8.6.2012/ 90 km
Pünktlich um 9:00 Uhr lege ich ab. Diesmal mit etwas gemischten Gefühlen. Die richtige Freude auf "Reise, Reise…" hat sich noch nicht eingestellt. Die Vorbereitungszeit mit bunkern und verstauen war mit 2 Stunden doch etwas zu kurz für eine Woche Überführung nach Rügen. Aber das wird sich finden. Ich fahre diesmal über die Oder nach Rügen, und daher muss ich leider wieder quer durch Berlin. Da will man raus aus der Stadt und muss erstmal mitten durch. Aber was soll’s. Die Sonne scheint und der Kaffee kocht. Hab lange überlegt, ob ich Trailer oder fahre, aber mich dann doch fürs fahren entschieden, denn der Weg ist das Ziel.
Bin für diese Saison relativ gut vorbereitet. Neuer Laptop, neue Karten, Ersatzpinnenpilot, Motor überholt und Frischwasser in der Kajüte über Pumpe eingebaut. Der Sommer kann kommen. Berlin- Mitte zu durchqueren geht ohne Funke nur noch früh oder abends, daher muss ich vor der Oberbaumbrücke in den Landwehrkanal. Bin erstmal genervt, aber es ist doch eine schöne Strecke so durch Kreuzberg und Mitte zu fahren. Ich komme am Verkehrsmuseum vorbei und am Potsdamer Platz. Habe inzwischen beim Warten an den Schleusen aus zwei kaputten Gaskochern einen gebastelt, welcher nun zuverlässig seinen Dienst tut. Denn ohne Kocher kein Kaffee und ohne Kaffee schlechte Laune. Will ich ja nicht. Fahre durch den Tegeler See und dann nach Oranienburg. Dort steigt Katrin zu, und wir schleusen recht zügig durch die Schleuse Lehnitz, um dann den Oder-Havel-Kanal beim Abzweig Werbelinsee zu verlassen, und ankern kurz hinter dem Abzweig. Schöner Abend, langer Tag.
9.6.2012: Abzweig Werbelinsee-Stettin/116 km
Wir fahren früh gegen 8:00 Uhr los, geht nicht anders, da es eine weite Strecke ist, und ich nicht im Dunkeln ankommen möchte. Fahren wieder auf dem Oder-Havel-Kanal und dort über die neu gebaute Überführung der Eisenbahn. Bald kommt das Schiffshebewerg Niederfinow in Sicht. Das Neue entsteht gerade direkt daneben. Eine Riesenbaustelle. Ob der Neubau bei dem Verkehrsaufkommen Sinn bringt wird sich zeigen. Bin da skeptisch. Haben Glück und schon geht es 36 m in die Tiefe. Immer wieder eine aufregende Sache und eine schöne Weitsicht von da oben. Hinter Oderberg schleusen wir auf die Oder, und nun trennt uns nichts mehr von der Ostsee. Immer wieder ein aufregender Moment. Stromabwärts geht es gut voran und die Landschaft ist schön und ursprünglich. Nach unzähligen Windungen auf der Oder und an vielen alten Häusern vorbei erreichen wir Stettin. Dort ist am Hafen schwer was los. Irgendein Fest. Überall Schiffe und an Land Karussells und Musik. Fahren an der „Krusenstern“ vorbei und entscheiden uns wegen dem Sonnenuntergang und dem Aufriggen vor der Dunkelheit zur Marina zu fahren. Essen, schlafen.
10.6.2012: Stettin-Achterwasser/ 65 sm
Sind um 5:00 Uhr aufgestanden. Es ist windstill und recht hell. Sonne und Mond gleichzeitig. Sieht sehr schön aus. Motoren Richtung Haff. Draußen dann Motor aus und endlich segeln, hart am Wind, aber der Kurs stimmt. Frühstücken dann erstmal ausgiebig und genießen die Sonne. Als wir in das große Haff kommen ist es leider schnell vorbei mit Gemütlichkeit. Der Wind frischt extrem auf fast 5 bf auf, und ich hab leider noch alles oben. Und schon kommt die Hackwelle. Katrin langsam unentspannt und ich trödele solange mit Reffen und dergleichen rum, dass wir schon schnell mitten auf dem Haff sind und die Landabdeckung in unerreichbarer Ferne in luv. Nun heißt es: Augen zu und durch. Mit Motor und gerefftem Groß versuche ich das beste draus zu machen. Es geht ganz gut, und die Sonne scheint wenigstens ab und zu. Doch wir quälen uns gefühlt langsam bis zur Eisenbahnbrücke bei Zecherin. In der Abdeckung ist wieder alles gut. Die Stimmung steigt und Katrin packt langsam ihre Sachen, als ich die Peene Richtung Anklam hochfahre. Sie geht dort von Bord und fährt nach hause, da sie arbeiten muss. Ich reise weiter und fahre die Peene wieder runter. Dabei stelle ich fest, dass es eine ganz reizvolle Gegend ist, welche man ein andermal durchaus näher ergründen könnte. Lege dann den Mast und fahre durch die Brücke Zecherin und segele mit raumem Wind in den Abend hinein Richtung Achterwasser. Freiheit. Biege dort ab und finde einen super Ankerplatz, wie auf einem Binnensee. Bäume, Schilf und windgeschützt, was will man mehr und dazu natürlich noch einen schönen Sonnenuntergang.
11.6.2012: Achterwasser-Puddemin /40 sm
Top Wetter und wenig Wind aus N/O. Besser könnte es nicht sein für die Tagesaufgabe Greifswalder Bodden. Hab super geschlafen und wache gegen 9:00 Uhr auf, trinke Kaffee und hole den Anker hoch. Fahre mit leichter Brise und 2,5 kn Richtung Wolgast. Habe keine Lust auf die Brücke zu warten und lege den Mast. Dann frischt der Wind auf. Sehr schöne Landschaft. Schon ist Peenemünde querab. Mache inzwischen immer über 6 kn und komme bei inzwischen 3+ bf gut voran. Da geht was, und die Sonne strahlt bei blauem Himmel. Über den Bodden geht es erst Schmetterling und dann fast am Wind, aber superschnell und entspannt. Ich bin froh, dass ich nicht gegenan muss. Fahre in eine Bucht bei Puddemin und suche mir einen geschützten Ankerplatz. Sehr schöne Landschaft. Warum ich nicht schon eher mal hier geankert habe, versteh ich auch nicht. Außerhalb der Hauptrouten gibt es rund um Rügen gerade mit dem Jollenkreuzer scheinbar noch viel zu entdecken.
12.6.2012: Puddemin-Vitte /23 sm
Entgegen allen Wetter -und Warnhinweisen des deutschen Wetterdienstes gibt es bis zum Mittag weder Regen noch Sturm. Das Wetter hält sich bei voll bedecktem Himmel. Habe Ziegelgrabenbrücke den Mast gelegt, und muss ab Stralsund gegenan motoren. Habe aber Glück, dass sich die Welle noch nicht aufgebaut hat. Um mich rum dicke schwere Wolken und über mir die Sonne mit blauem Himmel. Hoffe, dass es bis Hiddensee hält. Stralsund ist immer wieder schön anzusehen. Endlich Hiddensee voraus. Bin heute wieder viel gesegelt. Immer wieder eine schöne Art zu reisen. Festmachen in Vitte wird bei achterlich auffrischendem Wind doch noch ne lustige Ein-Mann-Show. Erwische den Dalben hinten, renne wie wild mit Festmacher nach vorne. Versuche ein Zerschellen am Steg zu verhindern, belege schnell, hechte nach hinten und belege dort und Motor aus. Hatte Glück und alles ging gut. Esse Kartoffeln, gehe rüber zum Strand und genieße den Sonnenuntergang, der nur hier zu sein scheint, da ja rundherum immer noch die Wolken lauern. Hiddensee ist eine wunderschöne Insel. Noch nen Grog und schlafen.
13.6.2012: Vitte-Ralswiek /15 sm
Der Wind hat nun auf West 3 bf gedreht. Optimal um nach Ralswiek rüber zu segeln. Das Wetter ist sonnig, und ich segele an der Wittower Fähre vorbei, langsam Richtung Großer Jasmunder Bodden und an dessen Ende lege ich für einen längeren Zwischenstopp im Hafen Ralswiek an. Ein schöner Segeltag und ein schönes Ende der Bootsüberführung.
27/28.6.2012: Überführung von Ralswiek nach Hiddensee /15 sm
Mit Katrin Boot von Ralswiek nach Hiddensee überführt. Ab und zu kam die Sonne raus. Leider gegenan mit Motor, aber wenig Wind und Welle. Dann noch Hafentag in Vitte mit Strand und Sonnenuntergang. Am nächstem Tag bei aufkommendem Regen mit der Fähre nach Stralsund und mit dem Zug nach Berlin. Boot bleibt in Vitte.
2.7.2012
Mit Lennart nach Schaprode gefahren und dann mit der Fähre nach Vitte. Das Boot liegt unversehrt im Hafen. Wir richten uns ein und Lennart ist sehr begeistert, dass er im Boot schlafen kann.
