifel an dem Wetterbericht...es gibt keinen Wind aus West mehr, sondern bedingt auch durch die Thermik, kräftigen Wind aus Nord. Mist, jetzt aussenrum ist nicht gut und gegenan motoren hab ich keine Lust. Also neues Ziel: über Stralsund und den Greifswalder Bodden nach Usedom. Sollte doch ein Klacks sein und N/NW 3 is doch super...

Segel daher auch frohen Mutes Richtung Stralsund und genieße die Ruhe und Einsamkeit. Komme rechtzeitig vor der 1220 Brückenöffnung an und der Wind kommt immer noch gut achterlich ...kaum habe ich jedoch die Klappbrücken passiert und nähere mich der ersten Kurve im Strelasund, kommt der Wind genau von vorne und zwar mit bis zu 4 BF aus Ost. Schöne Wurst, dicke Welle und schlechte Laune.

So hab ich keine Lust bis Usedom durchzuprügeln und rund Rügen is mir so auch zu stressig, da ich bis hinter Nordperd motoren müsste und zwar heute und dann durchfahren müsste...
Checke nochmal alle Wettermeldungen und muss feststellen, dass dies heute mal nicht so gut läuft, da anders als vorhergesagt der Wind weht wie er möchte, getrieben von der Thermik der Landmassen. Gleichzeitig werden die Windstärken auch immer weiter nach oben korrigiert und jetzt gibt es für dieses Seegebiet auch schon Sturm und Windwarnungen für die kommenden Stunden. Schweren Herzens breche ich daher die Reise kurzerhand ab und biege ab Richtung Puddemin...Wenig Wind, keine Welle, Sonne und Wärme...was will man mehr.
Hier werfe ich gerne den Anker und genieße den Nachmittag mit lesen an Deck unter strahlend blauem Himmel. Es beruhigt ungemein mitten in der Natur zu sitzen und die Geräusche von Wasser, Vögeln, dem Rauschen des Windes und den Bäumen und am Mast auf sich wirken zu lassen..

Hat halt nicht sollen sein, aber stundenlang gegenan motoren und dann noch die Ungewissheit mit der Wettersituation lassen diese Entscheidung doch richtig erscheinen.

Morgen geht es dann mit den angesagten und hoffentlich auch vorhandenen Südostwinden von 3-5 Bf zurück und mit etwas Glück auch ununterbrochen unter Segel. Ich lass mich überraschen...

5.6 Puddemin-Schaprode 25 sm

Der Wind hält so wie erwartet und endlich kann man mal mit dem Wind entspannt in die richtige Richtung fahren. Ist ein schöner Segeltag und ich passe dann auch noch genau die Brücke in Stralsund ab und passiere sogar unter Segeln den Rügendamm, was will man mehr.







An dieser Stelle ein kurzer gedanklicher Einschub. Wie jedes Jahr, überlege ich immer aufs Neue, wo man denn im Sommer hinfahren könnte. Da jedoch die Zeit und das Wetter und auch das Boot die Überlegungen nicht gerader erleichtern, ist es nicht einfach sich vorher schon festzulegen. Wenn man nur drei bis 4 Wochen mit einer doch recht wetterabhängigen Jolle hat, dann ist der Radius irgendwann abgesteckt. Dieses Jahr sollte es aber unbedingt irgendwie mal wieder in neue Gefilde gehen. So saß ich also vor der Überseglerkarte und grübelte tagelang im Winter wo es hingehen könnte. Kurz bevor die 4 wöchige Sommerreise dann losgehen sollte, waren sich mal alle Wetterdienste einig: moderater Südostwind für mehrere Tage. Etwas seeehr Seltenes. Da flammte in mir eine alte und verwegene Idee auf. Vielleicht schaffen wir es ja von Schaprode bis zum Limfjord und durch ihn zur Nordsee und damit im weitesten Sinne zum Atlantik. Das wäre was. Aber da war ja noch der Kattegat und Kopenhagen ist nun auch nicht um die Ecke und Anholt ist mitten drin im Wassermonster. Das Dumme war nun auch, wenn ich mich für eine Reiserichtung entscheide (Dänemark, Schweden), dann bin ich da auch für die 4 Wochen und damit für den ganzen großen Sommertörn festgelegt, egal ob es klappt, oder nicht. Doch einen Versuch ist es auf alle Fälle wert und das Feuer in mir begann wieder zu brennen. Es kribbelte und die Abenteuerlust trieb mich an....









Sommertörn Schaprode-Nordsee und zurück



16.6. Schaprode

Stefan und ich sind heil in Schaprode gelandet und versuchen nun alle Dinge für das kommende große Abenteuer zu verstauen.
150 Liter Benzin, 20 Liter Wasser, Gepäck und Unmengen an Lebensmitteln für 4 Wochen...das dauert seine Zeit und zwischenzeitlich stellt sich mehr als einmal die Frage, ob wir tatsächlich alles unterbringen können. Nach gut 3 Stunden eifrigem Stauen hat alles seinen Platz und wir passen sogar auch noch ins Boot, aber der Wasserpass ist dann mal weg...
Seit zwei Tagen bin ich wie schon erwähnt in großer Aufregung, denn es gibt eine Wetterlage und einen verwegenen Plan. Wenn das Wetter wie angesagt eintritt, gibt es die nächsten Tage eine moderate Südostwindlage, durchgehend über Kopenhagen und Kattegat bis nach Aalborg zum Limfjord, und damit rückt ein weißer Fleck auf der Liste der Segelabenteuer in greifbare Nähe...wobei greifbar relativ ist...es ist weit und mit einer Jolle natürlich sowieso...werden sehen...

17/18.6. Schaprode-Anholt 153 sm

Bin so aufgeregt, dass ich sehr unruhig schlafe...Um 7 Uhr legen wir ab und wollen erstmal Richtung Kopenhagen. Der Wind kommt tatsächlich mit moderater 3 aus SO und die Ostsee hat kaum Wellen. Erst segeln wir noch, aber dann schläft der Wind ein und wir motoren bei sonnigem Wetter munter Richtung Kopenhagen. Es ist etwas diesig und so entschwindet der Dornbusch recht bald und Rügen sowieso...um uns rum einfach nichts. Bis wir dann in die Frachterlinie kommen, aber das geht ganz gut, obwohl relativ viel Verkehr ist. Hier etwas die Geschwindigkeit geändert und da etwas den Kurs und schon passt das. Das AIS ist wie immer sehr hilfreich dabei. Stimmung an Bord gut. Fahren und fahren, aber kein Land in Sicht. Dann endlich Klintholm querab, dann wieder nichts und dann endlich die Öresundbrücke vor uns. Diesmal kann uns nichts mehr aufhalten!!! Wind und Welle von hinten bei 2-3 Bf. Aber sie kommt und kommt nicht näher. Dauert dann doch ganz schön. Und dann ist es endlich soweit: wir fahren mit der "Tide 2" unter der Öresundbrücke durch, ein großer Moment. Ich freue mich sehr. Und alles im Abendrot. Sind etwas euphorisiert. Überlegen wie es nun weiter geht. Die Windprognosen sind weiterhin auf unserer Seite, also beschließen wir einfach weiter zu fahren - erstmal Richtung Helsingör. Wird also wieder nichts mit der Meerjungfrau...Ich schlafe zuerst und wir motoren mit Segel durch die recht helle und klare Nacht und dazu noch Vollmond. Als ich Stefan ablöse strahlt die Sonne schon die ersten warmen Strahlen aufs Deck und wir sind Höhe Helsingör. Stefan geht schlafen und endlich reicht der Wind zum Segeln. Immer noch SW jetzt mit 3-4 Bf - nächstes Ziel Anholt. Da ist er nun der Kattegat, das verrufene große Ding, das Wellenmonster, das Unberechenbare und wir mitten drauf. Kaum sind wir aus der Landabdeckung, nehmen die Wellen auch schon mächtig auf einen Meter zu und das auch noch bei Kreuzseen und immer noch leicht zunehmendem Wind. Am Ende sind es gute 4 Bf und gute 1 Meter Wellen. Das Groß ist gerefft und die Fock bleibt drinne, so geht es ganz gut mit 5 Knoten voran. Weit und breit nur Wasser. Die Sonne scheint und Stefan ist irgendwann auch wieder an Deck. Die Wellen machen uns doch sehr zu schaffen, es schaukelt recht doll. Stefan muss sich erbrechen und auch ich bin ganz schön durch. Aber das können wir nun nicht ändern. Es geht immer weiter gen Norden. Anholt ist sehr flach, daher fahren wir sehr lange in die unendliche Weite, bevor es endlich auftaucht. Und dann ist es soweit... das Unvorstellbare ist eingetreten: Anholt voraus. Und wir fahren regelrecht ungläubig in den schönen Hafen und legen an.

Nach 153 sm und gut 34 Stunden betreten wir wieder Land. Wir schwanken und merken erst jetzt so richtig, wie die Anspannung und Anstrengung der letzten Stunden von uns abfällt. Was für ein Schlag. Die längste Strecke, welche wir je am Stück mit der Jolle zurückgelegt haben. Wir kommen aus dem Dauergrinsen nicht mehr raus und trinken erstmal ein Radler und genießen.

