22.-27.4. Überführung Berlin-Schaprode 132 sm und 190 km
Endlich beginnt die langersehnte Saison, "Reise, Reise". Das Boot ist geputzt, alle Verschleißteile ausgewechselt und repariert, die Segel nachgenäht und etwas Proviant und viel Sprit gebunkert. Es kann losgehen. Ich stehe schon seit Tagen unter Strom. Das Wetter scheint auf unserer Seite zu sein, daher beschließe ich mit meinem Mitsegler Dirk das Boot nicht mit dem Trailer, sondern übers Wasser (die Oder) an die See zu bringen. Bis zum Schiffshebewerk kommen Dirks Kinder noch mit. Sie integrieren sich schnell in den Bordalltag und wir vermissen sie dann regelrecht, als sie in Oderberg das Boot verlassen. Schade das Lennart nicht dabei sein konnte.
Das Schiffshebewerk war wieder ein Erlebnis. In 36 Metern Höhe der Blick über das Odertal und auf die riesige Baustelle nebenan, wo gerade das neue Schiffshebewerk Gestalt annimmt. Gigantische Ausmaße aus Beton und Stahl. Ohne Kinder gehts dann weiter Oder abwärts. Keine Schiffe und wir ganz allein Richtung Stettin. Der Fluß nimmt uns mit und zieht uns der "Freiheit" und einer hoffentlich schönen Saison entgegen. Fischreiher, Nebenarme, Schilfgürtel, alte Gehöfte und Angler prägen die Landschaft am Deich. Diesmal ist unser Ziel nicht die die rustikale Marina Gozlaw d, sondern ich möchte mal in ruhe eine andere Seite des Hafens erkunden und Dirk die großen Schiffe ganz nah zeigenund dann weiter nach Ziegenort. Verliere aber ohne Karte(habe für Stettin keine Karte und fahre immer nach Gedächtnis) dann doch die Orientierung und wir bekommen dadurch dann nochmehr Hafen zu sehen, als ursprünglich geplant war. Fummeln uns dann mit gesundem Menschenverstand Richtung Haff und machen in der Marina Ziegelort fest. Für mich das erste mal. Mächtiger Schwell dort, aber die Leute sind ganz nett und wir haben für den nächsten Tag einen super Startort.
Das Wetter meint es sehr gut mit uns. Wir haben östliche Winde und fahren unter Vollzeug bei strahlendem Sonnenschein Richtung Usedom, quer übers diesmal so stille Haff. Dirk ist so begeistert, dass er sogar anbadet. Ich bin auch total begeistert, jedoch ohne baden. Nachdem ich nämlich sein Gesicht dabei gesehn habe, bleib ich lieber an Bord. Das Wasser war wohl doch noch etwas kühl. Kommen gegen abend in einen sehr schönen Naturhafen bei Zecherin auf Usedom an und Grillen mit Freunden. Nachts wird es immernoch sehr kalt.
Dirk kommt dann noch weiter mit über den Greifswalder Bodden bis Schaprode. Dank östlichen Winden alles kein Problem. Nichtmal den Mast müssen wir in Stralsund legen, da wir zufällig zu Brückenöffnung dort sind. Dirk erarbeitet während der Überfahrt ein leckeres Menü und hat dabei vorübergehend drei Töpfe übereinander auf dem kleinen Kocher gestapelt. Sieht sehr abenteuermäßig aus, führt aber zielstrebig zu einem leckeren Essen. Kleine Hafenrundfahrt in Stralsund und schon gehts ab ins Hiddenseefahrwasser. Der Leuchtturm Dornbusch grüßt uns schon aus der Ferne. Es tut gut wieder hier zu sein. Die Luft, die Ruhe, die Atmosphäre....Heimat!
Eine sehr schöne Überführung geht zu Ende.
2.5.-4.5. Schaprode-Vitte-Schaprode 7sm
Bin mit Sandra Richtung Vitte unterwegs. Die Sonne lacht, aber es ist sehr windig und kalt.
Sind noch ganz alleine im Hafen Langeort und können uns das für uns beste Plätzchen aussuchen. Laufen am nächsten Tag hoch zum Leuchtturm und dann am Strand zurück. Es ist herrliches Wetter. Sehr entspannt in der Vorsaison hier zu sein. Die Insel gibt mir innere Ruhe und Halt. Wenig Veränderung ist auch mal was Schönes. Alles ist wie immer und doch jedesmal anders...
Dann noch lecker kochen, Wein, labern, schlafen.
In der Nacht war es recht kühl mit 9 Grad, doch da die Sonne auf die Kajüte strahlt, wird es recht schnell warm. Nach dem Frühstück geht es leider schon zurück nach Schaprode.
12./13.5. Schaprode Hafentag
Bin mit meinem Sohn Lennart endlich mal wieder gemeinsam auf dem Boot. Er schläft immer unheimlich gerne vorne in seiner Koje im Vorschiff und da wir mal wieder auf Rügen sind und den Tag am Strand verbracht haben, machen wir mal nur Übernachtung und schlafen beide wie die Murmeltiere....
30.5.-2.6. Schaprode-Zingst-Schaprode (Rund Hiddensee) 76 sm
Ein super Wetter. Bin mit Sandra unterwegs und unser Ziel ist diesmal der Darß. Doch der Wind ist relativ stark und aus der falschen Richtung (West 4). Da wird es schwer nach Westen zu kommen. Kaum in der Fahrinne gehts auch schon nur mit der Fock mit gut 7 Knoten Richtung Barhöft. Leider müssen wir ab dort gegenan motoren. Auf der Grabow wird die Welle dann so extrem, dass wir nach gut einer Stunde des voll durchgeschüttelt seins, in leichter Abdeckung und nahe am Ufer den Anker werfen. Zingst ist heute unerreichbar. Aber da wir ja autark unterwegs sind, kann uns das erstmal egal sein. Gegen Abend liegen wir schon zu dritt in der Abdeckung. Auch andere haben scheinbar genug von der Welle. Schöner Sonnenuntergang und die Landschaft erinnert mich irgendwie mit den Feldern und Bäumen und dem Verlauf der Küste an dieser Stelle sehr stark an die dänische Südsee. Sehr schön.In der Nacht regnet es, aber das Prasseln der Tropfen aufs Kajütdach und der Grog führen zu einem tiefen und festen Schlaf.
Am nächsten Morgen hat sich der Wind etwas beruhigt. Die Sonne lacht und es geht weiter nach Zingst. Kürzen schön das Fahrwasser ab und nach einem spektakulär schlechten Anleger von mir, machen wir in Zingst fest. An der Ostseeseite ist gerade eine Fotowoche und es sind riesiege Bilder am Strand aufgestellt, dazu Chillmugge, Caipi und Sonnenuntergang. Was will man mehr.
