Ansegeln Hiddensee, März 2024







Einmal dänische Südsee, Samsö und zurück





16.6. Schaprode.Ankerplatz gegenüber Harbölle 40 sm (7 gesegelt)

E
s ist wieder mal soweit, mein Mitsegler Stefan und ich wollen wieder einmal zur dänischen Südsee aufbrechen. Sind 16 Uhr in Schaprode bei strahlendem Sonnenschein los, wenig Wind aus Südost. Kaum am Dornbusch vorbei, unerwartet starke Welle aus Ost und Süd...Kreuzseen, sehr nervig. Segeln mit Groß und Motor hart am Wind da er doch nördlicher kommt mit Kurs Richtung Mön, dann unerwartet eine kurze und heftige Böe, wir zerren mit Gewalt das Groß runter um den Druck los zu werden und alles wird erstmal gut. Dabei reißt jedoch das Segel an der Latte ein. Lassen die Segel erstmal unten und motoren bei abnehmendem Wind weiter unseren Kurs und werden wie in der Waschmaschine die nächsten 40 sm durch die Wellen durchgeschleudert. Ich werde kurz seekrank. Es wir langsam dunkel. Viel los auf der Kadettrinne. Aber mit AIS kein Problem, müssen nur einmal Gas rausnehmen und einen Frachter durchlassen. Wechseln uns ab und machen kurzes Nickerchen. Wind frischt von vorne aus West auf, Wellen nehmen nun leider auch von vorne zu. Harbölle kommt und kommt nicht näher. Inzwischen ist es stockdunkel, ein schweres Unwetter zieht knapp vor uns durch. Hangeln uns durch das Fahrwasser mit Plotter um keine Tonne zu rammen und den Ankerplatz in der Finsternis zu finden. Gegen 1.30 Uhr fällt endlich der Anker. Wir haben es wieder mal geschafft, aber sind total fertig. Noch eine 5 Minuten Terrine, Grog und schlafen...

17.6. Harbölle-Omö 40 sm (8 davon gesegelt)

Brechen gegen 10 Uhr auf, haben ja noch eine weite Strecke vor uns. Erst mit vollen Segeln und dann wegen fehlendem Wind ab Vordingborg wieder mit Motor einen Strich gezogen. Tape das eingerissene Groß. Das Smalandfahrwasser ist heute friedlich, aber wie immer riesengroß und gegen 18 Uhr kommen wir bei strahlendem Sonnenschein auf Omö an. Eine wirklich schöne Insel mit Blick auf die große Beltbrücke. Wir sind jetzt ganz schön durch, aber wenigstens wieder im normalen Tagesrhythmus. Schöner Sonnenuntergang. Nachts kommt noch ein Schleppverband rein.

18.6. Omö-Skärö 36 sm (12 gesegelt)

Brechen gegen 10 Uhr auf, da ich bedenken habe vor zunehmenden Westwinden noch rechtzeitig weit genug nach Westen zu kommen. Setzen das Groß und müssen Motor dazu nehmen, da der Wind zu sehr aus SW kommt. Geht erstmal ganz gut über den großen Belt, aber dann löst sich die oberste Segelatte und droht zu entschwinden. Also Segel runter und Latte raus. Geht auch so, aber auch dort ist das Segel eingerissen. Langsam scheint es sich ganz aufzulösen. Über 40 Jahre sind dann doch mal genug für das Tuch. Weiter geht es über den Belt. Drehe noch mal mit einer Wende um, um in die Nähe eines großen chinesischen Containerfrachters zu kommen wegen Fotos... findet er aber nicht so gut und gibt 5 mal kurz...war vielleicht doch ne doofe Idee. Weiter geht es um den Nordzipfel von Langeland und dann kommen Welle und Wind und Strömung aus Süd, direkt gegenan und deutlich mehr als angesagt. Bin genervt, böse Erinnerungen werden wach. Kreuzen elendig mit Segel und Motor Meter um Meter durch die Wellen in Zeitlupe gegenan, um endlich Höhe zu gewinnen. Es tut einem weh und man hat das Gefühl mit jedem Klatscher das Brechen von der Glasfaser zu spüren. Was muss diese Jolle alles ertragen. Endlich lassen Wind und Welle nach. Durch Svendburg durch dann mit guten 2 Knoten Gegenströmung. Unter der Brücke bleiben wir dann trotz Motor fast stehen. Wollen jetzt nur noch ankommen. Endlich Skärö voraus und angelegt. Mit 32 Euro erstmal Hafengebühschock, sonst alles sehr schick...wir bleiben...sehr schöner Sonnenuntergang, die dänische Südsee hat und wieder....