19.6. Anholt-Gjöl 70 sm

Die Euphorie hält jedoch nicht lange. Laut Wetterprognose soll der Wind heute auffrischen und weiter auf Süd drehen und dabei Wellen von durchschnittlich 1,5 Metern erzeugen.
Gar nicht gut! Entweder warten, oder vor dem Wetter noch rüber Richtung Aaalborg. Also geht es nach 6 Stunden Schlaf sofort um 6.15 Uhr schon wieder los. Dass viele andere auch so früh losmachen, bestärkt mich darin richtig zu handeln. Wir setzen kein Segel und fahren mit dem Motor fast Volllast und die Strömung ist mit uns. Bei 5,5 Kn sind das dann weniger als acht Stunden bis rüber. Diesmal lautet das Motto: einfach heil rüber... Läuft auch ganz gut, Wind wechselnd um 2-3 und Welle moderat bis 0,5 Meter. Da sie aber seitlich kommt, schaukelt es doch wieder ganzschön. Kommen ohne Probleme rüber, abgesehen vom relativ starken Schiffsverkehr und erreichen exakt kurz vor dem Auffrischen des Windes Hals. Eigentlich wollten wir dort anlegen und der Hafen gegenüber sieht auch sehr gut aus, aber kaum im Limfjord sind die Wellen weg und Binnenfeeling kommt auf. Der Wind legt sich achterlich rein und wir fahren weiter unter dem Groß Richtung Aalborg. Wir sind nun auf dem Limfjord...Wahnsinn, vor ein paar Tagen noch undenkbar...ein Traum wird wahr und wir sind erst 3 Tage unterwegs...
Aalborg sieht auf den ersten Blick jedoch pottenhässlich aus. Industrie und hässliche Zweckbauten...dazu kommt jetzt leichter Regen auf und vor uns liegt eine Klappbrücke...die Stimmung fällt erstmal. An der Brücke steht zum Glück eine Uhrzeit und nach 25 Minuten öffnet sie und wir passieren die Strassenbrücke Aalborg. Das ist aber leider nur bedingt hilfreich, da es kurz dahinter eine Eisenbahnbrücke gibt und völlig unklar ist, wie wir die aufbekommen. Stefan findet im Netz eine Nummer, telefoniert und siehe da, nach 4 Minuten öffnet sie, nur wegen uns. Krass...es klart auf, die Stimmung steigt, querab ein Festival und auch Aalborg wirkt jetzt irgendwie freundlicher...
Setzen wieder das Groß und fahren mit immer noch Südost 3 Richtung Gjöl, wo unsere Fahrt für heute nun doch enden soll. An dieser Stelle sei noch auf ein Detailproblem hingewiesen: wir haben keine Seekarten für diesen Teil der Reise, da ich auch nie gedacht habe, dass wir es bis hierher schaffen könnten. Zum Glück gibt es die elektronische Karte im Plotter und ansonsten ist der Limfjord doch recht selbsterklärend betonnt und ausserdem haben wir ja ne Jolle...wird schon werden. Kurz vor Gjöl passiert es dann und der historische Moment ist da: der treue Südost verlässt uns schlagartig und dreht auffrischend auf West. Das war es nun. Wir legen nach drei Tagen und insgesamt über 200 sm in Gjöl an. Sind jetzt inzwischen ganz schön durch und froh, endlich mal irgendwo anzukommen. Auf dem Hafenklo hängt zufällg eine Seekarte vom Limfjord. Ich fotographiere sie mit dem Handy. Sie ist in der Zukunft noch sehr hilfreich. Der Luftdruck fällt und fällt. Die Wetterprognose ist verheerend. Die Fahrt ist hier erstmal zu Ende. Die nächsten Tage West bis 5 Bf, da macht es auf dem Fjord keinen Sinn gegenan zu motoren. Überlege lange hin und her, wie es weitergehen soll. Aber diesmal hab ich genug Zeit, auch für Hafentage. Also ist entspannen angesagt...

20.6. Hafentag Gjöl

Sind bei West 5-6 Bf eingeweht. Schaumkronen auf dem Fjord.

21.6. Gjöl- Aalborg 8 sm

Um nicht ganz dem Hafenkoller zu verfallen und da Stefan ja auch irgendwann nach Hause muss, fahren wir mit westlichen 3-4 Bf wieder zurück nach Aalborg. Am Abend frischt es wieder auf 5-6 auf und es gibt Regen und Hagel. Es wird tagsüber aber noch ein schönes Treiben-lassen mit gereffter Fock und vielen Gesprächen. Stefan nimmt langsam Abschied. Ich hätte es ihm gegönnt, dass wir es bis zur Nordsee gemeinsam geschafft hätten, aber es soll nicht sein.

22.6. Aalborg Hafentag

Der Wind weht immer noch zu stark aus West, aber das Barometer ist schon mal über die Tage von 1003 auf 1023 gestiegen und das Tief ist durch und die Sonne scheint. Stefan ist heute morgen zurück nach Hause und ich habe in Ruhe das Boot aufgeklart. Haben gestern nochmal 40 Liter Benzin geholt und ich werde heute nochmal 20 holen, man weiss ja nie. Nun bin ich erstmal alleine unterwegs, komisches Gefühl. Morgen ist immer noch West, aber max. 2-3 Bf und da sollte es kein Problem sein gegenan zu motoren. Der Wind soll dann irgendwann östlich drehen und so könnte es klappen über den Limfjord zur Nordsee zu kommen. Sie rückt in greifbare Nähe, ein verrücktes Gefühl. Hab den Tag noch ausgiebig mit Bastel- und Pflegearbeiten am Boot verbracht. Essensvorrat sieht noch sehr gut aus und Benzin sind inzwischen wieder 115 Liter plus 20 Reserve, dass sollte für den restlichen Törn hoffentlich reichen. Hab noch schnell ne Handwäsche gemacht und in die Sonne gehangen. Die Bodenbretter gestrichen und hier und da nochmal den Zustand aller Sachen kontrolliert. Steht somit aktuell alles wieder auf Anfang und ab morgen heißt es dann wieder Leinen los.

23.6. Aalborg-Ankerplatz kurz vor der Oddesundbrücke 56 sm

Es geht wieder los. 7 Uhr in der Frühe. Es ist so gut wie gar kein Wind aus West und das Rumsitzen der letzten Tage ist Geschichte. Leinen los und Reise, Reise... Leider mit Motor, aber ich muss sowieso dem betonnten Fahrwasser bis Aggersund folgen. Am Horizont ist einfach kein Ende auszumachen. Es sind schon ganz schöne Entfernungen hier. Komme nach zwei Stunden wieder an Gjöl vorbei und ab da beginnt unbekanntes Gebiet. Habe vorher nochmal in den Plotter geschaut und auf dem Handy hab ich noch die Fotos der Seekarte vom Hafenbüro in Gjöl. Das zahlt sich jetzt aus. Kurzer Blick aufs Handy und alles ist im Zweifel klar. Aber es geht einfacher als gedacht, da alles regelmäßig betonnt ist. Mache erstmal in Ruhe Kaffee und genieße das Alleinsein. Das Wasser ist spiegelglatt. Aber Aggersund kommt kaum näher. Dann irgendwann kommt noch ein Segler - vielleicht will der ja auch durch die Brücke... Bin hinter ihm und warte ab. Mit den Brückeninfos ist es wirklich ein Kreuz. Selbst im Internet ist das nicht einfach. Habe nach einigem Suchen eine Seite vom Aalborger Segelklub gefunden und die beschreiben das alles. Hab das dann mit dem Handy ins Deutsche übersetzt und schon wurde das Dunkel etwas klarer. Diese Brücke öffnet halbstündlich...mh...ist ja geich...und siehe da, ich muss nichtmal warten. Wir fahren durch und weiter geht die Reise. Die Sonne scheint und es ist endlich warm. Ein schöner Tag. Folge den Tonnen raus auf den Sund und dann ist freies Fahrwasser soweit man schauen kann. Peile ungefähren Kurs und lasse den Pinnenpilot sein Werk tun. Der Fjord wirkt hier fast wie der Greifswalder Bodden. Ich zähle insgesamt drei Segler...fühlt sich fast komisch an. Es kommt Wind auf. Erst ignoriere ich ihn, aber dann setze ich doch Segel und es geht gut voran mit dem Groß. Am Ende dann zu gut, da der Wind deutlich aufgefrischt hat. Suche schon eine Weile verzweifelt einen Ankerplatz, aber da gibt es keine Bucht zum verstecken. Dann doch was, ich versuche das Segel zu bergen und da merke ich, wie der Wind auf eine gute 4 und in Böen 5 aufgefrischt hat. Segelbergen macht sich dann nicht so gut...

Bin nun schon 12 Stunden unterwegs und möchte endlich ankommen. Auf dem Weg zu meinem auserkorenen Platz ist alles voller Netze. Ich fahre munter drauf los und schaue, ob irgendwo Schwimmer sind. Alles geht gut. Dann taste ich mich langsam mit dem Echolot zum Ufer vor. Bei 2.5 m fällt dann der Anker. Das Boot zottelt trotz Abdeckung mächtig daran...Schöner Sonnenuntergang und dann falle ich in einen unruhigen Schlaf, vermisse meinen Sohn und meine Freundin...irgendwie alles wie immer...