Am nächsten Tag geht es deutlich entspannt mit achterlichem Wind um drei Bf entspannt zurück nach Schaprode. Dabei stelle ich fest, das die Fock in den Vortagen doch sehr gelitten hat, und einige Nähte sich verabschieden. Muß unbedingt nachgenäht werden. Ist sowieso ein Wunder, dass das 30 Jahre alte Segel noch hält. Hoffentlich schafft es noch die Saison. Da der Wind und die See es zulassen, machen wir außenrum um Hiddensee. Sehr schön bei diesem Wetter um den Dornbusch zu segeln. Sieht für einen Moment wie eine Insel im Atlantik aus. Alles grün und dicht bewaldet und dazu die Hügel. La Gomera kann so nah sein....
18.6.-20.6. Schaprode-Vitte Schaprode 7sm
Schön wieder hier zu sein. Die Sonne lacht und ich bin alleine hier und widme mich mal diversen Reperaturen und Verbesserungen. Erstmal möle ich den ganzen Steg voll um Baufreiheit zu schaffen und dann gehts los. Fast zwei Stunden geht es um das Thema Großbaumpersenning. Das Problem ist der Kamin. Wenn man bei der Jolle sein Segel ordentlich am Baum anschlägt, reicht auch eine Persenning ohne Kamin. Jahrelang hab ich mich nun schon mit diesem überflüssigen Stück Stoff rumgeärgert, da es unheimlich beim Manövrieren und starkem Wind behindert. Es wirkt wie ein Segel. Hab das Ding erstmal auf dem Steg ausgebreitet und grübel recht lange. Aber was solls, Schere in die Hand und alles Überflüssige abgeschnitten. Ah, ein drittel weniger Stoff und trotzdem keine Funktionseinschränkung. Das tut gut. Aus Ermangelung an einer Nähmaschiene versiegele ich die Schnittkante mit dem Kocher und bringe mit kleinen Schrauben die Steckverbinder neu an. Sieht garnicht so schlecht aus und wird zumindest diesen Sommer erstmal gehn.
Nachgenähte Fock anschlagen und die hässlichen Backsdeckel endlich mal frisch von Innen gestrichen und schon sieht die Sache ganz gut aus. Hier noch ne Notlampe angebracht und da noch ne Schwimmleine und endlich mal in der Kajüte eine starke LED Beleuchtung installiert. Da kann ich jetzt die ganze Nacht durchlesen.
Außerdem dieses Jahr neu an Bord: AIS. Da hab ich lange mit mir gehardert, aber als es den Empfänger für den direkten USB Anschluß und ohne zusätzliche Stromversorgung gab, hab ich mir einen zugelegt. Stummelantenne dran und schon weis ich auf dem Kartenplotter, was im Umkreis von 3 sm so los ist. So war der theoretische Plan. Lief natürlich erstmal garnicht und 2 Grog später und nach dem Besuch von gefühlten 1000 Menüeinstellungen konnte ich endlich auch am AIS teilnehemen. Die Reichweite würde sich durch eine höhere Antenne deutlich erhöhen, aber mehr gibt mein Experimentalaufbau gerade nicht her. Ob man das braucht muß jeder selbst entscheiden. Aber ich sag mal so: GPS und Kartenplotter und Tiefenmesser braucht man ja auch nicht unbedingt, aber sie erleichtern vieles...
Gegen abend gehts rüber nach Vitte. Leider gegenan mit viel Welle. Verbrösel etwas den Anleger (da ist dieses Jahr irgendwie der Wurm drin), aber mir wird geholfen. Topwetter. Der Wind fegt über die Insel, die Halme rauschen im Wind und es ist warm. Selbst das Wasser. Was will man mehr. Ich mag die Insel immernoch. Aber diese Liebe muß ich wohl mit vielen anderen teilen...
Abends noch ins Zeltkino und dann ab an den Strand zum Sonnenuntergang.
Dann noch schnell nen Grog und trotz starken Windes, Heulen, Klappern und Rucken des Bootes, wird es eine sehr entspannte Nacht.
Am nächsten Morgen hat es auf 5 Bf Augefrischt und alles voller Wolken. aber es ist mild und so fahre ich erst mit Motor aus dem Hafen und dann lasse ich mich vor Top und Takel mit 4 Knoten nach Schaprode reintreiben. Hat auch was.
26.-29.6.14 Schaprode-Lohme-Rügen rund-Freest-Vitte-Schaprode 135 sm
Wir, mein Mitsegler Matthias und ich kommen gegen Mittag am Boot an. Die Vorhersagen sind weder für Wind noch für Sonne gut. Mal sehen was geht. Es ist recht kalt, aber es regnet trotz anderslautender Prognose zum Glück nicht. Stauen erstmal in Ruhe Essen und Gepäck und legen entspannt ab, mit Kurs auf Lohme. Es sind umlaufend schwache Winde angesagt mit Böen bis 7 Bf. Aber danach sieht es wirklich nicht aus. Leider kommt der Wind aus Ost und wir müssen gegen Wind und eine sehr geringe Welle bis Lohme motoren. Dafür kommt die Sonne raus und sowohl der Anblick des Dornbusch, als auch Kap Arkona sind mehr als eine Entschädigung für uns. Kommen gegen 19 Uhr in Lohme an. Hab extra die Festmacher schon vorher verlängert, da die Boxen für uns extrem lang sind. Der Hafenmeister ist sehr freundlich und so schauen wir nicht nur das Ende eines WM Fußballspieles, sondern bekommen auch noch ein Bier dazu. Sehr schöner Hafen. Ruhig und gute Stimmung. Leider genießen wir so sehr den Abend beim Wein, dass wir am nächsten Morgen arge Probleme mit uns und der Umgebung haben. Wieder lacht die Sonne, aber der Wind steht leider immernoch auf Ost. Neben uns liegt ein junger Typ mit einer Marieholm und wie wir so ins Gespräch kommen stellt sich heraus, dass er mit seinem Boot "Puh" nicht nur nach Lohme möchte, sondern weiter in die Welt über den Nord-Ostsee-Kanal und den Englischen Kanal irgendwohin, wo der Wind ihn hintreibt. Gut am Start ist er ja mit seinem Solarpanel, AIS und Windsteueranlage. Als wir ablegen wünschen wir ihm viel Glück und sind etwas wehmütig.