3.7.2012
Machen Ausflug zum Leuchtturm Dornbusch. Lennart fährt gut mit seinem kleinen Fahrrad, erstaunlich was er so leisten kann. Er ist etwas enttäuscht, da man erst mit 6 auf den Leuchtturm darf. Auf dem Nachbarboot im Hafen ist ein gleichaltriges Mädchen mit dem sich Lennart anfreundet. Hiddensee ist wieder mal sehr schön. Es bringt Ruhe und man kann die Seele baumeln lassen.
4.7.2012
Die Sonne lacht und heute gibt es einen bilderbuchmäßigen Strandtag mit baden und sonnen und rumtollen am Strand.
5.7.2012: Vitte-Prerow /25 sm
Heute heißt es Leinen los und auf zum Darß. Lennart ist schon ganz aufgeregt und sitzt mit seiner Schwimmweste im Cockpit. In der Fahrrinne zum Hafen sitzt schon wieder ein Boot fest, in der Saison eigentlich fast normal und wir segeln mit raumen 3 bf aus östlichen Richtungen gemütlich erst Richtung Stralsund und dann über Zingst zur Klapp -und Drehbrücke Meiningen. Lennart ist begeistert von den beiden Brücken. Es ist ein megasonniger und entspannter Segelsommertag. Zwischenzeitlich segeln wir sogar Schmetterling. Im Prerowstrom kommt dann Nebel auf, und wir fahren uns fest. Da waren wir wohl doch etwas zu nachlässig mit der Navigation. Segeln mit 2 anderen Booten um die Wette. Erst bleibt das Boot neben uns hängen und dann wir. Sind aber alle schnell wieder los, haben Spaß und legen nach genauerem studieren der Karte super im Hafen Prerow am Ende des Stromes an.
6.7.2012
Das Wetter ist durchwachsen. Fahre mit Lennart mit dem Rad vormittags zum Regenbogencamp an den Strand, Sonne. Abends kommt dann Katrin. Schlafen wie die Steine.
7.7.2012: Prerow-Vitte /23 sm
Der Wind ist günstig aus West, und wir müssen weiter zurück nach Hiddensee. Wenig Wind, aber dafür Dauerextremregen. Lennart gut drauf und spielt in der Kajüte mit Katrin. Ich motore wegen zuwenig Wind und kürze sehr großzügig das Fahrwasser im Barther Bodden ab. Kurz vor Hiddensee kommt binnen Minuten extremer Nebel auf, die Sicht geht gegen null. Schaffen es mit Karte und Kompass ganz gut die Fahrinne zu treffen und die Tonnen und andere Schiffe nicht zu rammen. Als wir in Vitte festmachen klart es langsam auf, der Nebel verzieht sich und der Abend wird richtig schön.
8.7.2012
Richtiges Strandwetter. Es ist endlich mal richtig warm. Lennart ist ja sowieso immer im Wasser, und ich geh nun auch mal rein. Ist wärmer als ich dachte. Lennart findet schnell Spielgefährten. Eine entspannte Atmosphäre hier am Strand. Abends essen gehen.
9.7.2012: Vitte-Schaprode /5 sm
Überfahrt nach Schaprode. Langsam kommt Wind auf mit 4 bf aus südlichen Richtungen. Müssen etwas gegenan, aber schnell sind wir in Schaprode. Breche den Bootsurlaub erstmal ab, wegen schlechter Wetterprognose. Boot bleibt hier liegen für Schärentörn.
13.7.2012
Mit Stefan Boot in Schaprode geslippt. Dann pünktlich um 17:45 Uhr mit der Fähre nach Trelleborg. Es ist lange hell. Finden auf halber Stecke nach Göteborg ein gemütliches Plätzchen zum Parken mit dem Boot und schlafen in der Kajüte. Nachts regnet es. Früh kalt und grau.
14.7.2012
Fahren bis Göteborg und zu dem von uns im Internet recherchierten Hafen bei Långedrag. Stellen fest, dass am Wochenende keiner da ist und uns helfen kann. Die Slippanlage ist total ungeeignet. Finden in der Nähe einen Verein mit gutem Slipp. Beim Slippen verbrennt der letzte Rest der Autokupplung. Bin sehr schlecht gelaunt. Riesen Wolke, es stinkt. Lassen trotzdem das Boot ins Wasser und fangen an zu bunkern. Wie immer sackt das Boot mächtig ein. Endlich steht das Rigg und meine Stimmung steigt wieder etwas. Stellen fest, dass ein Reifen vom unterlegen vom Trailer fehlt. Und kaum zu glauben, er klebt doch tatsächlich noch unter dem Boot fest. Stochern ihn mit Enterhaken und Boot kränken frei. Sprit holen und Boot an Liegeplatz verholen. Lange Lageberatung wegen der Kupplung. Am Wochenende geht hier gar nichts. Dann finden wir keinen Parkplatz für unser Gespann. Sehr nervig. Erstmal essen, Sonnenuntergang und Grog.
15.7.2012
Entscheide mich schweren Herzens bis Montag hier zu bleiben, um dann das Auto in die Werkstatt zu bringen. Es geht nicht anders. Das ist die vernünftigste Lösung. Die Entscheidung fällt um so leichter, da wir über Nacht mit West 5 total eingeweht sind. Ein Sturmtief mit Regen war über Nacht da und nun scheint die Sonne, aber der Sturm ist geblieben. Stefan hatte bis jetzt nichts zu lachen und ärgert sich etwas, dass wir nicht segeln, ich auch. Werden heute mal einen Probeschlag machen.
Nix mit Probeschlag, es hat auf 6 bf aufgefrischt und steht voll auf dem Hafen. Müssen zu einem anderen Liegeplatz verholen und schnuppern nur mal kurz vor die Hafenmauer. Na hoppla, nass, Respekt und zurück in den Hafen. Dort auch schon ein Geschwoije vorm Herrn. Machen einen eher lustigen Anleger, verletzen dabei aber weder uns, das Boot noch andere. Der Wind nimmt weiter zu. Aufgeholte Fock schlackert im Wind und bringt durch den Mast das ganze Boot zum vibrieren. Haben Festmacher mit Ruckdämpfern ausgebracht. Jetzt ruckt das Boot nicht mehr ganz so extrem beim Schwoijen. Stefan hat heute einen von zwei verbliebenen Emailletellern versenkt. Ich bin mehr als sauer, aber nu ist er weg. Wird ne unruhige Nacht, aber viel frische Luft. Haben lecker gekocht. Morgen bringen wir das Auto in die Werkstatt und fahren nach Göteborg. Dienstag soll der Wind nach lassen. Schauen wir mal. Momentan kalt, windig und Sonne....
16.7.2012: immer noch Hafentag Göteborg
Langsam ist es schwierig die Fahne hoch zu halten. Haben heute noch Sachen nachgekauft. Besonders sei der Teller für Stefan erwähnt, und wollten das Auto in die Werkstatt bringen. Erst waren alle im Urlaub, und als wir endlich halb Göteborg abgefahren haben und Jemanden fanden für Reparatur der Kupplung, da wollte diese Werkstatt dann 22000 Kronen, also circa 2600 Euro. Jo, da haben wir erstmal beeindruckt geschaut, und uns dann mit unserem havarierten Gespann von dannen getrollt. Muss die Kupplung halt noch bis Deutschland durchhalten. Haben dann wieder geparkt und mit Schrecken festgestellt, dass bei dem Trailer ein Reifen so porös ist, dass akuter Handlungsbedarf bestand und wir gleich den Ersatzreifen montiert haben. Langsam entwickelt sich der Segeltörn zu einem merkwürdigen Auto-Reparatur-Vorbereitungs-Ausrüstungs-Dauerlandgang. Haben inzwischen selber Zweifel, ob wir hier mal loskommen. Aber da ist nichts zu machen, der Wind steht mit 5 bf voll auf dem Hafen, und wir müssen 5 sm gegenan, bevor dies besser wird. Wollen morgen früh schauen, wie es sich entwickelt, aber dann so oder so los. Noch einen Tag im Hafen überlebt die Stimmung der Crew nicht. Nebenbei sei erwähnt, dass es ganz schlecht ist im Sommer an einem Wochenende anzureisen. Alle Geschäfte und Service-Stationen rund um das Boot fahren sind geschlossen, und man steht ganz allein und hilflos in der Marina. Ganz anders ist es innerhalb der Woche. Ein lustiges Treiben. Überall findet man Ansprechpartner, und es wird einem geholfen.
Morgen muss es los gehen, sonst rennt uns auch langsam die Zeit weg. Wir haben ab morgen noch 10 reine Segeltage bis zur norwegischen Grenze hoch und zurück. Ab Donnerstag soll der Wind deutlich nachlassen. Leider auch etwas Regen, aber auch Sonne dazwischen. Da geht noch was.