19.6. Hafentag, eingeweht

20.6. Skärö-Lyö 15 sm (7 gesegelt)

Von Skärö nach Lyö gekreuzt, dann Wind eingeschlafen. Teurer Einkauf, traumhafter Sonnenuntergang am längsten Tag des Jahres. Das Urlaubsgefühl hat uns in seinem Bann...

21.6. Lyö-Ärö 21 sm (11gesegelt)

Sind gegen 8.30 Uhr los, wegen schlechtem Wetter ab Nachmittag. Erst Sonne und leichter Wind aus Ost, dann abnehmender Wind. Schmetterling...irgendwann ist der Wind ganz weg, motoren in den Hafen von Ärö...Inselrundgang, von letztem dänischen Kleingeld was wir an bord noch gefunden haben Kartoffeln gekauft...leichter Regen.

22.6. Ärö Hafentag wegen Wind und Regen (Spontanherbst)

Überlegen wie die Reise weiter gehen soll. Gerne würden wir weiter nach Middelfart und oben rum rund Fünen, aber das lässt das Wetter nicht zu. Also fügen wir uns den Elementen und fahren dorthin, wo sie uns lassen...

23.6. Ärö-Höruphav Hafen 30 sm (12 gesegelt)

Sonniges Wetter, gesegelt und motort...Sonderburg Brücke eine Stunde gewartet, am Strand Soundcheck von einer Band, dort ist anscheinend Abends ein Konzert mit Feuerwerk...der Hafen von Hörup ist sehr schön...bunkern 20 Liter Benzin und kaufen etwas Lebensmittel...

24.6. Höruphav Hafen-Marstall 29 sm

Die Sonne knallt und es ist ein extremer Sommertag, leider ohne Wind und wir ziehen einen Strich über den spiegelglatten kleinen Belt nach Marstall. Dort ist es sehr schön. 2009 waren wir das letzte mal hier, bei der ersten Reise mit der Tide 2...Erinnerungen werden wach...schöne Hafenatmosphäre mit alten Traditionsschiffen...

25.6. Marstall-Lohals 25 sm (12 gesegelt)

Erst kein Wind und dann aus der falschen Richtung...vorbei an Rudköbing und dann an Langeland hart am Wind hoch gesegelt bei moderaten Windstärken und zum ersten mal in Lohals festgemacht...sehr schön hier...Wir sind sehr hungrig und machen erstmal eine Riesenportion Nudeln...am späten Abend versinkt dann die Sonne am Horizont zu einem Grog...das Leben ist schön...

26.6.Lohals-Kerteminde 24 sm

Wenig Wind und sehr warm und strahlender Sonnenschein, keine Wolken...fahren durch die westliche große Beltbrücke und finden einen schönen Platz im Hafen. Der große Getreidespeicher ist abgerissen, statt dessen Wohn und Ferienhäuser.

27.6. Kerteminde-Ballen (Samsö) 30 sm (17 gesegelt)

Wieder wenig Wind und sehr vorlich, Stefan segelt tapfer mit 2-3 Knoten. Wir haben es gewagt und sind wieder auf dem Kattegat. Ich bin genervt, da die Prognosen für die Rückfahrt nicht gut aussehen. Viel Wind, Welle und Regen ist angesagt. Schwer berechenbar. Überlege kurz vor Samsö nach Kertemine umzudrehen, aus Angst. Erfahrungen und Wünsche prallen in meinem Kopf aufeinander. Fahren dann aber doch nach Samsö. Heißester Tag der Reise, gehen Baden da es anders nicht auszuhalten ist. Abends dann Gewitter und ergiebige Schauer.

28.6. Ballen Hafentag

Bleiben noch hier, da für heute extrem viel Wind angesagt ist. Erst ist es windstill, aber gegen Nachmittag nimmt es immer mehr zu, war richtig hier zu bleiben, draußen Schaumkronen. Wandern bei strahlendem Sonnenschein etwas über die Insel und gehen einkaufen. Stefan war vorher noch joggen und schwimmen. Schöne Hafenatmosphäre hier. Lese viel und chille. Mache mir viele Gedanken über die Rückfahrt, die Prognosen sehen alle nicht gut aus und sind zum Teil wiedersprüchlich....wir werden sehen, haben ja noch 9 Tage bis Schaprode...