Der Kreidefelsen macht uns zu schaffen. Kreuzseen und immer gegen an. Es wird nervig und der Wind nimmt zu. Endlich liegt Sassnitz querab und wir entschließen uns die Segel zu setzen und Richtung Göhren aufzukreuzen. Das geht dann besser als gedacht. Jetzt ist die Welt in Ordnung. Welle von der Seite, Sonne auf dem Kopf und gute 5-6 Knoten auf der Uhr. Da geht was. Nach zwei,drei Schlägen sind wir auch schon rum und können etwas abfallen und ohne Kreuzen weiter Richtung Landtief. Das Wetter ist ein Traum. Mittendrin haben wir stehende Peilung mit einem Frachter, der sich dann aber als Ankerlieger entpuppt. So kanns gehn ;o)
Da es gerade sehr gut läuft, beschließen wir nicht in Thiessow fest zu machen, sondern weiter Richtung Usedom zu Segeln. Ohne einen weiteren Schlag durchqueren wir einige Untiefen und gelangen trotzdem schnell und heil nach Penemünde. Machen dort eine obligatorische Hafenrundfahrt und dann schnell ab nach Freest, weg von den Yachties. Finden dort einen sehr schönen Platz am Steg der alten Werft mit Blick auf Sonnenuntergang. Die Werftbesitzerin Kirsten sitzt gerade auf ihrem Krahn, welcher wie ein Saurierer aus der Urzeit aussieht und auch selbige Geräusche macht und ist erstmal wenig begeistert, als wir ihr mitteilen das wir nur ein "Plastikbecher" haben. Aber die Gastfreundschaft siegt und alles wird gut. Wir gehen erstmal in Ruhe was essen. Immerwieder ein sehr schönes Fleckchen Erde.
Nach dem langen Tag und den Erfahrungen des Vortages erstmal kein Wein und Einschlafen ist auch nicht das Problem.
In der Nacht kommt der Regen. Am Morgen ist er immernoch da und auch als wir ablegen. Aber wir haben uns vorgenommen die gute Laune zu behalten und er läßt tatsächlich immermehr nach und kaum sind wir auf dem Greifswalder Bodden hört er ganz auf. Wir haben Segel gesetzt und mit südöstlichen Winden geht es entspannt Richtung Strahlsund. Dunkle fette Wolcken wabern um uns rum. Sicherheitshalber fahren wir gerefft, wer weis ob nicht doch einen Bö kommt. Wir kommen trocken über den Bodden, aber ab Stahlbrode bricht es los. Fette Tropfen peitschen fast waagerecht übers Wasser. Wir hatten rechtzeitig die Segel eingeholt und motoren nun gegen den gedrehten Wind und die schnell aufkommende Welle. Wie unter einem Feuerwehrstrahl. Von allen Seiten Wasser. Zum Glück kommen wir grad zur Brückenöffnung in Stralsund, dadurch ersparen wir uns bei dem Schietwetter das Mastlegen.
Hafenrundfahrt entfällt und nach einer kurzen demokratischen Aussprache zwecks weiterem Reiseverlauf geht es weiter in der Sinnflut Richtung Vitte. Komm mir vor wie die Arche Noah, nur ohne Tiere...
Bei der Gelegenheit können wir auch mal ausgiebig unser Ölzeug testen und stellen schnell Schwachstellen fest. Sinnieren kurz darüber und uns wird klar warum die Leute, die beruflich auf See sind, dass traditionelle Ölzeug anhaben und nicht so ein modernes Atmungsdingsbums: Es hält dicht, ist billiger und robuster...Welch eine Feststellung. Unser Ölzeug zeigt schon nach zwei Stunden erste Ausfälle und da auf der Ostsee Kälte und Regen oft in einem Zusammenhang stehen, stellt sich ernsthaft die Frage nach dem Sinn der Atmungsaktivität.
Fazit unserer Überlegungen zu der recht teuren Regenkleidung: Sie hält nicht was sie verspricht. Weitere Erkenntnis: Die Fischer wissen was sie tun...
Hätten wir uns mal vorher mit beschäftigen sollen.
Das nur mal so am Rand...
Der Regen hört auch bis zum Festmachen in Vitte nicht mehr auf, sondern bleibt einfach über uns. Zusätzlich schwere Gewitter, welche immer um uns rum zirkulieren.
Uns ist das egal und wir kehren in eine warme Stube ein und lassen so den Abend ausklingen, was auf Hiddensee nicht so einfach ist, da es ab ca. 21 Uhr fast überall keine warme Küche mehr gibt. Liegt wohl an den Tagestouristen, welche dann schon die Insel verlassen haben und dann werden halt die Bürgersteige hochgeklappt.
Am nächsten morgen leichter Regen. Ist uns jedoch egal und wir gehen entspannt zu dem bekannten Edeka Frühstücken und machen gegen Mittag die Leinen los Richtung Schaprode.
In Schaprode angelangt hört der Regen endlich auf und wir können in Ruhe aufklaren und nochmal unseren Wochenendtörn an uns vorüber ziehen lassen. Dann bringe ich Matthias zum Bahnhof und genieße das Privileg noch einen Tag hier bleiben zu dürfen.
Wieder geht ein schöner Törn zu Ende und der Sommer hat zum Glück gerade erst begonnen...
16.7. Hafentag Schaprode
Ankunft mit Lennart und Bunkern von Benzin und Proviant. Lennart schneidet sich in Handballen. Notaufnahme. Alles wird gut.
17.7. Schaprode-Rund Hiddensee-Schaprode 32 sm
Es ist ein Traumwetter. Wenig Wind und glatte See. Ideal für Kinder. Der Wind ist günstig und wir segeln um den Dornbusch und die Küste entlang Richtung Stralsund. Ankern am Strand, setzen das Schlauchboot aus und erobern wie bei Robinson Crusoe die Insel. Es wirkt etwas wie in der Südsee. Lennart sehr begeistert. Als wir zurück zum Boot paddeln stelle ich fest, dass sich viele Muscheln am Boot festgesetzt haben und schrubbe erstmal das Unterwasserschiff so gut es eben geht. Anker auf und weiter um die Insel. Viele Boote mit Kindern. Ferien überall. Alle sind in Urlaubsstimmung. Legen Abends in Schaprode an und sind beide sehr zufrieden mit dem ersten Segeltag.
18.7. Schaprode-Stralsund-Schaprode 28 sm
Der Hochsommer ist angekommen. Lennart und ich nutzen den günstigen Wind und fahren nach Stralsund um eine kleine Hafenbesichtigung durchzuführen. Zwischendurch müssen wir wegen der Hitze einen Badestop einlegen und lassen uns treiben. Ein Sehr entspannter Urlaub. Lennart ist ganz begeistert von der Gorch Fock und den anderen Schiffen und der großen Brücke. Machen am Abend wieder in Schaprode fest.
19.7. Schaprode-Ralswiek 22 sm
Lennart und ich motoren durch das enge Hiddenseefahrwasser und könenn dann ab Wittower Fähre Segel setzen. Fahren mit 3 Knoten gemühtlich Richtung Ralswiek. Dabei spielt Lennart im Schlauchboot und genießt es der Kapitän vom Beiboot zu sein. Kommen am Nachmittag an, finden ohne Probleme ein schönes Plätzchen am Schilfgürtel und schauen am Abend die Störtebekerfestspiele. Was für Menschenmassen, Verkaufsbuden und Geräusche. Ungewohnt nach den letzten Tagen. Lennart ist begeistert von dem Spektakel.