17.7.2012: Göteborg- Insel Orust-Ljungskile / 50 sm
Heute endlich ist es uns endlich gelungen gegen 9:00 Uhr den Hafen Långedrag zu verlassen. Der Wind wehte immer noch aus West mit 4-5 bf, aber die Wellen waren mal mit weniger Schaumkronen. Mussten dann gegenan kreuzen, um ins Fahrwasser Richtung Norden zu kommen. Immer wieder Fähren und Frachter. Das hat sich hingezogen und trotz gerefftem Groß war schwer was los. Aber der Greif hat sich gut gehalten. Wenn unsere Fock noch ein drittel kleiner wäre, wäre alles perfekt gewesen. Kaum in der Abdeckung in den Schären ließ die Welle nach und nun war hart am Wind Jollensegeln angesagt. Die Uhr zeigte immer 5 bis 6 kn und mehr, so dass wir gut voran kamen. Haben Mariestad nicht angelaufen, sondern rechts den geschützteren Sund durchsegelt rund um die Insel Orust. Zwischendurch an weniger geschützteren Stellen haben wir dann mal kurz die Kraft des Kattegat gespürt. Wellen bis knapp 1m und kräftiger Wind mit guten 5 bf. Da war Rauschefahrt mit fast 7 kn angesagt. Konnten dabei mit Raumen bis am Wind Kurs gut mit den Dickschiffen mithalten, und gaben dabei auch noch ein gutes Bild ab. Immer wieder größere Felder von Feuerquallen. Große Dinger. Den ganzen Tag Sonne. Zwischendurch mal ne Büchse aufgerissen und angewärmt und Kaffee getrunken. Segeln macht hungrig. Die Schären waren weniger bewachsen, aber dafür höher. Sah stellenweise aus wie in Kroatien. Sehr schöne Sache, gerade bei Sonne. Stefan gut drauf und ich auch. Dieser Tag entschädigt uns gerade für alles. Suchen bei Ljungskile erst den Hafen und entscheiden uns doch fürs Festmachen an Schäre. Irren eine Weile rum und finden dann endlich was geeignetes. Machen erstmal ne Inspektionsfahrt und dann den Anleger mit Heckanker und Festmachen an der Schäre. Läuft ganz gut und der Wind hat auch nachgelassen. Wieder 20 Euro gespart und ein sehr schöner Liegeplatz. Das Boot hat sich heut tapfer gehalten, und wir konnten noch einige Kleinigkeiten am Rigg und den Segeln optimieren. Haben mit 50 sm, fast 2 Tagesetappen geschafft und kommen jetzt wieder gut ins Zeitfenster. Bin gespannt, was morgen für ein Wetter wird. Tendenziell soll der Wind nachlassen. Denke, dass wir im Notfall besonders zurück doch öfter motoren werden. Werden sehen. Schöne, ruhige und friedliche Landschaft. Es ist schön hier zu sein. Stefan endlich auch glücklich. Haben Stullen mit Leberwurst und Knofi gegessen und Wein getrunken.
18.7.2012: Ox- Smögen / 36 sm
Der Tag fing heute mal entspannt an. Die Sonne schien in die Kajüte, und wir sind gegen 9:30 Uhr aufgestanden. Haben gefrühstückt und dann entspannt von der Schäre ab, und sind weiter den Kringel zurück zum Hauptfahrwasser gefahren. Mussten hart an den Wind und auch oft kreuzen. Ist ja nicht die Stärke vom Greif. Der Wind wehte etwas böig aus westlichen Richtungen bis 4. Sehr viel Sonne und schöne Landschaft. Alles bergige Schären mit Wald drauf. Schön anzusehen. Dann kurz Panik. Der Motor stottert und geht dann endgültig aus. Ich denke schon an Vergaser und schlimmeres, da geht mir noch der Schlauch durch den Kopf. Durch mein praktisches Benzinumstöpselsystem von Kanister zu Kanister, habe ich auch einen langen neuen Benzinschlauch angebaut. Und der ist in der Backkiste und auf ihm drauf der Fender. Und sieh da, der hat ihn abgeklemmt und umgeknickt. So einfach kann das sein. Sind dann ohne Probleme weitergetuckert. Sind dann durch ein Nadelöhr bei Bassholmen gefahren, ein absoluter Geheimtipp. Man schlängelt sich durch enge Windungen zwischen den Schären und die Landschaft erinnert einen irgendwie an Westernfilme und dergleichen durch die Felsformationen. Leider sind wir viel zu schnell hindurchgeschlüpft, und dann waren wir schon wieder auf dem Hauptfahrwasser Richtung Lysekil. Haben dann überlegt in Fiskebäckskil in den Hafen zu gehen, aber haben uns dann wegen der ruhigen See entschlossen weiter Richtung Smögen zu segeln. Sind dann sozusagen das erste Mal auf dem Rand des Skagerrak gesegelt und das mit dem Greif. Haben wir wieder mal was Neues kennengelernt. Es liefen große, große lange Wellen von den Vortagen ein, aber nichts ernstes, und wir segelten mit raumem Wind bei sinkender Sonne an Malmön vorbei Richtung Smögen. Und Backbord nichts als die weite See des Skagerrak. Das ist Freiheit. Auf Malmön standen einige Wohnmobile direkt auf der Schäre mit Blick aufs Meer und Sonnenuntergang. Schöne Ecke hier. Auch die Westschären haben durchaus ihren Reiz. Sie sind deutlich mehr besiedelt und erschlossen, aber man findet immer Ecken, wo man ungestört an einer Schäre festmachen kann. Es verläuft sich. In Smögen, sagte schon der Hafenführer, dass es schwer wird mit Liegeplätzen und so kam es auch. Bevor ich mich aufregen konnte, kam aber eine Art Hafenlotse und hat uns einen Weg gewiesen, und wir haben mit viel Glück tatsächlich ein Plätzchen gefunden. In Smögen tobt der Bär. Volle Partymeile. 5 Boote und mehr jeweils im Päckchen, Reggae und Bier. Da sind die Schweden aus dem Häuschen. Schwer was los hier. Überall qualitativ gute kleine Läden. Alle scheinen den Sommer zu genießen. Wir mischen uns auch kurz unter das Getümmel, genießen den Blick von den Schären auf den Skaggerak, und machen dann erstmal lecker Essen mit Wein. Das Leben ist schön. Mein Sohn Lennart fehlt mir grad, aber vielleicht bin ich ja auch mal mit ihm hier unterwegs. Eine schöne Ecke für den Sommer in Schweden.
19.7.2012: Smögen-Grebbestad / 23 sm
Die Nacht war doch etwas unruhig, Partyfeeling bis halb 4 in der Frühe. Erst als die Sonne langsam aufging, haben die Chillouter schlapp gemacht. Dann kam das Möwengeschrei, und dann haben die ersten Boote schon wieder abgelegt. So ist das halt in Smögen. Leichter Nieselregen. Wir frühstücken erstmal in Ruhe und motoren dann Richtung Storakanal. Haben dabei eine Robbe oder so was gesehen. Immerhin. Das Wasser ist hier in den Außenschären extrem klar. Zwischendurch haben wir immer versucht zu segeln, aber es war wie verhext. Obwohl tendenziell Ostwind war und wir nach Norden wollten, legte sich der Wind immer aus nördlichen Richtungen zwischen die Schären. Der Storakanal ist eine witzige Sache. Recht eng, aber für Binnenfahrer ähnlich, wie der Oder-Havel-Kanal und dergleichen. Nur die Landschaft ist deutlich anders. Mittendrin eine Drehbrücke, ohne langes warten. Leider überall Motorboote. Große Motorboote mit viel Welle. Sehr nervig. Fahren dann weiter raus auf die See um diesem Hauptstrom zu entfliehen. Dort kämpfen wir uns bei 2 bf mit 1-3 kn voran. Die Sonne kommt raus, und es ist schön so zwischen den kargen Felsen der Außenschären dahinzugleiten. Wollen heute nach Grebbestad. Durch Wechsel am Ruder und extrem-chillen gibt es erst eine totale Verpeilung, wo wir in der Karte sind, und als wir das wissen, fahren wir auch noch rein streckenmäßig in die falsche Richtung. Die Sonne fordert ihren Tribut. Finden dann aber zielstrebig den Hafen und dort ohne Probleme einen passenden, sehr guten Liegeplatz. Der Hafenmeister ist sehr kompetent und hilfsbereit. Dafür ist dies auch mit 35 Euro der teuerste Hafen. Wenn das nach Norden weiter so zunimmt, fängt es an zu nerven. Das Wetter ist deutlich besser als angesagt. Sonne, Sonne, Sonne. Stefan ist guter Dinge, solange wir segeln, und ich stell mich halt an die Pinne wenn der Jockel dröhnt. Haben scheinbar etwas Pech mit dem Wind. Jetzt kommt er von Norden, rück zu von Süden und mitten drin noch ein Sturmtief. Werden sehen. 3. Tag in den Schären. Kommt einem schon wie eine Woche vor. Unser russisches Schlauchboot scheint langsam in die Jahre zu kommen. Es muss jetzt schon jeden Morgen aufgeblasen werden, damit es den Tag durchsteht. Nehmen wir halt als Rettungsmittel mit, und um mal an Land zu fahren. Aber haben es bis jetzt nicht gebraucht, und es stört schon ganz schön platztechnisch. Und schon wieder Sonnenuntergang zwischen den Schären. Konnte Stefan leider nicht zu lecker Schrimps essen überreden, also sitzen wir wieder in der Kajüte und essen lecker Selbstgebrutzeltes. Ist auch und immer noch eine gute Alternative. Dabei entwickele ich gerade das Zwei-Topf-System. Man nehme einen Topf und koche erstmal Kartoffeln, dann wenn diese halb durch sind, stellt man ihn hin und lässt sie weiter ziehen. Nun nehme man einen zweiten Topf und schneide unten Salami rein, darauf Zwiebel, dann Paprika, Datteln oder Ananas oder dergleichen, was so da ist. Das Ganze dann mit etwas Olivenöl und Wasser lange mit Deckel köcheln lassen. Inzwischen sind die Kartoffeln fertig und ab auf den Teller mit dem ganzen. Macht wenig Dreck und schmeckt lecker. Selber kochen ist immer besser als Büchse, auch wenn diese noch so praktisch sind. Da mach ich mir inzwischen lieber die Arbeit. Essen hält noch ne Weile vor und Benzin sowieso. Wasser gibt es überall. Wir sind also relativ autark unterwegs. Boot topp in Schuss. Alles super und funktionsfähig. Segel leider schon etwas alt, aber so ist das halt. Ist halt kein Regattaboot. Hatten heute kurz Internet zur Heimat. Ich weiß inzwischen nicht, was ich schreiben soll. Alles weit weg. Ich werde gerade durch Zeit und Raum gesaugt. Lasse mal den Urlaub weiter auf mich wirken und den Grog .Auf eine ruhige Nacht. Skol.