29.6. Ballen-Kerteminde 25 sm

Die Sonne strahlt, im Hafen spielen 2 Musiker auf einem alten Kutter und überall Gewusel und dazu Möwengeschrei und wir mittendrin...eine wirklich schöne Atmosphäre. Wegen ständig sich ändernden Wetterbedingungen, brechen wir spontan 16 Uhr auf, da die Wellen da am kleinsten sein sollen. Ab jetzt geht es nur noch heimwärts. Mit der Jolle gibt es hier wieder das typische Problem: entweder kein Wind, dann keine Welle und wenn Wind, dann sofort zuviel Welle im Verhältnis zum Wind. Schlimme Erinnerungen werden wach an meine Reise 2019, wo ich eine Woche in Hou eingeweht war, ganz in der Nähe. Daher lieber auf Nummer sicher gehen, den Jockel anwerfen und einen Strich ziehen und schnell rüber.

30.6. Hafentag Kerteminde

In der Nacht kam der Regen und er blieb bis zum Nachmittag. Dann klart es etwas auf und wir gehen in die Altstadt und kaufen noch Benzin und eine Flasche Rum...abends kauft Stefan noch 2 Pizzen und wir nutzen mal die Hafenküche und essen Pizza. Es bleibt trocken, alles gut. Nicht gut sind die Prognosen. Es sieht seeeeehr schlecht aus für unsere weitere Reise. Ununterbrochen ziehen Tiefdruckgebiete durch, mit Starkwind und Regen. Ständig werden die für uns fahrbaren Fenster kleiner und die Chance in einer Woche zu Hause zu sein schwindet immer mehr. Kurze Krise, dann treffe ich die Entscheidung, dass wir erstmal versuchen bis nach Harbölle, oder Gedser zu kommen und dann schauen wir weiter. Zur Not muss das Boot oben bleiben. Wir haben noch 7 Tage mit Stefan und ich noch 10. Wir werden sehn...

1.7. Kerteminde-Omö 25 sm

Unter Motor, aber dafür ohne See und mit Strömung in unserer Richtung wieder unter der Westbrücke des Großen Belt hindurch und dann nach dem vorbeilassen zweier Frachter über die Fahrrinne nach Omö. Nun sind wir schon zum zweiten mal hier. Das Wetter hat doch noch gehalten und es war ein sehr schöner Tag, schöner Hafen, nette Leute...

2.7. Omö-Askö 25 sm (10 gesegelt)

Eigentlich wollten wir noch hier bleiben, aber nach ausgiebiger Wetterkunde entscheiden wir uns zu einem Blitzstart gegen Mittag. Es wedelt schon ganz gut aus SW und die Wellen springen auch schon gut an. Wir fahren nur das gereffte Groß und nehmen für die Geschwindigkeit statt der Fock den Motor dazu. Sicher ist sicher. Es schauckelt mächtig von der Seite. Meile um Meile fahren wir quer über das Smalandsfahrwasser. Aber es geht dann doch recht passabel und das letzte Stück segeln wir dann. Warten dann bis die Fähre aus dem Hafen ist und schwups haben wir als einziges Gästeboot angelegt. Alles wie immer und alles schön. Sind ohne Regen doch recht kompfortabel über das Smalandfahrwasser gegondelt. Das war dann nach Samsö, und Belt der 3. heikle Punkt der Rückreise den wir abhaken können. Aber das Wetter ist uns auf den Fersen. Abends nimmt der Wind zu und es gibt auch recht heftige Schauerböen bis 7 Bf. Die Prognosen für den nächsten Tag lassen aber auf eine Weiterfahrt hoffen.

3.7. Askö-Sortö 23 sm (17gesegelt)

Es gibt ab und an Sonne, dass ist schon mal gut. Der Wind hat etwas nachgelassen. Also Leinen los und ab. Ich wäre gerne noch auf dieser schönen Insel geblieben, wo so viele Erinnerungen von mir ruhen. Aber das Wetter treibt uns weiter. Ich habe deutlich mehr Respekt als nötig und wir fahren wieder gerefftes Groß mit Motor. Irgendwann klart es noch mehr auf und wir segeln nur noch mit dem gerefften Groß um die 4-5 Kn. Es geht gut voran zur Störebeltbrücke. Vorbei am Neubau, dann durch die alte Brücke und dann weiter zur nächsten. Wir wollten eigentlich nach Stubbeköbing, aber das finden wir beide nicht so schön dort und daher freut es mich sehr, als Stefan kurz vor dem Ziel an Steuerbord einen kleinen Hafen ausmacht. Kurz im Internet recherchiert und einfach mal hingefahren. Sofort ist klar das wir hier bleiben werden um abzuwettern. Wir sind die einzigen Gäste, einfache Sanitäranlagen und viel Natur. Was will man mehr. Abends nimmt der Wind wieder deutlich zu, vorher kommt nochmal kurz die Sonne raus. Punkt 4 der Rückfahrt können wir nun auch abhaken...Repariere noch die Nationale, da es sie bei der windigen Überfahrt gestern zerlegt hat und sie fast über Bord gegangen wäre...