20.7. Ralswiek-Schaprode 23 sm
Rückfahrt von Ralswiek. Der Wind hat auf 5 Bf aufgefrischt und ich segel ohne Lennart zurück nach Schaprode. Ab Breege knallt es dann richtig. Mit achterlichem Wind und nur mit der Fock liegen bis zu 7 Knoten an. Ich gleite im wahrsten Sinne des Wortes dahin. Laß die Seele baumeln und genieße das Seglerdasein. Die Sonne scheint, Landschaft und Wolken ziehen vorbei. Ein schöner Segeltag und das spiegelt sich auch in den Gesichtern der anderen Segler. Hole mit dem Auto Lennart zum Boot, welcher den Tag über mit meinem Cousin Steilküsten besichtigt hat. Am Abend werde ich noch auf das Nachbarboot am Steg zu essen und Wein geladen und bin erstmal regelrecht geschockt von dem riesen Raumvolumen der Kajüte. Hat man von außen garnicht so wargenommen. Endlich auch mal junge Leute. Wir trinken Wein und reden bis in die Nacht über uns, das Bootfahren, den Sinn des Lebens und den Weltfrieden...
31.7.2014 Utklippan 147 sm ab Schaprode (Seereise mit Stefan)
Heute sind wir auf der ersten Karlskrona Schäre angelangt, Utklippan. Ein sehr schönes Fleckchen Erde. Die Sonne geht grad unter und wir haben heute früh in Sandvik auf Bornholm abgelegt und 53 sm aufregende Seemeilen mit Wind und Welle hinter uns gelassen.
Aber nun der Reihe nach. Am 28.7. sind wir abends in Schaprode los. Wir haben wieder kräftig Essen und Sprit für drei Wochen gebunkert und nachdem wir den Auspuff meines treuen T3 auf dem Parkplatz mit "Bordmitteln" noch schnell repariert haben, damit er nach der Segelreise gleich wieder strartklar ist, hies es Leinen los und "Reise, Reise" konnte beginnen.
Wir hatten uns dazu entschieden bei Windstille gegen eine leichte Welle mit dem Motor nach Rönne zu fahren. Also Pinnenpilot an und einen graden Strich durch die Nacht gezogen. Immer weiter bleibt das Leuchtfeuer vom Dornbusch achteraus und es ist im ersten Moment ungewohnt wieder soviel Wasser um sich zu haben bei so wenig Boot. Bevor es jedoch endgültig stockdunkel wurde, stellten wir zu unserem Erstaunen fest, dass das Toplicht nur flackerte und eigentlich garnicht ging. Trotz des Schwells haben wir also den Mast mitten auf der See gelegt und aus er Halterung genommen, um eine Lösung zu finden. Das war bei dem Schwell auch eine sehr gewagte Aktion. Denn wo man normalerweise zum Anfang der Saison mit viel Ruhe und Gefummel alles zusammenschraubt, müssen wir nun auf dem extrem schaukelnden Boot alles ausbalancieren, nichts verlieren, nirgends anstoßen und dabei selber nicht über Bord gehen. Fazit: Mast abbauen auf See sehr doof. Leider war alles umsonst, wir konnten den Wackelkontakt so nicht beheben. Also alles wieder zusammengebaut und aufgerichtet. Schöner Mist. Starten unsere Petroleumlampe und das Motorlicht. Damit muss es jetzt leider gehen. Wechseln uns mit schlafen ab und gelangen relativ entspannt nach 69 sm in Rönne an. Wiedereinmal hat der Greif Bornholm erreicht.
Nach einem kurzen Nickerchen und der Reparatur des Toplichtes beschließen wir gleich weiter nach Norden zu segeln und gelangen nach einem schönen, sonnigen Segeltag mit einigen Kreuzschlägen in den wunderschönen Hafen Sandvig. Dort sitzen wir dann leider wegen ungünstigem Wind fest und werden total eingeweht. Aber es ist schön hier. Wir checken regelmäßig das Wetter und erleben zwei heftige Gewitter mit viel Regen und viel Blitzen. Als wir gerade in der Kajüte so vor uns hindösen rumpelt etwas gegenunser Boot, ich schaue durchs Vorlug nach draußen und sehe etwas rotes, bootsmäßiges direkt vor uns. Da gibt es nun zwei Möglichkeiten: entweder haben wir uns bewegt, oder der andere. Ich springe raus in den Regen und wir stellen fest, dass sich unser unbemannter Vormann von der Kaimauer gelöst hat und durchs Hafenbecken treibt. Wir fangen ihn schnell ein und machen ihn wiedder fest. Sein Festmacher hatte sich durchgescheuert. Alles gutgegangen und wir hatten ein Erlebnis...
Zwischendurch machen wir eine Wanderung zum Leuchturm und Richtung Hammersburg. Sehr schön hier.Holen auch mal die Gitarre raus, trinken Wein und genießen das Dasein.
Endlich ist die Lage günstig und wir brechen am heutigen Tag Richtung Karlskrona auf. Lange haben wir mit uns gehadert, sämtliche Strömungs, Wellen und Windprognosen durchgearbeitet. Wir nehmen den kürzesten Weg, quer durch die Bucht. Erst geht es ganz gut mit achterlichen Winden und der Abdeckung Bornholms, aber der Wind bläst dann doch ganz schön und die Wellen erreichen ungeahnte Ausmaße, es ist schwer bei diesem Wind und den Wellen das Boot auf Kurs zu halten. Wir passieren mehrere Frachtschiffe. An einem kommen wir relativ dicht vorbei, nachdem wir uns ausreichend freigehalten haben um sein Heck zu passieren und werden von der Außenbrücke freudlich gegrüßt, dass hatten wir auch noch nicht. Wahrscheinlich sehen wir so mitleiderregend in unserer Nußschale von da oben aus, ein winziger Punkt, so zwischen der schäumenden See. Seemeile für Seemeile rauschen wir mit gerefften Segeln durch die See. Wir sind nur am Surfen. Der Blick zurück könnte einem Angst machen. Aber wir haben so etwas schon öfter erlebt und sind guter Dinge. Den Blick nach vorn und nicht zurück, mit Wind und Welle wird es gehn. Es wird eine schnelle Überfahrt. Und dabei wollten wir endlich nach all den Jahren mal kürzer treten mit der Jolle, in geschützteren Gefilden unterwegs sein und wieder zieht uns das Abenteuer irgendwiemagisch an. Der DSV und die Kreuzerabteilung hätten wieder ihre wahre Freude mit uns ;o) An dieser Stelle ein netter Gruß an den Vorstand: Ich habe immernoch zu wenig Zeit zum führen eines detailierten Logbuches, ich segel!