20.7.2012: Grebbestad- Ankerbucht bei Strömstad / 38 sm
Der Morgen begann sehr entspannt. Haben lange geschlafen und uns dann mit duschen und Frühstück beschäftigt. Haben eine Dose eingelegtes Schweinefleisch aufgemacht. Sehr lecker und dazu der obligatorische Kaffee. Stefan hat mich dann dazu überredet auf die Schäre oberhalb von Grebbestad zu kraxeln. War einfacher als gedacht, und so hatten wir einen super Blick über die Schärenwelt und bis zum Kattegat. Sind dann erst gegen Mittag los. Leichter Wind und Sonne. Da der Wind aus S/W mit 3 bf sehr günstig war, sind wir raus aufs Meer gefahren, um außen nach Strömstad zu segeln. Sehr schön. Leichte Dühnung, das plätschern der Wellen und 4 kn Fahrt. Die Sonne glitzert auf dem Wasser. Erstmal Kaffee gemacht, Schokoriegel gegessen, in der Sonne gelegen und auch mal den Pinnenpiloten ran gelassen. Um uns rum ziehen dann später jedoch immer mehr Wolken auf. Der Wind lässt erst nach, dreht dann auf Nord und frischt deutlich auf. Sichten eine Robbe, welche, als sie uns sichtet, schnell abtaucht. Was immer das zu bedeuten hat. Suchen Schutz zwischen den Schären und müssen nun bei guten 4 bf gegenan segeln. Kreuzen geht mit Reff im Groß eher schlecht, zuwenig Höhe. Also Segel ganz raus und aufgekreuzt. Das geht deutlich besser, und wir können gut mit anderen Booten mithalten. Kreuzen dann noch den Weg mit einem kleineren Frachter. Das Boot in Lee von uns geht vor ihm durch und wir knapp hinter ihm. War aufregend. Irgendwie so wie beim Binnensegeln mit den Schubschiffen. So dicht dran waren wir noch nie an einem Frachter. Leider frischt der Wind auf 5 auf, so dass wir mit Vollzeug gut zu tun haben, um die Kiste übers Wasser zu bringen. Fahren gute 6 kn. Schnell kommt eine große Welle auf, der Greif hat nichts zu lachen. Hangeln uns durch die Schären immer weiter nach Norden. Unser Ziel ist die norwegische Grenze. Wenigstens einmal mit dem Greif in norwegischen Gewässern sein. Noch 3 sm, aber die haben es in sich. Der Wind pfeift, und wir müssen ständig extrem anluven um an den Untiefen vorbei zu kommen. Außerdem sind an manchen Stellen Strömungen und extremer Versatz durch driften. Uns wird nichts geschenkt. Wir kämpfen uns vorwärts, machen leider wegen Vollzeug auch schnell Lage, und haben auch mal gut mit der Navigation zu tun. Zwischendurch dann auch noch Regen von einem der Schlechtwettergebiete, welche um uns rum zirkulieren. Gegen 20 Uhr haben wir endlich die norwegische Grenze erreicht. Ein komischer Moment. Nun haben wir es fast bis zum Oslofjord geschafft, wer hätte das gedacht. Mir fällt es wie immer schwer die Richtung zu ändern. Ich würde gerne weiter nach Norden. Aber hier ist für den Greif erstmal Schluss. Der Tag hat uns gezeigt, dass die Westschären deutlich ungeschützter sind als die Ostschären, und sie lassen auch leider Richtung Norden immer mehr nach, so dass man irgendwann fast immer draußen auf dem Skaggerak ist. Das geht nur schwerlich. Wir stoßen mit Rum an und schießen Fotos. Fühlt sich irgendwie an wie bei der Erstbesteigung eines Berges oder so und gleichzeitig auch merkwürdig, weil wir ja einfach nur draußen auf einem imaginären Punkt der Grenze zu Norwegen sind. Es tut verdammt weh umzukehren. Das falsche Boot und zu wenig Zeit. Ein andermal wieder. Hoffe, dass dieses „andermal“ bald eintritt. Die Sonne ist rausgekommen und wir drehen bei, um Richtung Strömstad zu segeln. Hinter uns ein traumhafter Sonnenuntergang mit den Bergen von Norwegen ganz hinten am Horizont. Finden bei Strömstad sofort einen super Ankerplatz, Stefan springt mutig mit dem Festmacher in das Wasser und steht dann doch ganzschön tief im Nassen. Deutlich tiefer als geplant. Machen erstmal Essen. Es ist inzwischen 22:00 Uhr durch, und wird auch sehr kalt. Mussten heute 2 mal das Schlauchboot nachpumpen. Klingt nicht gut. Das wir in der Kajüte fließend Wasser aus der Wand haben, mit einer Handpumpe, ist immer wieder eine Freude fürs Kaffee kochen oder beim Abendbrot. Dieses ständige Kanistergedengel war doch sehr nervig. Das ist nun deutlich komfortabler, und da wir den Kanister ja auch nicht immer aus der Backkiste zotteln müssen, machen wir ihn jetzt auch immer randvoll und können ihn in der Kiste auch zurümpeln, was deutlich mehr Stauraum bedeutet. Ein super Segeltag geht zu Ende. Stimmung am Ende des 4. Tages sehr gut.
21.7.2012: Strömstad- Fjällbacka / 26 sm
Haben wie die Steine seelenruhig in dieser malerischen Ankerbucht geschlafen. Keine Zivilisation, keine Motorboote und keine Möwen. Morgens hat die Sonne in die Kajüte geschienen, und wir standen kurz davor mal übers baden nachzudenken. Im Windschatten war es schon recht warm. Über uns klarer blauer Himmel. Haben gemütlich gefrühstückt und überlegt, wie wir weiter segeln. Oslofjord wäre schon toll, aber weit und ohne Seekarten doch etwas aufregend, wenn auch nicht unmachbar. Aber lieber einen Tag über in der Planung als Zeitstress. Haben uns entschieden, entspannt zurück zu segeln. Da der Wind aus West kommt, das Wetter sehr gut aussieht und der Wind mit ner 4 bf bläst, entscheiden wir uns, aufs Meer raus zufahren und außen an den Schären vorbei zu segeln. Traumwetter. Der Anblick ist schon sehr beeindruckend. Die Weite des Meeres nimmt uns in ihren Bann, es fällt uns schwer nach 4 Stunden Freiheit uns langsam wieder durch die Schären Richtung Fjällbacka zu schlängeln. Stefan hat heute sogar das erste Mal seit 4 Jahren den Greif gelobt und ihn für recht passabel für diesen Einsatz befunden. Dies ist in sofern mal was Neues, da er ihn sonst immer kritisiert: zu wenig am Wind, zu langsam, alte Segel, schau mal die anderen…. Solange der Greif zwischen 3+ und 4+ bf bewegt wird und wenig Welle ist, läuft er recht gut und kann in geschützten Küstengewässern sehr gut eingesetzt werden. Hilfreich ist sicherlich in unserem Fall, dass wir mindestens 200 kg Ausrüstung an Bord haben und dadurch der Greif extrem tief im Wasser liegt, aber dadurch wesentlich stabiler durch die Wellen geht. Dadurch geht es auch bei mehr Welle ganz gut. Haben heute mal die Bilge geleert. Dort sammelt sich nach Rauschefahrt immer etwas Wasser, was den Weg oben durch den Schwertkasten findet. Hab mich heute schweren Herzens doch dazu entschlossen, die Fender während der Fahrt wenigstens hoch zu binden, da sie bei Schlagseite immer im Wasser hängen und bremsen. Da freuen sich auch die anderen Segelkameraden über den aufgeräumten Anblick, ich mach mir ja nicht soviel daraus. Bin ab heute dann mal ohne Dauerfenderaushang zu sehen. Spritverbrauch noch unter 20 Liter. Das klingt gut. Haben insgesamt 120 Liter Sprit und 20 Liter Wasser an Bord und Essen für 2 Wochen. Hab heute mal in Ruhe das Proviant gecheckt, aber da besteht keinerlei Notstand, das hält länger als die Reise. Liegen nun in Fjällbacka im Hafen. Haben die 72 m hohe Vallönschäre bestiegen, und hatten von dort einen traumhaften Überblick über die Schärenwelt und wo wir so rumsegeln. Hier hätte man den ganzen Tag sitzen können und immer wieder was Neues entdeckt. Unten im überfüllten Hafen liegt als winziger Punkt unser Boot. Unser Boot ist im übrigen ja immer ein winziger Punkt, auch von nahem. Gerade hier im Norden haben irgendwie alle Boote und auch große Boote. Kleine Kinder fahren ja hier schon Motorboot und düsen mit dem Schlauchboot durch die Fjorde, und bei Angel- und Segelbooten wird hier nicht gespart, sondern geklotzt. Leider schlägt sich dies auch in der Hafengebühr nieder. Es gibt nur eine unter 10 m Kategorie und das macht dann mal 38 Euro pro Nacht. Hölle. Aber was soll’s, morgen liegen wir wieder an der Schäre und Fjällbacka ist ein schöner Ort für Yachtis. Haben blonde Schwedin mit Folkeboot und Hund in den Sonnenuntergang segeln gesehen. Hatte was. Damit wäre dann bewiesen, dass es auch allein segelnde Frauen gibt. Sonnenuntergang gibt’s wie immer gratis und dazu den obligatorischen Grog. Wie es morgen weitergeht ist noch unklar, aber auch egal. Wir liegen gut in der Zeit, können ab jetzt bei Unwetter in die Schären flüchten und finden immer Unterschlupf. Irgendwann in 2 Tagen soll dann was durchziehen, aber wir werden sehen. Bis jetzt war es ein Traumsegelurlaub, wie es kaum besser hätte sein können. Wir werden immer mehr in diese ausgelassene Urlaubsstimmung der Schweden hineingesaugt. Da sind wir gerne dabei.