24.6. Ankerplatz Oddesundbrücke-Hafen Thyborön 22 sm

Werde vom kräftigen Schaukeln und Rucken am Anker geweckt. Und zwar um 5 Uhr! Schaue raus und bin sofort genervt. Der Wind hat leider weiter gedreht als gedacht und meine Abdeckung macht so keinen Sinn mehr, sondern ich liege inzwischen mit dem Heck zum Land auf Legerwall. Na super. An Schlaf ist nun nicht mehr zu denken. Pelle mich an und klariere auf. Dann starte ich den Motor und tüdel den Anker auf. Inzwischen sind wir bei unter 2 Metern und der Strand ist nicht weit. Alles geht gut und auf geht es zur nicht all zu fernen Brücke. Wieder das Öffnungszeitenproblem. Aber wie ich im Internet schnell rausbekomme, öffnet die Oddesundbrücke alle halbe Stunde um 15 und 45. Komme genau an und denke erst es tut sich nichts, aber dann geht sie hoch und hupt. Eine Brücke kann hupen? Das ist nun ganz was Neues. Er möchte bestimmt das ich in die Puschen komme. Inzwischen ist die Tiefe von 6 Metern auf 23 Meter gefallen und es gibt eine sehr starke Strömung. Zum Glück in meine Richtung und schwups bin ich durch und vor mir liegt die letzte Etappe zur Nordsee. Wieder so ein Riesenwassermonster. Der Wind schiebt dann doch ganz schön aus Ost und ich setze die Fock. Es geht gut voran. Mache Frühstück und bin guter Dinge. Der Wind frischt jedoch immer mehr auf und mit ihm kommt die Welle. Inzwischen schon mit Schaumkronen. Eigentlich wollte ich heute gleich wieder zurück, aber das sieht jetzt schon nicht gut aus. Aber jetzt bin ich so na dran an der Nordsee, da muss ich jetzt hin.

Als ich in den Thyborönkanal einbiege ist klar, ich werde heute definitiv nicht wieder zurück kommen. Bei einer guten 4 weht es mich regelrecht vor Top und Takel dem Ziel entgegen. Sichte Robben auf den Sandbänken. Leider auch viel hässliche Industrie. Endlich geht es um die letzte Kurve und da ist sie: die Nordsee !!!! Ich bin etwas in der Abdeckung und daher lassen mich die Wellen ziemich in Ruhe. Bin doch etwas ergriffen. Eine aufregende Woche und sage und schreibe gute 300 sm liegen hinter mir und dem Boot. Ich hab es geschafft! Ein verwegener Winterwunsch hat sich erfüllt: ich bin mit dem Jolli bis zur Nordsee durchgestoßen. Verrückte Sache, wirklich verrückt. Da ich jetzt definitiv hierbleiben muss, fahre ich in den großen Fischereihafen und dort ganz am Ende gibt es fast 20 Meter lange Boxen. Fahre munter ohne festmachen rein und mache vorne erstmal eine Leine fest und lasse mich im Wind hängen und tüdel dann in Ruhe noch eine Leine über die gespannte Festhalte und fertig is. Gibt ein komische Bild ab... das kleine Boot wirkt nun noch kleiner. Finde den Automaten und hole diesmal auch eine Stromkarte, um die total breite Batterie nach 4 Tagen endlich mal wieder zu laden. Tüdel noch etwas an dem Ladegerät und stelle fest, dass der eine Schalter scheinbar nicht richtig stand. Jetzt lädt es wieder richtig, aber in dieser Stel
ung hatte ich auch schonmal eine Batterie überladen. Ich beobachte das mal...

Was für ein großer Hafen. Nun ist klar, das lustige Binnensegeln endetet hier endgültig. Hier gelten andere Dimensionen. Gerne würde ich weiter nach Helgoland und Irland, aber da hilft alles träumen nichts, hier ist Schluss. Mit der Zeit und mit dem Boot sowieso. Ab hier geht es leider nur noch zurück. Aber da liegen auch noch große Abenteuer und eine schöne Landschaft vor mir. Samsö, dän. Südsee, Guldborgsund vielleicht....mal sehen wo der Wind mich hinlässt...

25.6. Thyborön-Vildsund 41 sm

In der Nacht ist der Südostwind etwas abgeflaut und nimmt weiter leicht ab. Bin trotzdem unruhig, ob ich da heil gegenan komme. Momentan gute drei. Klingt nicht viel, fühlt sich aber irgendwie mehr an. Mache dann gegen 10 Uhr los und am Anfang geht es ganz gut. Die Sandbänke auf denen die Robben chillen schützen etwas und von hinten schiebt der Strom durch den Thyborönkanal. Als ich aber an die Stelle von gestern komme, wo der Kanal mit der Strömung direkt östlich zum Wind steht, da is dann schlagartig der Spass zu Ende. Welle bis 0,7 Meter und Kreuzseen mit Schaumkronen. Ich weiß ja nun zum Glück, dass dies nicht über eine lange Strecke so bleibt, sondern nur bis zum Ende des Kanals, aber das hilft mir gerade nicht weiter. Es sieht nicht gut aus und fühlt sich auch nicht gut an. Meter für Meter kreuze ich mit Motor im Kanal gegen dieses Gekappel. Es ist nervenaufreibend. Der Motor hat kaum Grib und der Rumpf schlägt hart auf. Endlich bin ich durch und schlagartig wird es deutlich beherrschbarer. Ich stelle den Pinnenpilot an und mache Frühstück. Die Sonne scheint, der Tag könnte noch gut werden. Oddesundbrücke nähert sich langsam. Mir kommen einige Segler entgegen, welche motoren???? Sie haben achterlich ne gute drei und segeln nicht...sie bräuchten ja nur kurz an der Fockschot ziehen und fertig...merkwürdig. An der Oddesundbrücke muss ich warten und ein anderer Segler, welcher in einigem Abstand mit mir gefahren ist, fragt nach meiner Nummer und schickt mir kurze Zeit später ein Video und ein Foto, wie ich so gegenan motore. Verrückte Sache, jetzt kann ich mir selber zuschauen...Ich hatte ihn schon in Thyborön kurz gesprochen. Er kommt aus Rostock und hat ein eigenwilliges, aber sehr geräumiges Boot. Zweimaster mit Mittelcockpit. Mache auch noch schnell ein Foto von ihm und schick es ihm. Schon geht die Brücke auf und weiter gehts. Diesmal sind wenigstens kurzzeitig einige Boote auf dem Wasser. Aber schnell verläuft sich das wieder und als ich vom Hauptfahrwasser abbiege Richtung Vildsund, da bin ich schon wieder alleine. Bis auf die Robben. Neugierig wie sie sind, schauen sie hier und da aus dem Wasser, um zu sehen wer sie da stört. Das Wasser ist spiegelglatt und es ist warm. Zum Glück ist es inzwischen etwas bewölkt und die Sonne knallt nicht ganz so. Schöne Sandbänke, grasige Hügel und kleine Baumgruppen wechseln sich ab. Viele Hügelgräber sind an Land zu erahnen. Ich wollte eigentlich ankern und morgen früh nach Vildsund oder Thysted, aber bin etwas verunsichert durch die Wetterprognose und da die Brücke eh nicht mehr besetzt ist, gehe ich in den kleinen Hafen Vilsund. Der ist ganz nach meinem Geschmack. Kleine Boote, kurze Wege, günstig und Strom mit dabei. So soll es sein. Hier werde ich nun bis übermorgen abwettern und etwas chillen. War doch ein recht langer Tag heute wieder und die Ohren klingeln immer noch vom Motor. Wäre gerne gesegelt, aber da war nichts zu machen. Als die Windrichtung ab Oddesundbrücke zwar in die richtige Richtung geht, aber dafür auf fast 0 Bf abflaut, ist da leider nichts zu holen. Hafengebühr wird an der Tankstelle bezahlt und diese ist sage und schreibe 70m vom Steg entfernt. Ha, die Gelegenheit ohne vieles Schleppen mal wieder den Benzinvorat aufzufrischen. WC ist 30 Meter und Strom und Wasser 2 Meter vom Boot entfernt und alles für mich alleine. Sehr schöner Platz. Die Vilsundbrücke mit dem Autoverkehr stört da nicht wirklich. So, und jetzt kann der Wind kommen und ich wetter hier bis übermorgen ab. Mal sehen was da wirklich kommt. Die Wetterprognosen sind völlig unbeherrschbar, alles ändert sich ständig. Momentan sieht es nicht gut aus mit der Rückfahrt ab Hals, aber wir werden sehen. Spritverbrauch inzwischen bei ca. 120 Liter, macht ca. 150 sm mit Motor. Nicht gut, aber sind ja auch große Strecken. Schlafe entspannt ein...

26.6. Hafentag Vildsund
Da hab ich mich wohl durch die Wetterprognosen ins Bockshorn jagen lassen. Sitze jetzt seit heute früh und warte auf den großen Wind. Aber er lässt erstmal auf sich warten. Da hätte ich gut noch bis Gjöl weiterfahren können. Mist, das Fenster wird mir fehlen. Die weiteren Prognosen sehen nicht gut aus. Es gibt nur ab dem 28. ein 48 Stunden Fenster um bis Middelfart zu kommen. Danach kommt viel West, zuviel, und das sehr lange. Jetzt muss ich sehen, dass ich morgen vielleicht bis Hals komme, oder wenigstens bis Aalborg. Ist aber auch ein Kreuz. Entweder zu wenig Wind, oder zu viel...Hab den Tag erstmal genutzt und das Deck mit Süßwasser abgewaschen. Da war doch reichlich Nordseesalz drauf. Dann bin ich gepflegt mit Kanistern zur Tanke und hab ordentlich gebunkert. Wer weiß, wann das wieder was wird. Und bis nach Middelfart muss ich eventuell recht viel Motoren, um dem zu vielen Wind zu entfliehen. Hab den ganzen Tag Radio laufen, da fühlt man sich nicht so einsam. Eigentlich wollte mein Mitsegler Dirk jetzt mit dabei sein, aber das hat dann leider zeitlich und vom Aufwand alles nicht gepasst. Ist schon beschwerlicher allein. Man traut sich auch weniger und hat doch mehr Bammel vor großen Schlägen. Vom Nicht-abwechseln-können und dadurch zwischendurch Nicht-schlafen-können mal ganz abgesehen. Wir werden sehn. Jetzt ruh ich mich erstmal aus und morgen gehts dann hoffentlich gut voran und mit etwas Glück auch wieder mit Segel.