Wir suchen eine Weile von weitem die passende Einfahrt zum Hafen von Utklippan und haben Angst, das der Schwell zu stark drauf steht und wir zuviel Fahrt machen um heil dort zu landen, 18 Meter Einfahrtsbreite und dann eiert da auch noch ein Katamaran rum, aber alles wird gut und ein schöner, sonniger Segeltag geht nach 51 sm an einer Schäre zu Ende. Sehr gut geschützter Hafen, sehr netter Hafenmeister, überall gute Stimmung. Der kleine Leuchtturm neben uns leuchtet, wir sitzen auf einer Schäre und die Nacht senkt sich über den roten Himmel. Die Schären haben uns wieder. Wir haben es wiedereinmal geschafft. Ein schönes Gefühl. Fühln uns frei...
1.-2.8. Utklippan-Halbinsel nahe Karlskrona-Hanö ca. 50 sm
Haben wunderbar im gut geschützten Hafen geschlafen und brechen nach dem Frühstück auf um weiter nach Norden unsere Bahn zu ziehen. Der Wind steht gut und so segeln wir bei strahlendem Sonnenschein durch die Schären bei Karlskrona. Sehr schön hier. Wir erinnern uns sofort an unseren Törn von Stockholm nach Turku. Alle Erinnerungen sind wieder da. Selbst das Navigieren. Doch im Gegensatz dazu ist dieses Schärengebiet hier nur eine sehr kleine Zwergkopie und leider schon nach einigen Seemeilen wieder zu Ende und wir haben leider zu wenig Zeit um hier länger zu verweilen. Wir nehmen diese schönen Eindrücke mit um schnell an Karlskrona vorbei Richtung Westen zu segeln. Wir haben keine Lust auf Stadt. Sieht schon von Weitem irgendwie nicht einladend aus. Kann aber auch am Wetter und der Perspektive liegen. Dabei müssen wir 2 sm gegenan motoren. Die Wellen sind steil und hoch und dann fällt auch noch der Motor aus. Kurze Ratlosigkeit und schon treiben wir munter auf die Schären zu. Der Benzinschlauch ist undicht. Schnell ein Stück gekürzt und wieder aufgesteckt und alles ist gut. Suchen gegen Abend einen wunderschönen Naturhafen in der Nähe von Karlskrona auf. Überall Familien und sehr entspannte und freundliche Menschen am Steg. Ein altes Vereinshaus aus Holz steht dort verwunschen auf einer Wiese und steht für alle offen. Mit Kaminofen und Petroleumlampe. Hier scheint die Zeit still zu stehn. Nebenan Plumsklo de luxe mit echten Blumen und mit schwedischen Autozeitschriften, in denen sogar ein Trabi zum Verkauf steht. Die Globalisieung scheint überall zuzuschlagen ;o) Machen eine kurze Wanderung durch einen sehr schönen und verwunschenen Buchenwald und dann gibts Essen und Wein. Ein schöner Schärentag.
Am nächsten Tag dreht der Wind gegen Osten. Besser gehts ja kaum auf dem Weg weiter nach Südwesten die Hanöbucht runter. Etwas Wehmut kommt auf. Dies war der nördlichste Punkt unserer Reise, ab jetzt geht es nur noch nach Süden.....
Doch der Wind ist recht stark und mit ihm auch die Wellen. Empfangen mitten auf der Hanöbucht über 147 kHz eine Wind und Böenwarnung des DWD für die Ostsee und so beschließen wir auf der Insel Hanö Halt zu machen, da der Wind bis 6 Bf auffrischen soll. Auch Die See hat sich trotz des raumen Windes schonwieder bedrohlich aufgebaut. Eine Welle steigt sogar mal kurz über den Süllrand. Wegen dieser Umstände gelangen wir nun zum Glück auf diese wunderschöne kleine Insel und deren maritimen kleinen Hafen. Kleine, rote Häuser, Leuchtturm, Fischerboote, der Wind heult, die Möven kreischen.....Es ist schön hier zu sein. Da hat uns der Greif wiedereinmal heil über die See gebracht.
3.-5.8. Hanö-Simrisham-Tejn (Bornholm) 33/25 sm
Vor uns liegen über 30 sm offene See der Hanöbucht. Aber der Wind ist wieder günstig und kommt genauso raum wie die Wellen. Wir machen gut Fahrt und die Sonne lacht. Langsam läßt der Wind nach und ich beginne aus lauter Langeweile über die Möglichkeiten der Beschleunigung nachzudenken. Als uns dann auch noch eine Yacht überholt muß etwas passieren. Entweder wir schmeißen unsere Ausrüstung über Bord, oder wir brauchen mehr Segelfläche. Ich hole die Sturmfock aus der Backskiste und Schlage das Top am Achterstag an und ziehe selbige mit einem Fall hoch. Stefan hält mich für verrückt, aber ich bleibe hartnäckig. Der Pinnenpilot läuft und wir haben ja nichts anderes zu tun. Das Vorstag wir unten am Focktraveller befestigt und nachdem Stefan die Fock halbwegs durchgesetzt hat und sie nun nach der Befestigung in achtern an der Reling ein Dreieck zwischen Focktraveller, Achterstag und Reling bildet, steht sie wie eine eins und gibt uns tatsächlich bis zu 0,5 Kn mehr Fahrt. So is schön. Es sieht zwar komisch aus, ein Jollenkreuzer mit drei Segeln, aber diese Selbstbastelbesanvariante läuft sehr gut und wird ab jetzt fester Bestandteil des Fahrtensegelns. Wir genießen nun die Fahrt bei 5,5 Knoten und können so tatsächlich etwas mit den Dickschiffen mithalten. Lesen, Kaffee und Philosophieren verkürzen uns ein wenig die Zeit. Kurz vor Simrisham schlief der Wind dann leider total ein und wir motoren die letzten Meilen bis in den Hafen. Erst bin ich nicht so begeistert von diesem Touriyachtenhafen, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran und dank Sonne und der gut erhaltenen Silhouette der Altstadt haben wir einen schönen maritimen Anblick. Heute gibts mal keine Kartoffeln, sondern Nuddeln mit Soße und reichlich Knofi. Für uns nach der Kartoffelschlacht ein regelrechtes Geschmackserlebnis. Dann noch das Wetter gecheckt und beschlossen, dass wir nicht nach Ystad fahren, sondern wieder nach Bornholm und eventuell selbieges Eiland eventuell noch runden wollen. Wir werden sehn...