22.7.2012: Fjällbaka- Malmön / 26 sm
Sind gegen Mittag los. Großes Hafenkino. In drei Reihen parallel laufen die Yachten in endlosem Strom in den überfüllten Hafen. Sogar das Becken ist nach kurzer Zeit voll mit rotierenden Booten. Am Himmel sieht es nach Regen aus, Schleierwolken kommen auf und der Wind legt zu. Fahren bei Sonne und 4 bf los. Doch der Spaß ist bald vorbei, müssen gegenan und in den ungeschützten Stellen bläst es inzwischen mit 6 bf. Da baut sich eine unschöne Welle auf. Müssen fast den ganzen Tag motoren. Segeln nur kurz mit Fock, aber dann nicht unter 6-7 kn. Durch den Sotakanal und dann an Smögen vorbei ne Schäre zum ankern gesucht. Regen kommt auf und Wind nimmt weiter zu. Fahren in den Hafen Malmön und finden keinen Platz. Der Wind knallt. Bin genervt, finden im Fischerhafen ganz hinten ne letzte Stelle. Endlich geschützt fest gemacht. Allet jut, das Unwetter kann kommen. Im Fischereihafen ist ein Boot gesunken. Einheimische versuchen es mit allen diversen Pumpen leer und schwimmfähig zu bekommen. Stefan hat morgen Geburtstag.
23.7.2012: immer noch Malmön
Haben in der Nacht auf Stefans Geburtstag angestoßen und dann wie Steine geschlafen. In der Nacht Regen bis zum Vormittag. Dann nur noch nachlassender Wind. Sind dann auf der Insel und den Schären rumspaziert. Ganz nett hier, aber nicht der Oberknaller, aber ein guter Platz zum Abwettern. Musste in der Nacht wegen dem Wind noch mal in der Unterhose raus und die Leinen vom Boot nach binden. Sehr schön bei Wind und Regen. Haben bei Ebbe noch 10 cm Wasser unterm Kiel. War der einzige Liegeplatz. Die anderen haben sich nicht schlecht gewundert über unseren merkwürdigen Tiefgang. Haben dann lecker außer Haus ne Pizza gegessen, wegen Geburtstag und dann Gitarre spielen mit Grog. Morgen müssen wir endlich mal wieder segeln, der Hafenkoller macht schon wieder die Runde. Sind inzwischen so am chillen, dass wir Raum und Zeit verlieren und vor uns hin treiben in irgendeinem Wurmloch. Das kann ja was werden, wenn wir wieder nach hause kommen. Der gesunkene Kutter vom Vortag schwamm am morgen tatsächlich wieder obenauf, wer hätte das gedacht. Ansonsten sei hier an dieser Stelle ganz klar und einmalig gesagt: Schweden ist sauteuer. Im Schnitt das Doppelte wie in Deutschland und bei der Hafengebühr knallen alle Sicherungen durch. Unter 25 Euro geht gar nix, und wir bezahlen im Schnitt 35 Euro pro Nacht ohne Strom und Dusche. Soweit dazu. Gut, ich hör auf zu heulen, bin ja freiwillig hier. Morgen werden wir mit gerefftem Groß mal gegenan versuchen und uns dann durch die Schären mogeln. Mal sehen wie es geht. Die Fock hat erstmal Haushaltstag, die hat von der letzten Rauschefahrt noch genug und muss sich schonen.
24.7.2012: Malmön- einsame Schäre im Skär Fjorden / 30 sm
Heut nun endlich ist der Tag, wo es wieder Leinen los heißt. Klaren auf und verlassen unseren gut geschützten Ankerplatz. Der Wind hat deutlich auf 3-4 bf nachgelassen und soll noch abnehmen. Leider direkt von Süd, also von vorne. Das bedeutet viel motoren. Es ist erst noch stark bewölkt, aber so langsam setzt sich die Sonne durch. Fahren nun zurück etwas anders als hinzu, und im breiten Fahrwasser kreuzen wir auch mal mit Vollzeug gegenan. Leider immer noch starke See vom Skagerrak, die an ungeschützten Stellen reinrollt. Da schwoijt es schon ganz schön. Gegen Abend fahren wir dann in einen Sund, und dort tut sich unter dem nun blauen Himmel eine sehr schöne Schärenlandschaft auf. Es ist eine Mischung aus Norwegen, Schweden und Kroatien. Eher karge und große Steinmassive, welche steil abfallen und das bis zum Horizont. Und wir segeln nun mit Halbwind mitten durch dieses Labyrinth. Erobern nach gründlicher Vorsondierung eine einsame Schäre, bei der Stefan alles gibt und mit einem mutigen Satz ranspringt, um dann fast wieder rückwärts abzuprallen. Kochen und genießen diesen wunderschönen Anblick der langsam ins rot gehenden von der Sonne angestrahlten Schären. Neben uns überall Fische im Wasser und viele Feuerquallen. Bei der Fock ist heute durch das ständige Wenden und die Alterung nun schon wieder am Achterliek etwas von den Dopplungen angeschubbert. Hab ich bei dem Halbwind erstmal mit Silikon geklebt. Ich denke, dass wird diese Saison noch halten. Die Segel haben bei dem Salzwasser, der Sonne und der starken Beanspruchung nichts zu lachen. Auf dem Binnensee hätten die bestimmt noch einige Jahre gehalten, aber so scheint das Ende bei der Fock deutlich näher zu kommen. Beim Navigieren sind wir inzwischen routiniert, so dass es auch mal zu Sprüchen, wie: hinter dem nächsten Haus links und dann rechts halten kommt. Gemeint war damit eine Schäre mit einem Haus drauf, um dann dem Fahrwasser und der Betonnung folgend sich danach Steuerbord zu halten. Aber Hauptsache alle verstehen alles, und im Zweifelsfall meint man ja eh das andere Backbord, wenn man zufällig Steuerbord vergessen hat. Der Sonnenuntergang ist der Wahnsinn. Allein für diesen Anblick hat sich die weite Anreise schon gelohnt. Sehr schöne Momente. Muss oft an Lennart denken. Das muss ich ihm später auch mal alles zeigen.