4.7. Hafentag Sortö

Früh weckt mich der Fischer mit seinem Motor...aber nichts mit Romantik. Der bringt das Fischfutter zu den Halterungen im Belt...Viel Regen und Wind und kalte Luft. Der Herbst hat uns wieder. Zumindest bis zum Mittag. Dann blauer Himmel und Sonne. Wir wandern über die Felder und lassen uns vom Wind in der Sonne durchpusten. Schön so. Unsere Essenvorräte gehen langsam zur Neige, da wir ja eigentlich in Stubbeköbing wären. Das ist etwas misslich, da es hier rein garnichts im Umkreis zu kaufen gibt. Bis Samstag wird es aber reichen und dann legen wir uns warscheinlich nach Stubbe um. Stimmung schwankt etwas zwischen schön, leider nicht weiterfahren können und Melancholie wegen dem Ende der Reise und natürlich noch wegen der letzten unklaren Komponente (Punkt5): der Querung der Kadettrinne nach Rügen. Darauf werden wir wettertechnisch wohl mindestens bis Sonntag Abend warten müssen...wir werden sehn.

5.7. Hafentag Sortö

Wieder Regen und Wind, tagsüber klart es auf, wieder Wanderung...langsam bekomme ich den Hafenkoller...es ist etwas schade soviel Zeit abzusitzen und nicht weiter zu kommen...Prognosen weiter unklar...dafür können wir jeden morgen beobachten wie ein Fischerboot mir Pellets beladen wird, um es in die Fischhalterungen zu spülen...Soja, Fischmehl und Antibiotika...alles in die Ostsee...20 Prozent der Fische sterben in der Zucht...ist schon komisch zu sehen, wo der FSC Fisch so herkommt...den will man nicht wirklich essen...

6.7. Sortö-Stubbeköbing 3 sm

Ich halte es nicht mehr aus, irgend etwas muss heute passieren. Stefan geht nochmal joggen, aber ich bin versunken in einer schweren Hafendepression...Stillstand...wir beschließen in das benachbarte Stubbeköbing zu fahren, da auch die Lebensmittel ausghehen und Stefan von dort zur Not auch mit dem Zug nach Hause fahren könnte...Das Tief über Oslo zieht nur in Zeitlupe weiter nach Norden und so rauschen die Regenschauer immer wieder über uns hinweg...Obwohl West angesagt ist, legt er sich natürlich von Osten rein und wir motoren gegen Wind und Welle die 3 Seemeilen in den Hafen von Stubbeköbing. Bekommen einen der letzten passenden Plätze für uns und sind dann leicht geschockt über den Preis von über 30 Euro...ich mag diesen Hafen so, oder so nicht...gehen einkaufen und kochen was leckeres...zwischendurch regnet es wieder und dann chillen wir noch etwas...unser Wetterfenster zur Überfahrt verändert sich ständig, aber ich fahre lieber mit Stefan als alleine.

7.7. Stubbeköbing- Schaprode 40 sm

Es wird jetzt wirklich langsam Zeit wieder in Fahrt zu kommen. Sind heute nochmal kurz durch die Stadt und dann etwas an Deck in der Sonne gesessen. Der Wind nimmt langsam ab und wir warten jetzt noch etwas auf die nachlassende Welle und dann werden wir gegen 19 Uhr losfahren...sind ja immerhin mindest. 10 Stunden...Schon verückt nach soviel rum sitzen und dann am Schluss nochmal 60 sm. Motoren gegen 18 Uhr in den Abend und die Nacht hinein. Viel los auf der Rinne. Mit Ais geht es aber wieder ganz gut. Passen hier und da die Geschwindigkeit an und kommen so wieder sicher in deutsche Gewässer. Als wir in Höhe Darß denken, dass wir schon alles geschafft haben, kreuzt im spitzen Winkel noch ein Kümo recht sportlich unseren Weg. Leider nimmt der Wind von vorne kurz vor dem Ziel nochmal deutlich zu und wir kämpfen uns im Morgenrot Richtung Dornbusch und seinem Leuchtfeuer, welches uns die ganze Nacht geleitet hatte. Recht fertig aber glücklich legen wir pünktlich und unversehrt wieder an. Mit einem leichten Lächeln im Gesicht...

8.7. Aufräumen und Heimfahrt...glücklich

Fazit: 431 sm in 16 Fahrtagen, davon leider nur 113 sm gesegelt aber trotzdem ein sehr schöner Törn!





Sommertörn nach Samsö, Juni 2024



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