Am nächsten Tag verziehen sich schnell die Wolken und es heißt Leinen los und wieder nach Bornholm. Mit straffem Amwindkurs gegen die Welle geht es am Verkehrstrennungsgebiet vorbei, Richtung Tejn. Immer näher kommen wir den uns kreuzenden Frachtern auf unserem Kurs. Wir machen uns erstmal wenig Gedanken, da der Verkehr nicht stark ist und wir ja deutlich außerhalb des Verkehrstrennungsgebietes liegen und KVR usw. Doch es kam etwas anders. Eine Fähre passiert deutlich vor uns und auch ein Frachter. Beide von backbord. Dann kommt in der Ferne backbord ein relativ kleiner Frachter und die Peilung scheint zu stehen. Da wir ständig wegen leicht böigem Wind die Geschwindigkeit ändern, gehe ich davon aus, dass er plant vor uns durchzugehen, was auch insgesamt Sinn machen würde, da unsere Geschwindigkeit eher langsam ist und nicht zur Beschleunigung neigt. Zur Kontrolle Schalten wir das AIS dazu. Der Frachter ist jetzt schon unter 2 sm dran. Ich behalte meinen Kurs bei und bin verunsichert. Ich schaue aufs AIS und gehe davon aus, dass er seinen Kurs etwas nach Backbord ändert, um vor uns durchzugehen, oder doch nach steuerbord, um hinter uns seine Bahn zu ziehen. Doch nichts passiert und sowohl die Peilung, als auch das AIS sprechen eine deutliche Sprache: Kollisionskurs. Also entschließe ich mich aufgrund des Größen und Geschwindigkeitsunterschiedes zum Manöver des vorletzten Augenblickes und weiche in Betrachtung der Gesamtsituation nach Backbord aus, indem ich deutlich abfalle. Und schon kreuzt der Frachter mit 15 Knoten unsere Bug. Laut AIS 102 m Abstand. Als das Heck vorbei zieht sind es ungefähr noch 80 m. Dann kommt die Welle und zwei verdutzte Segler sind um einige Erfahrungen reicher: Er hätte uns direkt überrollt! Aus dem AIS Plott entnehmen wir, dass er weder den Kurs, noch die Geschwindigkeit verändert hat, obwohl er ausweichpflichtig gewesen wäre. Wir lernen daraus, dass es die KVR und die Kurshaltepflicht sicherlich gute Sachen sind, aber man muß es ja nicht darauf ankommen lassen und weicht lieber rechtzeitig aus und macht einen großen Bogen um die dicken Pötte. Ist uns ja eigentlich nicht neu die Erkentniss und schließlich müssen die arbeiten und wir sind zur Freizeit hier.
Nach diesem aufregenden Intermezzo nehmen wir wieder Kurs auf Bornholm und machen dank Winddrehung mit fast achterlichen Winden an Sandvik vorbei Kurs auf Tejn. Ein alter großer Fischereihafen. Große geschützte Becken mit Industriecharme warten auf uns. Finden einen der wenigen Gastlieger und schauen uns den Ort an. Früher waren hier scheinbar sehr viele Fischkutter, Kühlhallen, Lagerräume, Fabriken und Werkstätten, welche alle den Leuten vor Ort über Generationen Arbeit gegeben hatten. Nun war scheinbar schon seit einiger Zeit Schluß und alles ist noch da, nur keine Menschen und Kutter. Ein paar Netze, Kisten, Radlader, aufgebrachte Boote ist alles was blieb. Es wirkt etwas depressiv. Im alten Verwaltungsgebäude sitzen die alten Fischer beim Bier und versuchen den Tag rumzubringen. Keiner braucht sie mehr.
Wir haben inzwischen ein Problem. Viel Wind und Welle kündigt sich an. Wir werden morgen hier festsitzen und erst Mittwoch weiterkommen. Uns läuft ganz langsam die Zeit weg. Und wollen wir Bornholm runden, oder auch nicht, sind das gute 70 sm bis nach Rügen. Das bedeutet mindestens 14 Stunden Überfahrt. Die Benzinvoräte neigen sich etwas nach unten. Wir haben momentan noch gute 60 Liter. Das klingt erstmal gut. Wenn wir 45 für die Überfahrt behalten, sind wir auf der sicheren Seite. Wetter für die geplante Überfahrt am Donnerstag sieht ganz gut aus. Kaum See und oft passiger Wind. Rund Bornholm, oder nicht? Wir werden sehn.
Wir haben noch nicht einmal Lebensmittel gekauft und werden das auch nicht brauchen. Das kommt unserer Bordkasse deutlich entgegen, da da Hafengebühren unsere Reisekasse mit über 20 Euro pro Nacht doch sehr strapazieren. Trotzdem lechzen wir inzwischen sehr nach einem saftigen Steak......
Wandern aus Langeweile von Tejn zu den nahegelegenen Felsen, wo auch schon die Wickinger waren. Hier fühlt man sich fast wie in Kroatien. Bornholm ist einen eine schöne, vielseitige Insel.
Tejn-Snogebaek-Sassnitz-Stralsund-Schaprode ca. 120 sm
Es geht zurück, leider... Wir sind gerade an einem so schönen Ort der Insel angelangt und müssen doch weiter. Snögebaek hat ein sehr kleines Hafenbecken und ist für große Yachten ungeeignet wegen dem Tiefgang. Gut für uns. Wir bekommen ohne Probleme einen Platz und machen einen Rundgang durch diesen schönen Urlauberort mit seinen chilligen gastronomischen Einrichtungen und dem schönen Strand mit seinen vielen entspannten Urlaubern. Viele junge Leute und Familien aus Deutschland sind hier anzutreffen. Am nächsten Morgen brechen wir in aller Frühe auf, mindestens 65 sm liegen nun vor uns. Eigentlich wäre ich gerne nach Swinemünde gefahren, wollte in einem Ritt Rügen, Bornholm und Usedom runden, aber das lassen der Wind und die Welle nicht zu. Also auf nach Rügen.
Können den meisten Teil der Überfahrt hart am Wind segeln und Motoren das letzte Stück und landen am späten Abend in Sassnitz an. Dort machen wir an dem neuen Sportbootlieger fest und gehen mal ordentlich essen. Alles schwankt: das Klo, der Tisch und mit ihm die Pizza und irgendwie scheint auch um uns rum alles etwas haltlos zu sein...Am nächsten Tag geht es nach Thiesow und von da nach Stralsund, wo Stefan aussteigt und Sandra an Bord kommt.
2.-4.9.14 Ralswiek und rund Hiddensee ca: 80 sm
Es soll ein kurzer entspannter Urlaubstripp werden. Mit Sandra geht es von Schaprode nach Ralswiek, dann rund Hiddensee nach Stralsund und von da über Neuendorf wieder nach Schaprode. Dabei gelingt es endlich mal in Neuendorf festzumachen. All die Jahre ist es mir nicht gelungen dort einen Platz zu ergattern. Doch jetzt in der Nachsaison ist das endlich kein Problem. Und nur soviel: Es hat Gründe, warum der Hafen immer rappelvoll ist....:o) Beim Kochen stellt sich immermehr heraus, das der Kocher spinnt. Irgendwo ist ein leck und es schlagen Flammen aus der Seite. Da mit Gas nicht zu spaßen ist, nehme ich die Sache ernst, kann aber erstmal keine Ursache ausmachen. Wir benutzen ab sofort den Ersatzkocher. Viel Sonne und guter Wind aus der richtigen Richtung und das bei sehr sommerlichen Temperaturen mit Sonnenuntergang. Was will man mehr...