25.7.2012: Schäre im Skär Fjorden- Marstrand / 27 sm
Wurden heute von der Wärme der Sonne geweckt. Ja, wer hätte das gedacht. Schon am Morgen brutzelte sie heftig, und es sollte durch den relativ schwachen Wind um 3 bf aus S/W auch unser wärmster Sommertag hier werden. Stefan ist früh sogar baden gegangen, wobei das fast zuviel gesagt ist, da er wegen den Feuerquallen die Badeleiter nicht losgelassen hat. Da war ich noch nen Tick besser, und bin gar nicht erst rein, aber nicht wegen den Quallen, sondern wegen den Temperaturen. Haben dann den Festmacher vom Bäumchen der Schäre gelöst, den Anker aufgeholt und sind durch die inneren Schären Richtung Marstrand gesegelt. Ein schöner Tag um die Seele baumeln zu lassen. Die Sonne, das Meer und ne leicht Brise und das plätschern der Wellen, Buch lesen. Alles sehr schön und passig, wären da nicht die Mobo-Spasten, wie wir sie nennen. Mit ihren überdimensionierten Wohn-Klos mit mindestens 200 PS und immer Vollgas sind sie wellentechnisch schlimmer, als der Skagerrak bei Sturm. Es nervt schon und vom Lärm ganz zu schweigen. Daher versuchen wir immer außerhalb der Hauptrouten zu sein, um dem zu entgehen. Ist aber schwer in der Ferienzeit. Kreuzen dann lange durch die Schären gen Süden und sehen einen roten Gastanker, welcher auf Reede liegt, und mit seinen Lautsprechern den halben Sund beschallt. Erinnert mich an den Film „Radio Rock“. Die haben Spaß da, soviel steht fest. Ich lese ein Buch, und Stefan müht sich mit dem Wind ab. Ab und zu kommt mal eine Bemerkung von ihm, wie: Mobo-Spasten und: ist ja wie Binnensegeln mit dem bekloppten Wind. Aber was soll’s, haben ja Urlaub. Erreichen gegen 20:00 Uhr den Hafen von Marstrand und wie nicht anders zu erwarten, alles voll bis zum Anschlag. Hölle, ich werde genervt, Stefan versucht mich ruhig zu halten und eh ich endgültig aufgebe, winkt uns ein Schwede zu, tütelt an seinen Festmachern und signalisiert, dass da noch was geht. Und schwups, sind unsere 2,5 m Breite auch schon im 2,60 m Schlitz zwischen den Booten festgekeilt. Hier noch nen Fender und da ne Leine und fertig. Sehr gut. Gehen dann entspannt Marstrand anschauen. Ist schön anzusehen, aber ganz schön hip. So wie Westerland auf Sylt. Dicke Yachten mit nicht ganz so armen Menschen. Na da passen wir ja super dazu mit dem Greif ;o))) Ein schöner Sommertag und ein schöner Abend mit Sonnenuntergang in Hafen Marstrand mit lecker Selbsgebrutzeltem und Wein. Jo ,wir lassen uns das mal wieder gut gehen.
26.7.2012: Marstrand- Göteborg / 31 sm
Sind heute gemütlich gegen Mittag in Marstrand los. Dort war schon wieder eine Regatta im vollen Gange. Haben erstmal überlegt, ob außen oder innen in den Schären lang, und Stefan hat sich dann für außen entschieden. Beim Rausmotoren auf die See hat dann tatsächlich und unerwartet der Pinnenpilot mit Knarzgeräuschen das Zeitliche gesegnet, und uns eine gemütliche Weiterfahrt ohne ihn gewünscht. Hab dann das Ding in der Kajüte zerlegt, und neben dem kleinen Problem von 200 ml Wasser im Pinnenpilot, gab es auch noch das Problem, dass der Zahnriemen seine Zähne verloren hat. Sehr schlecht. Außerdem war der Motor durch das Salzwasser schon zu einem braunen Streuselkuchenklumpen verkommen. Hab dann erstmal mit Feuchttüchern, Klopapier und Süßwasser alles etwas geordnet und in der Sonne trocknen lasse, dann eingeölt und sieh da: bis auf den Riemen alles funktionstüchtig. Der wird also wieder. Sind dann bei 2-3 bf außen an den Schären vorbei Richtung Göteborg gesegelt, und mussten nur wenig ankreuzen. Gegen Abend ließ der Wind noch mehr nach, und wir sind mit Schmetterling und der untergehenden Sonne in achtern Richtung Hafen gesegelt. Obwohl es nun schon recht dunkel war, war die Orientierung kein Problem, da wir den Hafen ja schon bei der Abfahrt inspiziert hatten. Ein schöner, der Reise angemessener Abschluss mit Daim- Schoki und Wein geht zu Ende. Morgen noch kranen und dann eventuell mit viel Glück mit der defekten Kupplung wenigstens bis auf die Fähre und rüber nach Deutschland. Für dieses Jahr war’s das dann erstmal in schwedischen Gewässern, aber wir kommen sicher wieder. 287 sm insgesamt.
27.7.2012: Göteborg- Trelleborg- Sassnitz
Haben in der Nacht sehr entspannt das letzte Mal in schwedischen Gewässern geschlafen. Eine riesige einheimischen Marina mit 1500 Liegeplätzen, aber keine Seele weit und breit. Extrem ruhig. Trinken Kaffee, legen den Mast und verzurren alles für die Trailerfahrt. Holen dann das Auto und den Trailer (beides unversehrt noch da), und dann wird mit einem praktischen Kran (wie immer in Skandinavien) das Boot millimetergenau und trotzdem schnell und souverän auf den Trailer bugsiert. Dann 500 Kronen abdrücken und fertig. Nachdem wir startklar sind, und das Thermometer schon auf 23 Grad angestiegen ist, und wir kurz die Kupplung angebetet haben, fahren wir los. Es geht besser, als erwartet und wir erreichen trotz flauem Gefühl pünktlich die Fähre. Kommen gegen 22:00 Uhr im Hafen Mukran an, und fahren dann auf einen Parkplatz bei Prora. Die Überfahrt war wie eine Kreuzfahrt. Haben am Buffet teilgenommen und hatten einen Tisch mit Meerblick und zwar Richtung Bug. Dabei glatte Ostsee, 26 Grad und Sonnenuntergang. Sind dann noch kurz an den Strand Sterne und Schiffe schauen, und dann in die Koje gekrabbelt. Es ist immer noch etwas komisch in einem Boot auf dem Trailer zu schlafen, aber egal.
28.7./29.7.2012: Schaprode- Schaprode / 98 sm
Haben mehr schlecht als recht im Boot auf dem Trailer geschlafen, ist dann doch anders als im Wasser und sind dann pünktlich gegen 10 Uhr in Schaprode. Das Wetter ist sonnig, und wir haben ohne Probleme gekrant und aufgeriggt. Diesmal läuft alles routiniert und schnell, so dass wir gegen 11:30 Uhr loskommen. Das Wetter ist momentan sonnig und warm, und wir segeln bei 4 bf raus auf die Ostsee. Der Dornbusch querab und es geht mit Halbwind gut voran. Irgendwie ist Gewitter angesagt, aber es sieht gar nicht danach aus, und die Windprognosen sind auch widersprüchlich. Genau zwischen Kap Arkona und Kreidefelsen bricht es dann los. Erst eine harmlose dunkle Front und dann aus dem Nichts Böen bis 8 bf. Wir reißen regelrecht blitzartig das gereffte Groß runter, da es uns sonst tatsächlich umwirft, so eine Wucht hat die Böe. Eine Segellatte wird in Stücke zerteilt und fliegt weg. Wir wären beinahe gekentert. Scheiße Mann und so unnötig. Schock! Stefan muss beim Bergen ständig darauf achten, nicht über Bord zu gehen. Zum Glück bekommen wir die Rollfock gut rein. Dann treiben wir erstmal vor Top und Takel durch die Böen und die Gischt. Es regnet Badewannen, die Sicht geht gegen null. Wir verdauen erstmal unseren Schreck und sammeln uns. Dann hält der Wind mit 6-7 bf an, und die Wellen türmen sich auf und fangen an zu brechen, anschließend heftiger Regen. Es sieht gespenstisch aus. So wie in Dokus von der Nordsee. Eine missliche Lage. Wir haben so was noch nicht erlebt. Werfe den Motor an, und wir motoren quer zur Welle und wettern den Rest dieses Ereignisses erstmal ab, was dann doch recht gut geht. Es zieht dann auch schnell ab und der Wind kommt nun stabil mit bis zu 5 bf aus südlichen Richtungen. Wir ziehen wieder Segel und runden den Kreidefelsen und dann halten wir bei untergehender Sonne auf Binz und dann auf Sellin zu. Finden dann durchs Landtief in den Greifswalder Bodden. Der Wind dreht mit uns, so dass wir hart am Wind auch auf dem Bodden noch gut Höhe machen können, und erst jetzt anfangen mit kreuzen. Entgegen meinen Erwartungen ist der Bodden relativ ruhig, und wir können bei leicht abflauendem Wind gut aufkreuzen. Inzwischen haben wir Toplicht gesetzt. Erst schien der Mond und dann ist wegen aufkommender Bewölkung alles Zappenduster. Bis zur Einfahrt in den Strelasund segeln wir noch gemeinsam, essen 5- Minuten- Terrine und dann leg ich mich hin, übernehme am Rügendamm wieder und Stefan schläft… So können wir wenigstens etwas schlafen. Der Wind hat weiter mitgedreht, es ist stark bewölkt und saukalt, als wir gegen 8:00 Uhr das Hiddenseefahrwasser hochfahren. Nun mit Fock und Motor. Gegen 9:00 Uhr legen wir wieder in Schaprode an. Kaum festgemacht, fängt es an zu regnen und sollte auch für den ganzen Tag nicht mehr aufhören. Schwein gehabt. Es war einen schnelle und, bis auf die eine Starkböe, auch windtechnisch günstige Umrundung Rügens. Räumen das Boot leer und auf, und düsen dann mit dem Auto nach Berlin. Das Boot bleibt liegen, denn Reise, Reise geht noch weiter.....
3.8.2012: Hafen Schaprode
Bin mit Katrin spät angekommen. Ein super Sonnenuntergang und eine sehr milde und klare Sommernacht. Kein Wind. Haben super geschlafen.