27.6. Vildsund-Aalborg 41 sm

Bin früh wach. Die Nacht wehte ein kräftiger, sturmartiger Wind aus West, wie angesagt. Es hat ganz schön gezottelt und geklappert, daher bin ich immer nur kurz eingedämmert. Raffe mich gegen 8 auf. Hilft ja nichts. Entgegen der Vorhersage bläst der Wind immernoch recht kräftig. Ich will jetzt aber los, denn es ist noch weit bis Aalborg. Im Hafen hab ich andere deutsche Segler getroffen, welche auch mit einem eher spartanischen Boot unterwegs sind. Die sind im Limfjord schon 6 Wochen unterwegs und fahren immer dorthin, wo es gerade passt und haben keine Eile. Sehr zu beneiden. Ich hab mir für den Limfjord gerade mal 5 Tage gegönnt und das ist eindeutig zu wenig und das merke ich inzwischen auch deutlich. Zu lange Strecken und viel zu viel Wasser für viel zu wenig Boot. Ich habe bis jetzt mit dem Wind sehr viel Glück gehabt, dass ich überhaupt zur Nordsee durchgekommen bin und auch wieder zurück. Aber jetzt wird das Wetter langsam ungemütlicher und hier gibt es wegen der puren Größe keinerlei Abdeckung. Passiere ohne Probleme die Brücke Vilsund und schon bin ich draußen. Geht besser als gedacht und ich setze Segel. Endlich mal wieder ohne Motor unterwegs. Aber ich hab mich zu früh gefreut, die Probleme lauern an anderer Stelle. Es ist böig und ich muss mich dem Fahrwasser anpassen. Der Wind kommt zu vorlich. Also mit Segel und Motor und ohne Übersichtskarte durchgefummelt. Endlich bin ich wieder auf dem großen breiten Sund Richtung Aggersund. Aber da wartet nun die Welle auf mich. Zwar seitlich, aber ich werde so durchgeschaukelt, dass mir fast schlecht wird. Da ich nun ständig an der Pinne sitzen muss, fällt Pipi und Essen aus und ich muss mehrere Stunden ausharren. Es ist schön zu segeln, aber gleichzeitig beschwerlich, ständig alle Manöver alleine machen zu müssen. Aber was solls. Die Sonne lacht und es geht voran. Kurz vor der Brücke hole ich die Segel ein und warte. Leider wartet die Brücke auch...auf die nächste Öffnung. Dümpel also recht lange davor rum und endlich um 17 Uhr geht es weiter. Ich motore nun durch bekanntes Gebiet, folge ohne Karte dem gut betonnten Fahrwasser und überschlage die noch verbleibende Fahrzeit. Nehme ab und zu die Fock dazu und komme auch mit über 5 Knoten gut voran, aber es ist immer noch weit bis Aalborg...Der Wind schläft langsam ein und ich schipper durch glattes Wasser vorbei an Gjöl und die langsam untergehende Sonne achter aus. Gelange gegen 22 Uhr in Aalborg an. Bin ganz schön geschafft. Mache Essen und überlege überhaupt die Hafengebühr zu zahlen, da ich morgen früh ja gleich wieder weg bin...bezahle doch..und schlafe wie ein Stein...


28.6. Aalboorg- Grenaa 63 sm

Mache früh los, da es wieder ein langer Tag wird. Schlechtes Wetter sitzt mir im Nacken und ich muss Strecke machen, um wenigstens vorher über den Kattegat zu kommen. Also heißt es heute mit Motor gegenan bei wenig Wind, dann soll er drehen und vielleicht kann ich dann segeln. Muss wieder durch die Eisenbahn- und Autobrücke. Ist mir jetzt aber alles zu theoretisch und ich lege kurzerhand den Mast. Bei der Eisenbahnbrücke verbleiben ungefähr 40 cm überm Mast. Daraus schließe ich auf einen Höhe von selbigem auf unter 3,20 Meter. Haben wir das auch mal geklärt. Weiter durch die Autobrücke, schnell Mast gestellt und schon geht es weiter. In Aalborg hat ein Kreuzfahrtschiff festgemacht. Noch 15 sm bis zur Ostsee. An dieser Stelle sei mal angemerkt, dass Aalborg vom Wasser aus überwiegend pottenhässlich ist und ich bin froh, als die Silhouette endlich achtern entschwindet. Jetzt wieder Frachteralarm. Fahre aber außerhalb der Rinne, also kein Problem...bis ich direkt neben mir Möwen stehen sehe...upsi, doch etwas zu dicht am Ufer lang gefahren. Komme bei Hals raus. Die Sonne lacht und nun gilt es einen großen Schlag zu machen, gegenan. Welle ist da, aber es geht ganz gut. Fahr parallel zum Ufer und biege dann später ab. Komme mittendrin über ein 2,5 Meter Flach. Das Wasser schimmert türkis und ich fühle mich kurzzeitig wie in der Karibik. Mit segeln wirds leider nichts, da der Wind nicht dreht und auch nachlässt. Also weiter mit Motor. Bin schon langsam taub auf den Ohren... Kurz vor Grenaa komme ich um die letzte Huk und da is dann kurz vor dem Ziel erstmal Schluss mit lustig. Wind und Welle direkt aus Süd, bei angesagtem West. Starke Dünung. Kämpfe mit Motor kreuzend gegenan. Meter um Meter, da die Strömung auch kräftig gegen mich ist. Da hatte ich den Kapeffekt doch etwas unterschätzt. Dauert dann noch gut 2 Stunden, bis ich endlich gegen 20 Uhr den Hafen Grenaa erreiche. Bin total fertig vom langen Tag und wunder mich immer wieder über den unermüdlichen Außenborder...12 Stunden Daueralarm und er fährt und fährt...Diese Qualität gibt es heute sicher nicht mehr...

Verfalle in Panik und Entsetzen, als ich den weiteren Wetterverlauf verfolge. Ab morgen nur noch fett Südwest und West für mindestens eine Woche. Studiere stundenlang die Prognosen und bin kurz davor die Reise hier abzubrechen. Es hat ja keinen Sinn. Bei 6 Bf brauch ich nicht auf den Kattegat und gegenan schon gar nicht. Bis jetzt war mir das Glück hold, aber jetzt ist scheinbar Ende...
Schlafe frustriert ein.

29.6. Grenaa-Hou 41 sm

Wache früh auf und werde mir wieder der misslichen Lage gewahr. Recherchiere nochmal sämtliche Wetterprognosen und entscheide nicht hier zu bleiben. Der Hafen ist nicht so doll und völlig ungeschützt. Laut Prognosen sollte es gerade so gehen. Aber alles frontal gegenan, ohne jegliche Abdeckung. Ich breche auf und motore am Ufer entlang mit Fock dazu. Das geht erstmal besser als gedacht, aber der Wind weht stärker als angesagt, das verheißt nichts Gutes. Und so kommt es dann auch. Reffe Fock und als ich bei der großen Aahuser Bucht aus der Deckung komme, da geht der Wahnsinn schon los. Schaumkronen, Wind mit 4 und brechende Wellen von vorne. Extrem grenzlastig, aber immernoch geht es gegenan voran, auch wenn die Strömung mich deutlich langsamer macht.
Dann hält auch noch ein Frachter direkt auf mich zu und ich versuche danach heil durch die Linie der ständig querenden Schnellfähre zu kommen, welche hier mit sage und schreibe 40 Kn unterwegs ist. Der Wind und die Welle lassen langsam nach. So ist gut und ich entspanne etwas und lese. Jetzt entspricht die Sache so halbwegs der Prognose: Welle 0,3 und Wind SW 3. Hier schließt sich dann auch ein Kreis von meinen Segelabenteuern. Vor 10 Jahren fing alles an mit diesem Boot und die erste Reise trug uns gleich bis Aarhus. Sinni
re vor mich hin und merke dabei kaum wie der Wind deutlich auffrischt und die Welle sofort anspringt. Schon die ersten bösen Klatscher mit dem Rumpf aufs Wasser. Muss etwas beidrehen doch die Lage wird dadurch anders misslich: ich fahre nun direkt über das einzige Flach, anders geht es nicht. Dort werden die Wellen natürlich noch größer. Wie ich der Seekarte entnehmen kann, gibt es wohl auch eine Stelle mit 0,5 Meter Tiefe. Hab keine Zeit rauszufinden wo das genau ist. Muss ständig an der Pinne über die Wellenkämme reiten, Motor auf Vollgas, Gischt schlägt kräftig über. Versuche irgendwie in Landabdeckung zu kommen, aber das sind noch gut 6 sm, also erstmal nichts zu machen. Inzwischen ist der Grund deutlich zu sehen. Das Echolot bleibt zum Glück bei 2 Meter stehen und dann wird es irgendwann wieder tiefer. Hier muss ich jetzt durch, das ist der Preis um entweder zu trailern und die Reise ist zu Ende, oder eine Chance zur Weiterfahrt aufzutun. Ich kämpfe mich stundenlang über die Aarhuser Bucht. Nebenan inzwischen Samsö. Endlich kommt das Ufer in greifbare Nähe und auch der Wind lässt langsam nach. Noch etwas Kapeffekt und ich bin endlich im Hafen von Hou. Ein schöner Hafen, ganz nach meinem Geschmack. Finde ganz hinten einen kleinen schönen und geschützten Platz und mache fest. Was für ein Ritt, aber ich habe es geschafft. Ich bin so fertig, dass ich erstmal einfach in der Plicht sitzen bleibe und vor mich hindöse...dann essen und Hafengebühr...
ich bin fast über den Kattegat. Die großen ungeschützten Strecken liegen jetzt hinter mir. Hier kann ich mich gerne einwehen lassen. Hier fährt eine Fähre nach Samsö, nach Endelave kann ich mich vor Top und Takel treiben lassen und eventuell auch zum nächsten nicht so fernen Hafen mit Halbwind segeln. Das klingt schonmal nach nem Plan. Und wenn alles schief geht, schaff ich es in 2 Tagen von hier in die dän. Südsee. Alles wird hoffentlich gut. Jetzt bleib ich erstmal im Hafen, der Motor kann sich ausruhen und ich entspann mal etwas. Schlaucht doch ganz schön mit dem Wetter im Nacken und immer im Stress, fortlaufend so große Schläge zu machen. Wie das andere über Wochen aushalten... Mal sehen was die Woche so bringt...
30.6. Hafentag Hou