8.10.-10.10.14 Rund Rügen gegen den Uhrzeigersinn ca. 115 sm
Wieder unterwegs mit Stefan.Traumwetter (ungewöhnlich warm, wie im Sommer), geankert bei Stahlbrode, dann Hafen Lohme, hinter Kap Arkona erst Flaute durch Abdeckung, dann Richtung Hiddensee kaum gegenan gekommen bei Süd 4-5 Bf. Eine schöne Rundung gegen den Uhrzeigersinn. Im Hafen von Lohme kaum ein Boot. Auch kein Hafenmeister mehr. Toilette nur mit 50 Cent. Dumm, wenn man keine hat...
Es ist auch mal genug Zeit, mal den Kocher zu zerlegen. Das Problem ist eine alte Gummidichtung an der das Gas vorbeiströmt und da wir ja nicht ohne Grund 300 Kilo Zuladung haben, finden wir tatsächlich an Bord auch ein passandes Ersatzteil und siehe da, der Kocher läuft wieder. Sehr schön, gerade bei kühleren Temperaturen, wegen Kaffee, 5 Min. Terrine und Grog. Was tut man nicht alles für ein gutes Bordklima.
Es ist Oktober und die Saison will nicht aufhören und der Sommer anscheinend noch nicht gehen. Aber die Tage sind deutlich kürzer und Nachts wird es schon empfindlich kühl. Zufrieden langen wir wieder in Schaprode an und gehen erstmal in einen warme Gaststube essen.
28.10.-30.10.14 Rund Rügen im Uhzeigersinn (Einhand)
28.10.2014 Schaprode-Thiessow 32 sm
Das Wetter ist tagsüber noch recht mild und sonnig. Was ist blos los mit diesem Sommer, kann das bitte ewig so weitergehn... Ein schöner Absegeltörn liegt vor mir, bevor das Boot aus dem Wasser kommt. Breche früh auf und genieße die schnell aufgehende Sonne, welche bei achterlichen Winden doch noch ein angenehmes Bordklima schafft. Es geht vorbei am Dornbusch. Vogelschwärme ziehen ihre Bahnen und ein Fischer fährt vorbei. Ansonsten sind alle weg, die Saison ist zu Ende und ich bin anscheinend ganz allein unterwegs. Bis Kap Arkona ist es eine Freude nochmal auf der Ostsee zu Segeln. Das Licht ist außergewöhnlich und das Boot läuft ganz gut. Doch kaum bin ich am Kap aus der Deckung raus, geht das Drama auch sofort los. Wind von 3 auf 5 Bf mit Böen und völlig unerklärbare riesige Wellen von vorn, obwohl der Wind seitlich drückt. Schaffe grad noch zu Reffen und selbst mit gerefftem Groß ist das alles sehr grenzlastig. Wenigstens scheint die Sonne. Der Wind kommt nun auch nicht aus Süd, sondern vorlicher und damit segel ich jetzt fast Richtung Bornholm, dank der brachialen Drift.
Die Wellen und der Wind sind so stark, dass ich schwer zu kämpfen habe, 2 Stunden geht das und dann ist erstmal relativ Ruhe. Der Wind geht wieder auf 3-4 Bf und kommt jetzt endlich südlicher. Trotzdem wird es nicht reichen. Reff raus und hart an den Wind. Hart am Wind bedeutet in dem Fall 50 Grad. Na tolle Wurst. Wenn ich Kreuze bleiben da ja bei jedem Schlag max. 40 Grad in die halbwegs richtige Richtung. Das motiviert ja ungemein. Segel also erstmal weit raus auf die See und dann fast die gleiche Strecke wieder zurück. Dann nimmt der Wind so stark zu, dass ich wieder Reffen muß. Macht dann 60 Grad am Wind. Es zieht sich und wird jetzt auch langsam ziehmlich kalt. In der Nähe zieht ein Traditionsegler mit Vollzeug seine Bahn Richtung Sonnenuntergang zum Hafen von Glowe. Komme nach einigem Kreuzen endlich wohlbehalten und zeitgleich mit dem Sonnenuntergang in Lohme an. Und tärä: Ich bin der einzige Gast im Hafen. Ha, da kann ich ja die ganze Nacht anlegen üben ;o))
Bin voll durchgefroren und kehre erstmal ins Gasthaus "Daheim" ein. Erster Eindruck: naja. Bestelle Dorsch und bin überrascht. Nicht billig, aber sehr viel gutes Essen. Satt und zufrieden steige ich nun im Dunkel die Treppen zum einzigen Boot hinab und es ist irgendwie etwas gruselig so allein. Besonders deshalb, da sich die einzig kaputte Lampe genau da befindet, wo ich festgemacht habe. Ein wunderschöner Sternenhimmel, Grog und schlafen. Wetterprognose sagt zuviel Wind und Regen voraus. Werden wir sehn. Is ja erst morgen.
29.10.14 Lohme-Thiessow ca. 30 sm
Jetzt ist morgen und ich sag mal so: Es könnte schlimmer sein...
Heute morgen gegen 7 Uhr aufgewacht, null Sonne, dafür dichter Nebel und leichter Sprühregen und gefühlte minus 5 Grad. Supi. Es fällt mir schwer mich aufzuraffen, denn wer will da schon freiwillig raus? Was solls, ich muß in die Gänge kommen. Also alles anziehen was ich bei hab: lange Unterwäsche, dicken Pullover, Jeanshose, Skihose, Goretex Hose. Dann Dicke gefütterte Jacke, doppelte Socken und Handschuhe. Supi, ich kann mich nicht mehr bewegen...aber is warm. Dann vor dem Ablegen Kaffee und 5 min. Terrine fertig machen. Strom ab und Leinen los und ab in die Suppe. Die Sicht beträgt unter 2 sm. Das ist nicht viel. Habe AIS laufen und sehe schon beim fahren aus dem Hafen, ich bin nicht allein. Da gibt es ein Zollboot, ein Polizeiboot, ein Frachter , ein Schnellboot und ein Fahrgastschiff. Alle im Umkreis von 2,5 sm, aber ich seh sie nur auf dem Monitor. Na das kann ja was werden. Setze Fock und los gehts. Aber nicht lange, kaum liegt der Kreidefelsen hinter mir und damit auch die Deckung, bricht der Wahnsinn los. Süd mit 5 Bf und Wellenberge von allen Seiten. Mit der Fock allein ist die Höhe nicht zu halten. Zu allem Überfluß streikt die Batterie und sowohl die Positionslampen, als auch der Laptop brauchen unbedingt Strom! Also Motor an und mitlaufen lassen. Alleine ist alles recht anstrengend. Da der Pinnenpilot diesen Wahnsinn nicht gut findet, muß ich selber ans Steuer, kann dadurch aber weder Trinken, Essen, das Navi erreichen oder geschweige dann mal Pinkeln. Supi, supi! Ich überschlage kurz die Strecke, in 1,5 Stunden müsste ich in der Abdeckung sein. Da muß ich durch. Das Boot stampft ganzschön durch die Wellen, ein Wunder das es das aushält. Stückchen für Stückchen kämpfen wir uns über die Bucht. Es fällt schwer Höhe zu machen. Einmal unterschneide ich auch eine Welle und der Greif bohrt sich in die See und nimmt dann ganzschön über. Ich muß an einen Song von Dirk Zöllner denken: "Das Wasser springt mir ins Gesicht, doch diese Schläge spür ich nicht. Ich schrei es an, ich lach es aus, der Regen spendet mit Applaus."...