4.8./5.8.2012: Schaprode- Schaprode / 102 sm
Haben am Morgen erstmal geschlafen bis die Sonne uns wegen Hitze aus der Kajüte getrieben hat. Dann gemütlich gefrühstückt und darüber philosophiert, wo die Fahrt hingehen soll. Hauptvorschlag Hiddensee. Aber 1 Stunde motoren und dann wieder 1 Stunde zurück, ist schon sehr wenig für ein Segelwochenende. Also mein Vorschlag rund Hiddensee zu segeln. Die Wetterprognose sagt wenig Wind und Welle voraus, also spricht nichts dagegen und auch die Sonne wird scheinen. Als wir aus Schaprode raus sind, ist so wenig Wind, dass wir erstmal zur See rausmotoren. Als der Dornbusch hinter uns liegt, ziehen wir die Segel hoch und fahren erstmal raus aufs Meer. Jetzt hab ich doch den Wunsch rund Rügen zu machen, und da Katrin nicht abgeneigt scheint, nehmen wir erstmal Kurs auf Kap Arkona. Mit hartem am Wind Kurs, aufkommendem Wind und 4-5 kn fahrt fahren wir an der Küste entlang. Hinter Kap Arkona zieht dann ein Gewitter auf. Da aber diesmal keine Megaböen zu erwarten sind, bleibe ich erstmal entspannt, und wir beobachten das Zusammenbrauen des Gewitters. Dann kommen leichte Böen und dann Blitze, Donner und der Regen. Es zieht erstmal schnell weiter, aber der Regen bleibt leider und ist auch sehr intensiv. Da wir den Kurs Richtung Kreidefelsen nicht halten können, motoren wir bis Sassnitz. Wellen sind ok. Dann lässt der Regen nach und querab von Binz reißt der Himmel auf. Es gibt einen wunderschönen Sonnenuntergang. Der Wind frischt auf gute 4 bf auf, so dass wir mit Vollzeug gut dabei sind, und ich versuche an Sellin vorbei zu kommen. Dies gelingt leider nicht und so motoren wir das letzte Stück Richtung Landtief. Reffen wäre echt gut, aber leider muss man draußen bei zunehmendem Wind dann immer nach vorne, Segel etwas runterlassen und Reffleinen einbänzeln. Das ist dann schon sehr beschwerlich. Hat man also nur die Möglichkeit von vornherein mit gerefftem Groß loszusegeln, was aber auch blöd ist, wenn der Wind erstmal schwach anfängt. Doofe Sache, deutlich verbesserungswürdig. Der Wind dreht immer mit uns, das ist gut. Aber leider immer 1 Stunde zu früh, dass ist schlecht. Es wird dunkel und wir setzen Positionslicht. Katrin fährt nun mit leicht raumen Wind und 5 kn durchs Fahrwasser Landtief. Ich mache uns eine 5- Minuten- Terrine und bastele eine Art Glühwein mit heißem Wasser, Wein und Honig. Schmeckt interessant, aber ist nicht der Durchbruch. Ich würde gerne schlafen, aber Katrin hat dann doch etwas Angst alleine zu fahren. Also versuche ich wach zu bleiben. Der Mond beleuchtet den Greifswalder Bodden, es ist recht hell und das Wasser glitzert in der Nacht. Über uns ein super Sternenhimmel mit Sternschnuppen. Da ich erst vor einer Woche hier war, ist die Orientierung auch ohne Karte schauen sehr einfach, und wir steuern zielsicher Richtung Strelasund. Dort wieder Segel reffen und motoren. Der Wind hat nachgelassen und die Morgendämmerung erwacht. Nebel über den Feldern und alles etwas rot gefärbt. Ein sehr schöner Anblick. Da ich nun endgültig nicht mehr kann, ankern wir am Rande des Strelasund und fallen gegen 5:00 Uhr sofort ins Koma. Gegen 9:00 Uhr versuchen wir zu erwachen. Die Sonne scheint, und wir segeln weiter Richtung Rügendamm. Kurz Mast legen und vorbei an der schönen Kulisse von Stralsund geht es dann Richtung Schaprode. Der Wind hat günstig gedreht, so dass wir hart am Wind Kurs bis zur Ansteuerung Schaprode durchsegeln können. Total erschöpft, aber auch glücklich legen wir an und entspannen erstmal. Katrin muss dann zum Zug und ich kann glücklicher Weise noch hier bleiben. Ein schöner Gedanke: da hatte ich nun 2 Mal rund Rügen in einer Woche. Aber es ist immer irgendwie anders und dadurch nicht wirklich langweilig. Die Distanz ist jedoch schon immer wieder eine Herausforderung. Ca. 100 sm und 22 Stunden fordern ihren Tribut. Man ist danach doch sehr gerädert. Es war eine sehr schöne und angenehme Rundfahrt mit sehr schönen Natureindrücken.
8.8.2012: Schaprode
Dirk kommt am Abend mit der Bahn, und ich hole ihn in Bergen ab. Trinken noch was in Schaprode in einer Kneipe und schauen Sonnenuntergang. Philosophieren über das Leben und gehen schlafen. Wetter ist sehr windig, aber Sonne angesagt. Bin mir unsicher, ob rund Rügen die Dritte machbar ist.
9.8.2012: Schaprode -Thiessow / 48 sm
Wir gehen den Tag gemütlich an, frühstücken in Ruhe und daddeln so bis fast zum Mittag hin. Ich bin immer noch im unklaren über die Wettersituation. Der Wind steht mit ner guten 4 auf dem Hafen und die Wellen sehen auch recht üppig aus. Gegen 11:30 Uhr heißt es Leinen los und ab geht’s. Kaum aus der Deckung pfeift der Wind, und die Wellen schlagen kräftig gegen das Boot. Motoren ins Fahrwasser Hiddensee und setzen Segel. Sofort Kränkung, aber auch gut Fahrt. Dirk ist beeindruckt und verunsichert. Wollen erstmal raus vor den Dornbusch und schauen, wie es auf der Ostsee aussieht. Es sind N/W- Winde über Nord drehend angesagt. Draußen steht eine gute Welle, und der Wind weht zwischen 4 und 5 bf. Haben Fock draußen und das gereffte Groß und mit gutem Halbwind machen wir durchweg über 6 kn und rauschen dahin. Eben noch Kap Arkona und schon Kreidefelsen. Dirk hat keine andere Wahl, als mit rund Rügen zu segeln, obwohl er wohl lieber nach Hiddensee kurz rüber wäre. Sichten vor Glowe ein U-Boot. Das ist das erste U-Boot, welches ich in Fahrt im Wasser sehe. Kommt einem sehr unwirklich vor. Langsam geht die Sonne unter und beschert einen Megasonnenuntergang. Wir machen immer noch volle Rauschefahrt und der Wind dreht mit. Bei Landtief beschließen wir nach Thiessow in den Hafen zu gehen, und nicht die Nacht durchzumachen, sondern früh weiterzufahren. Kürzen dann kräftig am Klein Zicker ab, aber durch die geringe Tiefe baut sich hier einen dicke Welle auf, und wir kreuzen mit Motor gegenan. Wirkt etwas skurril. Kommen nur langsam voran, aber es ist ja nicht weit. Bei klarem Himmel und untergehender Sonne im Rücken segeln wir mit der Fock zum Hafen. Haben im Fahrwasser kurz Grundberührung, aber nichts Schlimmes. Im Hafen gibt der Hafenmeister sofort Anweisung, wo wir festmachen sollen. Die Lücke ist klein, aber alles geht gut. Haben in 9 Stunden 43 sm zurückgelegt, nicht schlecht. Vom Nachbarboot gibt’s ne Flasche Wein und wir schauen Sonnenuntergang zu Ende, und werden dann noch zum Campingplatz auf einen Ouzo eingeladen. Hätten wir nicht tun sollen. Denn wir finden kaum ohne Hilfe unser Boot wieder, noch wissen wir wer wir sind, als wir gegen 4:30 Uhr auf ungeklärten Wegen in der Koje liegen. Dirk hatte sich noch einige Zeit mit einem Stromkasten unterhalten, warum auch immer. Noch 2,5 Stunden bis zur Abfahrt.
10.8.2012: Thiessow- Schaprode / 42 sm
Dirk wird gegen 7:00 Uhr wach, und macht sich lustig, dass wir noch nicht fahren. Ich weiß, wir müssen sofort los, sonst ist der Tagesplan im Eimer. Wir machen also sofort Leinen los und tuckern aus dem Hafen. Erst jetzt wird Dirk die Lage bewusst, und es fallen Wörter, wie: Toilette, Brötchen, Zigaretten und dergleichen. Dies liegt nun alles hinter uns, und wir versuchen trotz unseres erbärmlichen Zustandes den Unbilden des Greifswalder Boddens zu strotzen. Entgegen der Vorhersage kämpfen wir uns gegen Wind und Welle Richtung Strelasund. Das kostet sehr viel Zeit, Dirk verbraucht dabei seine letzten Zigaretten und wird zusehends unentspannter. Dafür gibt es Wildschwein an Pellkartoffel und Rotkraut. Das Leben könnte schlechter sein. Der Himmel ist leider bewölkt, aber kein Regen. Im Strelasund motoren wir Richtung Rügendamm und verpassen dort knapp die Brückenöffnung. Legen kurz den Mast und motoren dann weiter Richtung Hiddenseefahrwasser und Schaprode. Als wir immer noch erschöpft in Schaprode festmachen, ist es ca. 17:00 Uhr. Wir haben die 42 sm auch in 9 Stunden gemacht, und sind damit die 100 sm in insgesamt ca 18 Stunden gefahren. Das war dann wohl die schnellste Rundung, welche ich je gemacht habe. Dies ergibt einen Durchschnitt von über 5,5 kn. Das ist für den Greif mal was richtig Schnelles gewesen. Eine schöne und schnelle Rundung Rügens, und damit die dritte innerhalb von 2 Wochen. Das reicht dann erstmal für dieses Jahr, aber Reise, Reise geht noch weiter. Danke an Dirk für die gute kulinarische Versorgung. Düsen dann schnell mit dem Auto zurück nach hause, und das Boot bleibt zu meiner Zufriedenheit immer noch in Schaprode, denn man weiß ja nie…, und der Sommer ist ja noch nicht zu Ende.