Endlich mal lange und tief und fest geschlafen. Doch statt Wind erstmal Ruhe...bin verwundert...doch das Barometer verheißt nichts Gutes. Es fällt und fällt. Von 1023 auf 1008 in 24 Stunden...und dann innerhalb von 1 Stunde kommt der Wind von 1 auf 6 Bf und in Böen 7 und das Meer ist voller Gischt...Alles richtig gemacht...bin froh hier zu sein...

1.7. Hafentag Hou

Bin heute mit der Fähre rüber nach Samsö und dort zum Hafen Ballen. War sehr schön dort. Fischbulette essen, mit anderen Seglern unterhalten und einfach mal schauen was die anderen so machen. Bei der Überfahrt hat man erstmal die enorme Dünung gesehen, welche sich hier schon auf kurzer Fläche aufbaut. Überall Schaumkronen. Als ich zum Boot komme hab ich erstmal eine schwere Krise. Bisher ging es ja immer irgendwie weiter, aber jetzt sieht es wirklich immer noch nicht gut aus und wenn, dann noch später. Die richtige Beruhigung soll wohl erst nächste Woche Montag eintreten und dann ist natürlich unklar, was dann wirklich passiert. Dafür wird an den momentanen Winden immer weiter nach unten geschraubt. Aber leider nicht genug und immer zu weit SW. Da muss ich wieder frontal gegenan und so wie es jetzt windet, wird das definitiv nichts. Das macht mich wirklich fertig...Meine Geduld ist deutlich am Ende.

2.7. Hafentag Hou

Der Luftdruck ist wieder auf 2012 gestiegen, der Wind weht immernoch mit gut 4-5 und in Böen 6 Bf aus SW. Also alles unverändert. Entgegen allen Vorhersagen bleibt aber festzustellen, dass es nachts trotzdem immer deutlich abnimmt. Habe nochmal die Wellenprognose vom dänischen Wetterdienst gecheckt und sehe ein ganz kleines Fenster heute Nacht ab 2 Uhr, um bis Middelfart durchzustoßen. Die nächste Möglichkeit ist dann erst wieder Freitag, oder Sonntag. Man muss bei dem Wetter scheinbar immer schnell reagieren und nicht zuviel auf Prognosen geben, welche mehr als 24 Stunden in die Zukunft schauen. Bisher hat sich alles in Luft aufgelöst. Daher fokussiert sich jetzt alles auf diese Nacht. Werde versuchen so nah wie möglich in der Abdeckung direkt über sämtliche Flach nach Juelsmünde zu dengeln und von da weiter, wenn es gut läuft. Noch geb ich mich nicht geschlagen, dafür hab ich schon zuviel mit dem Boot durch. Wenigstens scheint heute die Sonne und ich werde nochmal die Batterie laden und einen Kanister tanken, da ja wieder mächtig was weggehen wird. Wasser bunkern steht auch an und Karten raussortieren für die Nacht kann ja auch nicht schaden. Kalt wird es werden. 9 Grad sind angesagt, aber ich hab genug Klamotten bei. Trotzdem ist die Lage misslich. Habe so eine eingewehte Situation in den ganzen Jahren noch nicht erlebt. Das geht nun schon seit über 2 Wochen so mit dieser anrollemdem Nordwestwetterlage. Erst noch mit kurzen Unterbrechungen und jetzt bläst es wohl 10 Tage komplett durch. Das ist wie Herbst, nur ohne Herbst. Ich weiß nicht, ob das früher auch so war. Ich werde überlegen müssen, ob es Sinn macht so abhängig zu reisen. Die Gefahr, dass es nicht funktioniert, ist in Zukunft scheinbar dauerhaft sehr hoch. Werde überlegen vielleicht wieder auf Binnen auszuweichen. So macht das jedenfalls wenig Sinn. Und das ist nicht unbedingt eine Frage von einem größeren Boot. Auch diese bleiben momentan im Hafen, denn was hat es für einen Wert ständig gegenan zu motoren und mit Windstärke 6 ununterbrochen bombardiert zu werden, von den Temperaturen und Schauern mal ganz abgesehen. Es bewahrheitet sich wiedermal gute Reiseplanung. Ein Drittel hin und zwei Drittel zurück. Ich hab mich dran gehalten und hatte ja sogar das Glück in einem Viertel der Zeit am Ziel zu sein. Nun arbeite ich mich über dreiviertel der Zeit zurück und ich sehe ja jetzt, wie die Tage dahinschmelzen und bin mir nichtmal sicher, ob es reichen wird.

An anderer Stelle, auf Lampedusa hat die junge Kapitänin Carola Rackete mit der Sea Watch 3 trotz Verbotes Italiens mit Flüchtlingen angelegt. Es geht dabei ums Prinzip und sie geht ein hohes Risiko ein. Es ist beeindruckend, dass es doch noch Menschen gibt, welche Verantwortung übernehmen und für Ideale eintreten und kämpfen. Respekt. Ansonsten weiß ich für das Problem der Flüchtlinge, der lebenswerten Lebensverhältnisse für alle und ein friedliches miteinander leider auch keine Lösung. Es bleibt ein ungelöstes und unendlich schwieriges Thema. Was wir Westeuropäer immer gut verdrängen, da es unser bisheriges Weltbild erschüttern würde, aber Wegsehen wird auf Dauer sicherlich nicht reichen. Die Sache kommt auf uns zu, so wie der Klimawandel, ob wir wollen oder nicht. Wir werden einen Weg finden müssen und alte Gewohnheiten und Traditionen über Bord werfen müssen, um einen neuen Weg zu beschreiten. Greta Thunberg hat da als Umweltaktivistin eine Tür aufgestoßen und wachgerüttelt und es wird Zeit umzudenken, denn es wird passieren...


Und was macht das EU Parlament? Es diskutiert und palavert wochenlang über einen neuen Vorsitzenden und alle wollen etwas vom Kuchen abhaben und die Lobbyisten der Industrie strampeln, damit alles weiter zu ihrer maximalen Gewinnoptimierung läuft. Es ekelt mich an und damit bin ich nicht alleine. Es besteht nach wie vor die Gefahr, dass dadurch das Vertrauen in die Politik immer weiter sinkt und dies durch das entstehende Vakuum auch immer mehr zur Gefahr für die Demokratie wird. Extreme treten verstärkt zu Tage und füllen diesen Freiraum.