Man, was für ein Mist. Alleine ist das deutlichtlich schwerer zu händeln, da ich von der Pinne nicht wegkomme. Auch nicht für eventuell sinnvolle Manöver. Eine missliche Lage. Daher ist es immer gut, dass man sich voher!!! auf so eine Situation einstellt: Passende Karte und GPS in die Plicht legen, Essen und Trinken in die Plicht legen, vorher Pinkeln und dann warm anziehen inklusive Schwimmweste und Lifeline. Dann hat man erstmal alles in Reichweite.Ja,ja...hätte, hätte Fahrradkette ;o)
Und dann liegt da vor Binz auch noch ein Frachter vor Anker, genau im Weg. Endlich bin ich in der Abdeckung. Der Pinnenpilot steuert und ich koche mir was und kann endlich mal pinklen. Hinter Sellin bin ich grad mit den Problemen der Stromversorgung beschäftigt und kurz in der Kajüte verschwunden, kaum bin ich wieder draußen sehe ich Backbord recht nah ein Makierungsfähnchen für Netze und denk mir nicht viel dabei. Als ich jedoch um mich rum lauter Schwimmkörper sehe, hechte ich wie ein Blitz zum Motor, mache ihn aus und reiße das Ruder rum, egal was das Segel grad will. Kurze Panik und unter Motor geht es im großen Bogen um die Netze drumrum. 5 Sekunden später und ich hätte vielleicht fest gesessen. Puh. Doch die Freude ist kurz. Bei Südwest 5 ins Landtief Richtung Greifswalder Bodden zu fahren, kann nicht gut enden. Was für eine Hackwelle. Die Ruhe ist sofort vorbei. Die Fock ächtst und der Motor heult, aber ich halte eisern 180 Grad, für Untiefen ist jetzt kein Platz. Soll ich weiter nach Usedom? Thiesssow ist verlockend nah, aber auch schwer erreichbar. Halte noch ein Stück 180 Grad und wende dann und kann ohne Motor nur mit der Fock Richtung Thiesow segeln. Vorbei an Klein Zicker geht es in die Abdeckung und endlich in den Hafen. Was für ein Ritt. 30 sm in 5 Stunden. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6 Knoten. Bin sehr durchgefroren. Gehe erstmal nach Klein Zicker ins Restaurant und esse Scholle und trinke Grog(mit deutlich weniger Rum als ich es gewohnt bin). Danach sieht die Welt schonwieder wärmer aus. Draußen wird es finster (17 Uhr) und die Sicht wird noch schlechter. Treffe den Hafenmeister, welcher mit der Bierversorgung im großen Ausmaß beschäftigt ist und sich sehr wundert, dass ich mit dem Boot angereist bin, ist ihm garnicht aufgefallen. Schau mich noch ein wenig im Hafen um und genieße die Eindrücke bis es dann ganz dunkel ist. Zeit sich in die zum Glück beheizte Kajüte zu verziehen. Inzwischen regnet es. Morgen soll es weniger Wind und Regen geben. Da sich aber alle Wettermeldungen wiedersprechen, lass ich mich überraschen...
30.10.2014 Thiesow-Schaprode 35 sm
Sagen wir mal so: es gibt bessere Jahreszeiten zum Wasserwandern... Es ist saukalt und durch die Feuchtigkeit geht das durch und durch. Wurde heute früh wie erwartet durch auslaufende Fischer gegen 4.30 Uhr geweckt. Hab dann noch gedöst und dem entstehenden Sonnenaufgang zugeschaut. Thiessow scheint sowohl für Sonnenuntergänge, als auch für Sonnenaufgänge der bestens geeignete Ort zu sein. Sieht gegen 7 Uhr durchaus spektakulär aus. Pell mir wieder alle Sachen über, mache Kaffe und ne 5 min. Terrine. Kabel ab, Leinen los und ab gehts zum letzten Schlag in diesem Jahr. Der Greifswalder Bodden ist inzwischen spiegelglatt und bereitet mit der aufgehenden Sonne und den leichten Wolken einen sehr schönen und friedlichen Eindruck. Völliger Kontrast zu gestern. Motore gegen den kaum vorhandenen Wind gen Stralsund und lasse die Eindrücke auf mich wirken und die Seele baumeln. Gute tausend Seemeilen hat der Sommer gebracht und es war ein guter Sommer. Lese entspannt Sönke Roevers Buch "Auszeit unter Segeln" zu ende und schwelge in Erinnerungen an die vielen Orte des Buches, wo ich auch schon mit der "Tide" war. Hab die Zeit diesmal so abgesteckt, dass Mastlegen in Stralsund mal entfällt. Pünktlich 12 Uhr bin ich da und 12.20 Uhr geht tatsächlich die Brücke hoch. Die Sonne strahlt und vor mir passiert das alte Fährschiff "Stralsund" aus Wittow die Brücke und macht sich mit mir auf den Weg Richtung Usedom. Die Silhouette von Stralsund ist immer schön anzusehen und bei dieser Sonne sowieso. Spare mir heute mal eine gemühtliche Hafenrundfahrt, da es ja wieder schnell dunkel wird und ich heute noch das Boot klar machen möchte für die morgige Kranung und Trailerfahrt. Damit geht "Reise,Reise" für dieses Jahr zu Ende, aber nächstes Jahr bestimmt weiter...
Durch Anregung eines anderen Segelfreundes auch dies noch mit auf den Weg:
»Für mich ist mein Traumboot sowohl Selbstzweck wie auch ein Weg, auf dem ich, ohne danach eigentlich zu suchen, den Platz finden kann, der mir wirklich gefällt: eine Ecke in der Welt, in der das Wort “leben” nicht synonym mit “kämpfen” ist und in der der Gott des Geldes mit seiner Masse lärmender Anhänger sein Reich mit anderen Göttern teilen muß, mit der Sonne, der Natur, dem Frieden und dem einfachen Leben.«
aus ‘Vagabund der Meere’ von Bernard Moitessier
Hiddensee im Oktober 2014
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