15.8/16.8.2012: Schaprode Hafen
Sehr gutes Wetter hat mich und meinen Sohn auf die Insel gelockt. Der Sommer kommt tatsächlich noch mal wieder mit baden am Strand und sonnen auf dem Sonnendeck. Übernachten auf dem Boot im Hafen und schlafen wie die Steine. Ist schön wieder hier zu sein und schön, dass Lennart dabei ist.
17.-19.8.2012: Schapprode- Vitte- Schaprode / 10 sm
Wettermäßig soll dies das wärmste und schönste Sommerwochenende des Jahres werden. Blauer Himmel und Mittelmeertemperaturen. Fahre mit Katrin nach Vitte rüber, und wir verbringen einen sehr schönen Tag am Strand. Es hätte auch Kroatien sein können. Sehr schön hier. Wer hätte das gedacht. Schade, dass Lennart nicht dabei sein kann. Das Wasser ist rekordverdächtig warm, und es hätte ihm gefallen mit seinem Spielboot durch die Wellen zu springen und über die Dünen zu tollen. Das Leben ist nicht immer leicht. Er fehlt mir. Dafür gibt es gibt einen megaschönen Sonnenuntergang und am Sonntag geht es zurück nach Berlin.
22.-24.8.2012: Schaprode- Vitte- Schaprode / 10 sm
Zu meinem Geburtstag sollte es schon wieder was spektakuläres sein. Kopenhagen, Bornholm, Møn oder dergleichen, aber es ist viel Wind angesagt, zuviel Wind… Also beschließe ich auf meiner Alleinfahrt gemütlich nach Hiddensee zu segeln, und dann am Strand mit Wein meinen Geburtstag zu begehen. Setze die Fock und mit einer guten 4 bf düse ich mit über 5 kn durchs Fahrwasser. Dadurch wird es eine schnelle Überfahrt. Anlegen alleine bei dem Wind ist nicht so einfach, aber diesmal habe ich Glück, und mir wird geholfen. Koche Kartoffeln mit Knoblauch- Salami und Zwiebeln, und lasse es mir gut gehen. Der Hafen in Vitte ist nur ein Drittel belegt. Ungewohnter Anblick. Die Saison neigt sich dem Ende. Aber an diesem Abend gibt es noch mal einen wunderschönen Sonnenuntergang und eine sternenklare Nacht. Die Urlauber haben gute Stimmung, alle sind freundlich und aufgeschlossen und man kommt schnell ins Gespräch. Eine sehr schöne Atmosphäre. Am nächsten Morgen ist es bedeckt, aber warm und entgegen allen Wettermeldungen kein Sturm, sondern totale Windstille. Lustig diese Wetterberichte. Motore zufrieden nach Schaprode und düse dann nach hause. Boot bleibt, der Sommer wird diesmal verlängert, ob er will oder nicht ;o)))
3.9.-4.9.2012: rund Rügen mit Zwischenstopp in Lohme / ca. 100 sm
Das Wetter ist günstig und da ich frei habe, fahr ich noch mal hoch zur Küste. Gut, dass ich das Boot noch nicht rausgenommen habe. Die Sonne lacht und ich beschließe als Saisonabschluss noch einmal Einhand rund Rügen zu segeln. Entweder durchsegeln, oder mit Zwischenstopp. Nachdem ich erst gegen Nachmittag loskomme, beschließe ich es ruhig anzugehen und peile als Tagesziel Lohme an. Ich komme gut weg von Schaprode, und genieße die noch warmen Sonnenstrahlen und das rötliche Licht des aufkommenden Sonnenunterganges, als ich den Dornbusch und dann Kap Arkona mit achterlichen Winden hinter mir lasse. Eine schöne Art des Reisens, immer und immer wieder. Hab mich dann doch etwas in der Zeit vertan, und es wird schnell dunkel. Gegen 22:30 Uhr steuere ich Lohme an. Laut Karte soll an der Hafeneinfahrt irgendwas rot leuchten. Ich fahr erstmal in ein dunkles Nichts, da durch die Steilküste im Hintergrund keine Silhouette des Hafens auszumachen ist. Alles schwarz. Nicht schön. Dann sehe ich endlich diese funzelige rote Hafeneinfahrtsmarkierung. Gefühlte 0,01 Watt scheint die Lampe zu haben. Die Steine der Molenaufschüttung sind im dunkeln schwer auszumachen, aber da ich es langsam angehe und relativ wenig Wind und Welle sind, geht es dann doch ganz gut. Wenn ich schon mal hier gewesen wäre, wäre es deutlich einfacher gewesen. Ein schöner Hafen. Schöner, als man von weitem denkt. Anlegen dann kein Problem, da viele freie Plätze sind, da die Saison sich dem Ende neigt. Schnell noch essen machen (Kartoffeln, Rotkohl, Salami) und dann schlafen. Ich muss morgen früh raus (5:00 Uhr), da ich sonst nicht mehr bei Tageslicht bis Schaprode rum komme, da ich heute so getrödelt habe.
Wecker klingelt gegen 4:45 Uhr. Hölle, muss mich erstmal kurz überwinden, um hoch zu kommen. Schmeiße mich in Schale und ab geht’s. Essen und Kaffee gibt’s dann draußen auf See, wenn der Ersatzpinnenpilot läuft. Wenn man um die Zeit aus dem Hafen läuft, geht die Sonne gerade im Osten auf und man fährt in den Sonnenaufgang. Es ist kaum Welle und leichter raumer Wind. So gleite ich Gedanken versunken am Königsstuhl vorüber und mache Fotos. Die Kreidefelsen leuchten in allen Orange- und Rottönen, und auch das Meer sieht sehr schön aus. An Sassnitz vorbei Richtung Binz wird es schon etwas rauer. Der Wind nimmt zu, und ich muss immer mehr das Segel dicht holen um Kurs zu halten. Das verheißt nichts Gutes für den Greifswalder Bodden. Nach einer gefühlten Unendlichkeit bin ich endlich Landtief und komme bei Zicker um die "Ecke". Es sieht nicht gut aus, so gar nicht gut. Voll Wind und Welle direkt von vorne. Versuche mit Motor und Segel gegenan zu kreuzen, und etwas in Abdeckung zu kommen. Komme dabei deutlich vom Kurs ab und steuere nah bei Vilm vorbei. Keine Abdeckung weit und breit, und die Welle lässt nicht nach. Bin genervt und muss da nun durch. Inzwischen kommen auch dunkle Wolken auf und verheißen nichts Gutes. Endlich gegen frühen Nachmittag liegt der Strelasund vor mir. Erst noch rau und ruppig (habe Segel geborgen und motore gegen die Welle) und ab Stahlbrode dann zusehend ruhiger. Ich entspanne, auch wenn der Regen mich einholen wird. Stralsund Ziegelgrabenbrücke lege ich den Mast und lasse kurz die wunderschöne Silhouette der alten Hafenstadt auf mich wirken. Dann heißt es wieder Segel raus und bei aufkommendem Unwetter hart am Wind Richtung Hiddensee das Fahrwasser hoch segeln. Das gelingt nur bedingt, und ich muss zwischendurch auch motoren, da ich nicht so hart an den Wind kann. Dieser ist inzwischen sehr böig mit guten 4 bf. Kürze dann noch mal ab, und erreiche gegen Abend noch vor Dunkelheit und Unwetter den Hafen Schaprode. Bin etwas fertig, aber glücklich darüber noch mal in dieser Saison rund Rügen gesegelt zu sein. Gehe an Land lecker in Schaprode essen, und genieße den Abend mit Grog und Zufriedenheit in der Kajüte, während draußen das Unwetter losbricht.
12.-14.9.2012: Bootsüberführung von Schaprode nach Berlin
Das Wetter soll schlecht werden, daher beschließe ich nicht noch mal nach Hiddensee über zu setzen, sondern in Ruhe alles zum Kranen und für den Trailertransport klar zu machen. Es wird ein entspannter sonniger Tag. Übernachten auf dem Boot, welches auf dem Trailer liegt und über Nacht kommt der Dauerregen. Kann ja nun egal sein.
Es war eine schöne abwechslungsreiche Saison, und "Reise, Reise" wird weiter gehen.....
P.S.: Zu hause wartet der 420-er auf mich, so dass der Abschied leichter fällt. Mit ihm bin ich dann unerwarteter Weise noch bis Dezember auf dem See unterwegs. So kann man die Saison verlängern ;o)))
Text mit freundlicher Unterstützung von Katrin...
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