3.7. Immernoch Hou 9 sm

Die Stimmung ist stetig am Sinken. Heute Nacht hab ich versucht wenigstens nach Juelsminde durchzustoßen. 15 sm kann ja nicht so schwer sein. Alle Wetterdienste prophezeiten ab 22 Uhr Wind von 2-3 aus W und Wellen bis 0,5 Meter. Ich beobachte im Hafen skeptisch die Situation, aber tatsächlich nimmt der Wind akut ab 22 Uhr ab und gegen 23 herrscht im Hafen fast Windstille. Sehr gut. Es ist sehr kalt, um die 9 Grad. Ziehe fettes Ölzeug an und lege frohen Mutes ab. Aber kaum abgelegt beginnt auch schon das Abenteuer. Hafenzufahrt und sämtliche Betonnungen liegen im Stockdunklen und alles ist nicht beleuchtet. Trotz des Kartenplotters ist es nicht ganz so enfach im unbekannten Revier zu manövrieren. Komme endlich aus der Hafenzufahrt an der letzten Untiefe frei und motore munter drauf los. Welle moderat seitlich, Wind höchstens 2. Eine gute Stunde geht das auch ganz gut, aber dann ist der Wind dauerhaft auf 5 Bf aufgefrischt und die Wellen türmen sich inzwischen über 0,8 Meter mit brechenden Schaumkronen auf...Bin nun doch genervt, auch wenn ich dem Braten von Anfang an nicht recht getraut habe...Gleichzeitig ist hier auch noch ein Flach und Strömung und Kapeffekt und Kreuzseen und alles auf einmal. Das Boot wird extrem in alle Richtungen durchgeschleudert und der Motor hängt mehr in der Luft, als im Wasser. Also Ende des Experimentes. Kurze Überlegung nach Endelabe durchzustoßen verwerfe ich, da der Hafen recht ungeschützt ist und ich mit einer guten 5 und bei der Welle nicht in das dunkle unbekannte Loch fahren will. Also erstmal wieder alles zurück auf Anfang. Aber auch das ist nicht so einfach. Die Wellen werden eher größer als kleiner und kommen quer achtern, wodurch das Boot extrem rollt und kaum auf Kurs zu halten ist. Es dauert unendlich lange, bis ich langsam wieder in die betonnte Zufahrt zum Hafen komme. Strömung ist auch gegen mich. Ganz langsam lässt die Welle endlich nach. Inzwischen ist es wegen aufgezogener Wolken stockdunkel. Man merkt jetzt erstmal wie verwöhnt wir in Deutschland mit unserer Betonnung sind. Hier ist nicht eine Leuchttonne und die gesamte Mole und auch die Molenköpfe sind komplett im Schwarz verschwunden, da wirkt es schon wie eine Ironie, dass auf einem Molenkopf des Fähranlegers ein rotes Licht blinkt....Das hätten sie sich nun auch sparen können. Ohne Plotter definitiv Nachts nicht zu befahren und das gilt hier für viele Häfen. Selbst mit Plotter bleibt es unheimlich immer auf gut Glück ins schwarze Nichts zu fahren. Endlich bin ich knapp an einigen Tonnen vorbei und fahre durch den stockdunklen Yachthafen und mache wieder an dem Platz fest, wo ich vor ein paar Stunden erst los bin. Als ich mit den Festmachern fertig bin und etwas runter komme, fällt mir erstmal auf, dass totale Windstille ist. Sozusagen Windstärke Null. Es wirkt grotesk zu dem , was ich gerade erlebt habe. Es scheint hier eine wind- und wassertechnische Sonderreviersituation vorzuliegen, welche bei Westwinden hier lokal zu diesen ungewöhnlichen Verwerfungen führt. Dafür fehlen mir eindeutig die Revierkentnisse. Ich gebe mich vorerst geschlagen auf der ganzen Linie und bin froh ohne Schäden wieder heil im Hafen zu sein und schlafe dann auch sofort ko ein. Nächstes Fenster kommt am Freitag. Das sieht erstmal vielversprechend aus, aber ich bin nun doch etwas verunsichert...Danach verheißen die Prognosen weiterhin viel Wind und erst ab Dienstag eine leichte Wetterberuhigung...wir werden sehen. Jetzt erstmal Wasser bunkern, eventuell etwas einkaufen, Boot putzen und chillen und hoffen...

3.6. Immernoch Hou

Langsam greift es mich doch psychisch an...hätte ich nich
gedacht. Der Wind weht immernoch mit einer guten 5 gleichbleibend aus Südwest nur unterbrochen durch Böen bis 7 und Schauern. Alles bei 13 Grad. Es ist wie im Oktober. Letzte Nacht hab ich in 2 Schlafsäcken geschlafen, da es bis auf 9 Grad runterging und gleichzeitig voll der Wind auf den Bug stand und es etwas durchs Luk zog. Bin inzwischen ganz schön am Ende...das Warten macht mich fertig...All der gute Flow der letzten Woche ist nun verbraucht...Ich hab den Hafenkoller...was soll man hier auch den ganzen Tag tun, als lesen und grübeln...ich fühl mich grad etwas gefangen...
Morgen gibt es ein Fenster Richtung Kerteminde, aber ich bin inzwischen auch ein bisschen ängstlich geworden. Der letzte Nachtschlag hat mir gereicht, dass will ich nicht nochmal. Und wenn ich mich morgen auf den Weg mache, gibt es zwischendurch kein Zurück mehr. Da muss ich dann durch, ob ich will, oder nicht. Dafür sieht die langfristige Prognose doch recht positiv aus. Nach 9 Tagen soll es dann ab Dienstag endlich dauerhaft abflauen und die Chancen sehen momentan sehr gut aus, dann ohne Probleme heil zurück nach Schaprode zu kommen, wenn auch leider ohne dänische Südsee.
Ich hoffe, dass die Prognose in etwa so bleibt und sich nicht wieder was dazwischendengelt...dafür hab ich tatsächlich keinen Nerv mehr, ist alles verbraucht... Sollte ich hier morgen heil wegkommen, tut das meiner Stimmung bestimmt gut....wir werden sehn.

5.7. Hou-Kerteminde 37 sm

Ich werde gegen 8 Uhr wach. Merke nicht wirklich einen Unterschied was den Wind angeht. Es weht nicht dolle, aber das hatte die anderen Tage ja auch nichts zu bedeuten. Checke daher nochmal ausgiebig alle Daten und stelle fest, dass das Fenster zur Überfahrt rein windtechnisch noch kleiner geworden ist. Um genau zu sein 4 Stunden. Der dän. Wetterdienst zeigt aber ein hoffnungsvolles Wellenbild für den Tag. Jetzt besteht mein Dilemma darin, nicht zu früh loszufahren, damit sich die Wellen beruhigen können, aber auch nicht zu spät, um nicht in den aufkommenden West zu geraten. Aus dem Bauch heraus starte ich um 9 Uhr. Gleichzeitig scheint der ganze Hafen aufzubrechen, da alle auf dieses Fenster sehnsüchtig gewartet haben. Die Fahrt aus dem Hafen raus kenne ich ja nun ganz gut und bei Tage betrachtet erkennt man sogar die Tonnen ganz gut. Als ich an der Stelle bin , wo ich schon in der Nacht gescheitert war, passiert wieder dasselbe: Kreuzseen und Wind, diesmal aber zum Glück in einer kleineren Ausgabe. Fahre zwischen Endelabe und Samsö durch und verdengel mich etwas mit dem Kurs. Erst als ich mich so über das türkise Wasser freue und der Tiefenmesser 2,5 Meter anzeigt, mach ich mich schnell in tiefere Gefilde auf. Hinter mir sieht man nun deutlich die Windkante, immernoch Schaumkronen und Kreuzseen. Es muss an den Fjorden, der Windrichtung, den Flachs und der Strömung liegen. In der Abdeckung von Endelabe ist nun alles schön, wenig Welle von der Seite und Sonne von oben. Habe zum Motor noch zusätzlich zur Stabilisierung die Fock gesetzt. Ist schade um den schönen Westwind, welcher seitlich achtern mit gut 4 weht, da könnte man schön segeln. Aber dafür ist mir die Lage zu unklar und ich will hier schnellstmöglich rüber. Mit Motor, Fock und Strömung bin ich nun mit gut 6 Knoten unterwegs. Als Endelabe zurückbleibt, ist auch die Abdeckung weg. Die Wellen bauen sich wieder bis zu 0,7 Meter aus. Aber diesmal deutlich aus achtern und so schaukelt es zwar kräftig und der Kurs ist schwer zu halten, aber die Wellen können mir so nichts anhaben und laufen bei 19 m Tiefe sehr geordnet. Langsam lässt wie angesagt der Wind noch mehr nach. Sehe die Landspitze von Fünen und den Küstenverlauf mit kleiner Steilküste. Wegen der Wellen, möchte ich schnellstmöglich in den Belt und in Abdeckung, daher versuche ich bei Fyns Hoved so weit wie möglich unter Land abzukürzen. Die Tiefe steigt in kurzer Zeit von 19 auf 4 Meter und gleichzeitig trifft hier der Strom auf die Welle. Das ergibt kräftige Strudel und Verwerfungen im Wasser. Sieht etwas gruselig aus und fühlt sich komisch an da drüber zu fahren. Ohne Plotter wäre es aber noch aufregender geworden, da auch noch Untiefen und mehrere Wracks in 1,5 Metern Tiefe lauern. Schade dass die See nicht glatter ist, dann hätte ich da mal nachgeschaut. Endlich bin ich um die Ecke rum und von mir fällt echt eine Last ab. Der Kattegat liegt nun endlich hinter mir. Es ist wieder mal geschafft. Eine Woche hat er mich gefesselt und nun bin ich wieder frei. In der Abdeckung motore ich nun entspannt die schöne Küste lang auf dem großen Belt und sehe schon die große Beltbrücke voraus. Hier kreuzt sich nun auch wieder, wie ich der Karte entnehmen kann, mein Weg mit dem Boot wie vor 10 Jahren, wo wir von Aarhus in einem Stück nachts nach Aggersö durchgefahren sind. Damals noch ohne Plotter und AIS. Ging auch, war aber beschwerlicher. Die Insel Romsö wäre uns beinahe damals in dunkler Nacht zum Verhängnis geworden, wir hatten sie schlicht übersehen. Nun bin ich also mit dem gleichen Boot wieder hier. Wer hätte das gedacht. Anders als damals werde ich erstmal für heute in Kerteminde festmachen. Inzwischen frischt der Wind wieder auf die gewohnten 5 Bf aus West auf. Das Zeitfenster ist um. Und er nimmt auch nochmehr zu, als ich endlich im Hafen festmache. Die Sonne scheint, es ist warm und überall ist Gewusel in diesem großen Sportboothafen. Ist mir nach der Woche in der Einsamkeit erstmal etwas ungewohnt, aber nicht gänzlich unsympathisch. Morgen Abend kommt mein Mitsegler Dirk an Bord und dann geht es entweder Montag, oder Dienstag weiter Richtung Smalandsfahrwasser. Die letzte Woche und damit das letzte Kapitel dieser Reise nimmt dann seinen lauf. Bin jetzt schon etwas melancholisch, aber so ist es halt. Irgendwann endet alles und noch liegt ja eine gute Woche vor mir. Muss mich dann wohl erstmal wieder an die Zweisamkeit gewöhnen...Bin froh, dass alles bisher doch so gut verlaufen ist, trotz der ungewöhnlich vielen Hafentage. So wie es jetzt aussieht werden wir heil und pünktlich zurück sein. Bisher 561 sm in 11 Fahrtagen, das entspricht einer Durchschnittsfahrstrecke pro Tag von 50 sm....Mann, oh mann...jetzt weiss ich auch, warum ich hinterher immer so geschlaucht bin...


An der Stelle sei auch nochmal für alle Dickschifffahrer und alle Binnenjollifahrer erwähnt, dass es aufgrund der Welle und der besonderen Widrigkeiten des Schlingern des Bootes und der damit immer verbundenen beschwerlichen Manöver, im Verhältnis zum Dickschiff deutlich anstrengender auf derselben zurückgelegten Strecke ist. Daher kann man meiner Meinung nach guten Gewissens, um einen Vergleich mit den hier in diesen Seegebieten üblichen Booten zu ziehen, davon ausgehen, dass die Strecken von der Anstrengung her eher um den Faktor 2-3 zu erweitern sind. Sprich eine Überfahrt mit der Jolle von 50 sm, würde demnach mindestens einem Schlag mit einem größren Dickschiff von 100 -150 sm entsprechen. Da ich schon viel auf Dickschiffen gefahren bin, halte ich das durchaus für realistisch. Daher lässt sich die reine gefahrene Strecke zwischen diesen völlig unterschiedlichen Fahrzeugen nicht so einfach vergleichen!

Ich hoffe, dass wir die restliche Strecke etwas mehr zum Segeln kommen, da der Motoranteil bei diesem Törn leider doch sehr extrem ist. 140 verbrauchte Liter bisher mit einem Außenborder sprechen da eine deutliche Sprache (ca.210 sm bisher).

Werde doch immer häufig von anderen Seglern angesprochen. Es ist eine Mischung aus Neugierde, Nostalgie und Mitleid..irgendwie so..aber ich freu mich in jedem Fall. Man kommt ins Gespräch und kann Erfahrungen und Erlebnisse austauschen. Da wird ein Kaffee gereicht und dort beim Anlegen geholfen und auch mal aufs Boot eingeladen. Man ist dann doch nicht so alleine. Eben waren zwei ganz erstaunt über die innen liegende Rollreffanlage, sie haben wohl mit ihrem kleineren Boot immer Schwierigkeiten mit der außen liegenden. Da wusste ich jetzt auch nicht wirklich weiter. Die Leine ist natürlich wichtig und deren Oberfläche. Als sie weg waren, war ich dann doch erstaunt, dass dieser komische Ostimproquatsch so reibungslos funktioniert. Seit Jahren hatte ich jetzt keine Schwierigkeiten. Aber ich achte auch immer darauf, dass alles gut geschmiert ist, frei läuft und die Fock auch straff durchgesetzt ist. Dann geht das eigentlich ohne Probleme. Und die Wasserproblematik habe ich nun auch schon Jahre im Griff, nachdem ich einmal Eimerweise Wasser im Boot hatte. Gehen tut alles irgendwann. Man muss sich nur irgendwie damit auseinandersetzen und manches braucht manchmal seine Zeit.

6.7. Hafentag Kerteminde

Wieder zieht viel Wind durch und es ist recht kalt. Abends kommt mein Mitsegler Dirk an Bord. Muss mich erstmal umgewöhnen nachdem ich 2 Wochen alleine unterwegs war. Aber so is doch besser...

7.7. Hafentag Kerteminde

Immernoch eingeweht. Schauen uns den Ort an.

8.7. Kerteminde -Aggersö 26 sm

Haben den ganzen letzten Abend die Wetterprognosen durchgearbeitet und es gibt etwas nachlassenden Nordwestwind ab 11 Uhr und der dän. Wetterdienst beharrt standhaft darauf, dass dann auch die Welle nachlassen soll. Ich habe trotzdem gemischte Gefühle. Ist halt doch nicht ohne quer über den großen Belt mit der Jolle. Als ich vor 10 Jahren hier lang bin, hatte ich mir vorgenommen das nie wieder zu machen. Zu große Wellen, Strömung und Schifffahrt. Aber heute soll alles von achtern kommen und es wird uns so oder so nach Aggersö spülen. Also legen wir gegen 11 Uhr ab und in der Abdeckung geht es dann erst noch ganz entspannt los. Setzen das Groß und es geht gut voran. Nach kurzer Zeit is die Abdeckung weg und schon haben wir große Wellen, welche leider auch etwas seitlicher kommen und es rollt ohne Ende. Wind bleibt aber moderat bei 4 Bf. Und wie schon damals kommt die Brücke einfach nicht näher, obwohl sie zum Greifen nah aussieht. Dirk ist etwas mulmig aufgrund des Seeganges. Ich entspanne etwas, als ich merke, dass es nicht weiter zunimmt. Die Sonne scheint und endlich wird auch mal gesegelt! Was will man mehr? Endlich ist es soweit: zum zweiten Mal kreuze ich nun mit der Jolle die große Beltbrücke. Bin doch etwas ergriffen, als es passiert. Wir queren die Fahrrinne unvorschriftsmäßig, aber für uns am sichersten direkt unter der Brücke. Damit sind wir auch die Berufsschifffahrt los und nun segeln wir beide entspannt der Insel Aggersö entgegen. Es ist ein wirklich schöner Tag und ich bin erleichtert, dass dieser doch ungewisse Teil der Reise nun hinter uns liegt. Zwischen Aggersö und Sjelland ist es wahrscheinlich wegen der Strömungen bis zu 40 Meter tief. Fahren in den Hafen von Aggersö und ich lasse die Gedanken zurückschweifen an die letzten Besuche hier. Treffe den Segler aus Rostock mit seiner "Dark Blue" wieder, welchen ich im Limfjord getroffen hatte. Er hat in Grenaa abgewettert und war dort im spektakulären Motorenmuseum. Auch nicht schlecht. Machen noch einen kleinen Inselspaziergang. Alles wie immer, alles gut. Das Leben kann so einfach sein. Schöner Sonnenuntergang, Wein und Rum.

weitere Beschreibungen aus dem Logbuch:

9.7. Aggersö- Femö 19 sm

1115 abgelegt Gross gesetzt 4, kn 1015, bewölkt, NW 3-, Kurs Femö
1400 Segel eingehol, Wind W 2, Motor 5 kn, starkes Rollen durch Wellen
1410 Schweinswal gesichtet, Femö voraus, aufgeklart 1015, W 2
1600 angelegt, 20 sm

10.7. Femö-Gedser 33 sm

0930 Femö abgelegt, Wind NNW 4 1012, leicht bewölkt, Wellen, Fock gesetzt 4,3 Kn
1230 Brücke Guldborgsund passiert,
Fock geborgen
1515 Brücke Nyköbing passiert, bisher alles gesegelt
1530 werfen Anker und warten noch etwas, da uns Wind und Welle Richtung Gedser zu gross erscheinen und der Wind nachlassen soll
1800 Anker auf, Segel gesetzt
1930 Segel ein, viel Welle, Gedser voraus
2100 festgemacht, 34 sm

11.7. Gedser- Barhöft 46 sm

0915 abgelegt, 1015 leicht bewölkt West 2, kaum Welle, Motor 4,7 kn
1130 Kadettrinne Tonne W72 passiert
1230 E 72 passiert, Kadettrinne hinter uns, Kurs Darsser Ort
1400 Darsser Ort passiert, Kurs Gellen
1900 Barhöft geankert, Segelkamerad aus meinem Segelverein getroffen, auch mit Jolli, geht bei

12.7. Barhöft-Schaprode 12 sm

gegen 0011 Anker auf und Endspurt leider unter Motor nach Schaprode



Die Limfjordreise nochmal kurz in Zahlen:



-677 sm in ca. 14 Fahrtagen macht knapp 50 sm pro Fahrtag


-Spritverbrauch ca. 200 Liter für ca. 300 sm mit Motor, entspricht ca. 60 Motorstunden

-Unter Segel ca. 380 sm entspricht bei 4,5 kn ca. 85 Stunden





Eine Woche mit Ulrike Boddengewässer


26.8.-31.8. Schaprode-Hiddensee (Vitte) in einer Woche über Ralswiek nach Schaprode zurück 4/20/20 macht 44 sm

Hiddensee ist immer eine Reise wert und bei jeder Jahreszeit irgendwie schön. Daher tut es gut mal wieder hier zu sein. Tagsüber die Insel erkunden und Abends ins Zeltkino und dann ins Boot. Das entspannt und so könnte es ewig weiter gehen.

Die Kehrseite ist jedoch, dass in den letzten Jahren der Tourismus immer stärker und mit großem Lobbyismus (Baugenehmigungen, Fördergelder, niedrige Zinsen, Steuerabschreibung) zugenommen hat und mit ihm auch der Ausbau und Ausverkauf von Natur und Heimat. Die einzige (Billig)jobmaschine muss laufen, um jeden Preis. Für mich stellt sich daher öfter mal die Frage, wann es dann vielleicht mal kippen könnte. Zu teuer, zu voll, zuviel Verlust an Ursprünglichkeit. Und oft auch ganz klar das Gefühl vom Abzocken. Mit Gastfreundschaft und Miteinander hat das nur noch selten zu tun. Das betrifft Einheimische und Zugezogene gleichermaßen. Das Essen ist bis auf ganz wenige Außnahmen grottenschlecht, Übernachtungen völlig überteuert und überall wird hier und da kassiert. Von Wortkargheit und Unfreundlichkeit mal ganz zu schweigen. Zahlen, Klappe, weiter....Das ist an der ganzen mecklenburgischen Küste so, warum sollte es hier also anders sein. Das "Erntedankfest" dieses Jahr mit Ballermannfeeling ist da leider auch einer der traurigen Höhepunkte. Sylt lässt grüßen und wieder nichts gelernt...Der Inselgeist ist in Gefahr, aber noch gibt es viele schöne Ecken und zum Glück ist es nicht überall so und es gibt immernoch auch sehr positive Ausnahmen...



Absegeltörn eine Woche mit Stefan


21./22.9. Rund Rügen am Stück 90 sm

Sind relativ schnell vom Auto ins Boot und gegen 17 Uhr raus aus dem Hafen. Sonne scheint noch ganz gut. Fahren Richtung Stralsund und legen dann gegen 20 Uhr im Dunkeln den Mast und fahren in stockdunkeler Nacht durch den Strelasund. See spiegelglatt und totale Windstille. Mond geht auf. Ziehen über den Greifawalder Bodden unter Motor einen Strich durch die glatte See Richtung Tonne Thiessow und dann weiter Richtung Landtief. Stefan hat zuerst geschlafen. Wecke ihn gegen 2.30 Uhr bei Landtief und schlafe beim Summen des Motors sofort ein. Stefan weckt mich gegen 7.30 Uhr und die Sonne ist schon aufgegangen und strahlt den Kreidefelsen querab an. Lassen uns treiben und frühstücken zwei Stunden. Dann weiter mit Motor bis Arkona. Langsam kommt westlicher Wind auf und wir segeln erst langsam und dann immer schneller Richtung Hiddenseefahrwasser und dann rein nach Schaprode. Rügen Rund in 24 Stunden und 90 sm. Wir sind ko aber glücklich. War nochmal ein sommerlicher Rundumschlag.

23.9. Schaprode-Prerow 34 sm

Heute geht es mit östlichen Winden um die 4-5 Bf und gerefftem Groß Richtung Prerow. Legen unter Segel ab und los geht die Fahrt. Erst noch etwas kneifen im Fahrwasser Richtung Stralsund und dann geht es mit achterlichem Wind Richtung Barhöft. Angeln ein treibendes Fischerfähnchen aus der Fahrrinne und freuen uns darüber wie die Schneekönige. Weiter gehts am Bock vorbei Richtung Zingst. Ein Traumsegeltag. Wir rauschen dahin und die Sonne strahlt am blauen Himmel. Schon ist Zingst vorbei und wir sind zu früh an der Meiningenbrücke. Machen am Dalben fest und warten. Dann im schönsten Sonnenuntergang geht es durch die Brücke und den Prerowstrom. War lange nicht mehr hier. Ist wirklich schön hier. Legen an und schon ist Dunkel. Hafen komplett leer. Labern und schlafen.

24.9. Prerow-Wustrow-Zingst 29 sm

Das Wetter sollte für heute ja nicht ganz so gut werden,aber voll bedeckt mit Nebel und Niesel fetzt dann doch nicht so. Raffen uns dann aber doch auch und fahren durch den von dichtem Nebel durchzogene Boddenlandschaft Richtung Saaler Bodden. Tuckern so gemühtlich rum und suchen hier und da die Tonnen. Dann lassen wir uns vor Wustrow einfach auf dem Bodden bei null Wind und Welle treiben und machen Mittag. Dann noch nen Käffchen und ab geht es zurück zur Meinigenbrücke. Unterwegs treffen wir noch einen Tonnenleger und diverse Ausflugsdampfer und sonst so gut wie Niemanden. Sehr schön. Nach einem etwas kräftigerem Nieselregen klart es endlich etwas auf. Stellen fest, wir sind spät dran und drehen Motor voll auf, Schwert hoch und zwecks Trimm einer nach vorne aufs Deck. So spurten wir zur Brücke um dann doch noch rechtzeitig zu passieren. Dann kurzes Durchschnaufen und Anleger in Zingst und schon wird es dunkel.
Ein komischer, aber trotzdem guter Tag geht zu ende.

25.9. Zingst-Barhöft 15 sm

Statt der angesagten Sonne ist wieder dichter Nebel. Gegen 9 klart es etwas auf und wir machen gegen los. Tuckern gemühtlich über die Boddenlandschaft an Barth vorbei und dann wieder Richtung Bock. Wetter durchwachsen. Kein Regen, aber leider auch keine Sonne. Legen gegen 14 Uhr Barhöft an und überfallen erstmal die Fischbude. Nachdem unser Hunger gestillt ist scheint tatsächlich die Sonne und es wird kurz noch einmal sommerlich. Entspannen und chillen auf dem Boot.

26.9. Barhöft-Schaprode

Alles geht mal zu Ende und leider auch dieser sehr schöne Sommer. Haben noch einmal eine entspannte Überfahrt nach Schaprode und dann ist es vorbei mit dem Wetter und leider auch mit der Saison.


1247 sm


Aber nach der Saison ist ja bekanntlich vor der Saison und daher ist das Boot inzwischen an Land und der neue Unterwaseranstrich dran und der Motor und alle Kleinigkeiten gewartet und repariert, so dass es bald wieder losgehen kann.

Außerdem wurde mein zweiter Sohn geboren und wieder beginnt das Rad des Lebens sich neu zu drehen...



Reise, Reise...



Schulzendorf, im Dez. 2019



"Du tötest einen Wald und nimmst ein Blatt.
Und Du weißt nicht, daß Dein Leben Folgen hat.
Mal nachzugeben, das fällt Dir zu schwer.
Doch Schatten reiten schweigend hinterher.

Du schlägst Dein Kind und denkst, das heilt die Zeit.
Bittest nie für Deine Schuld wen um Verzeihn.
Was Du so Liebe nennst macht liebeleer.
Und Schatten reiten schweigend hinterher.

Schattenreiter. Schattenreiter.

Schattenreiter. Schattenreiter.

Du fragst nicht, was ein falsches Wort zerstört.
Du siehst ein Unrecht und bist nicht empört.
Weil Du nicht schwimmen kannst, schlägst Du das Meer.
Doch Schatten reiten schweigend hinterher.

Schattenreiter. Schattenreiter."

(Puhdys/Tilgner)









Und nun ein paar Impressionen:



Ansegeln Boddengew. Mai 2019



Ansegeln Boddengew. Mai 2019(Gellen)



Ansegeln Boddengew. Mai 2019



Ansegeln Boddengew. Mai 2019(Stralsund)



Ansegeln Boddengew. Mai 2019(Puddemin)



Ansegeln Boddengew. Mai 2019



Rund Rügen, Mai 2019



Rund Rügen, Mai 2019



Rund Rügen, Mai 2019(Seedorf)



Rund Rügen, Mai 2019



Rund Rügen, Mai 2019(Schaprode)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kadetrinne)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kadetrinne)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Öresundbrücke)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Öresundbrücke)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Öresundbrücke)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Öresund)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Helsingör)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Helsingör)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kattegat)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Anholt)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Anholt)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Anholt)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kattegat)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Hals)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Limfjord)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Limfjord)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Limfjord)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Gjöl)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Gjöl)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Aalborg)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Aalborg)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Aggersundbr.)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Logstör)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(bei Fur)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Sallingsundbr.)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Thyborön)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Thyborön)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Thyborön)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Thyborön)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(bei Agerö)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Vilsund)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Vilsund Br.)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(bei Amtoft)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Aalborg)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Aalborg)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Limfjord)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Hals)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kattegat)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kattegat)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kattegat)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(bei Grenaa)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Ri. Aahusbucht)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019/Schnellf. Aahus



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Hou)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Hou)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Hou)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Samsö)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kattegat)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Horseklint)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Horseklint)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kerteminde)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Große Beltbr.)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Aggersö)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Femö)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Femö)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Guldborgsund)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kadetrinne)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kadetrinne)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kadetrinne)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Kadetrinne)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(bei Darßer Ort)



Sommertörn zum Limfjord, Juni 2019(Barhöft)



Törn Ralswiek, Juli 2019



Törn Ralswiek, Juli 2019



Törn Ralswiek, Juli 2019(Schaprode)



Törn rund Hiddensee, Juli 2019



Törn rund Hiddensee, Juli 2019



Törn rund Hiddensee, Juli 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Eine Woche Hiddensee, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019



Absegeln Boddengewässer Ost, Sept. 2019